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Lorenz Leitgeb ist verantwortlich dafür, dass beim Antholzer Biathlon-Weltcup alles glattläuft. © SN

Was passiert in Antholz, Herr Leitgeb?

Hier kritisierte Olympia-Bauten und eine Millionen-Strafe, da ein ungebrochener Zuschauerzuspruch und das größte Sportevent, das die Region je gesehen hat. Antholz erlebt eine aufregende Zeit. Deshalb haben wir der Südtirol Arena exakt einen Monat vor dem Biathlon-Weltcup einen Besuch abgestattet und uns mit OK-Chef Lorenz Leitgeb unterhalten. Es wurde ein Gespräch mit einem Mann, der so persönlich an diesem Projekt hängt wie kein anderer.

Von:
Alexander Foppa

Es ist wenige Tage vor Heiligabend, als sich die SportNews-Redaktion mit Lorenz Leitgeb auf einen Interviewtermin festlegt. Während für andere besinnliche Weihnachten nahen, eilt der 47-Jährige gerade von Termin zu Termin, stürzt sich von einer Sitzung in die nächste. Es ist die heiße Phase in den Vorbereitungen auf den Biathlon-Weltcup Ende Jänner. Dennoch nimmt sich Leitgeb rund anderthalb Stunden Zeit, um dem Medienbesuch seine Arbeit, insbesondere aber die vielen Neuigkeiten im Antholzer Biathlonzentrum zu erklären.


Denn der OK-Chef weiß: So anstrengend und kräftezehrend diese Zeit auch ist, es gilt jede Möglichkeit zu nutzen, um einige Dinge ins rechte Licht zu rücken. Die Gemeinde Rasen-Antholz wurde nämlich wegen Ungereimtheiten bei der Vergabe der Olympia-Bauarbeiten in der Südtirol Arena zu 2,7 Millionen Euro Schadenersatz verdonnert. Gleichzeitig sind die Kosten für die Arbeiten von den anfangs geplanten 26 Millionen auf über 50 Millionen Euro gestiegen. Das sorgt bei manch einem im Tal für Unmut.

„Ich freue mich über jeden, dem ich das hier alles zeigen und erklären darf“ Lorenz Leitgeb

Leitgeb sagt etwas nachdenklich: „Wir tun wirklich viel dafür, damit die Bevölkerung hinter uns steht. Aber nicht jeder lässt sich abholen, um den Weg mit uns zu gehen.“ Er schiebt erklärend hinterher: „Klar ist viel verbaut worden. Wir bewegen uns aber stets innerhalb der ausgewiesenen Sportzone, sind also flächenmäßig nicht gewachsen. Zudem gilt es festzuhalten, dass wir von der Gemeinde keine Beiträge kassieren. Das Biathlonzentrum trägt sich komplett alleine.“

Aus 26 Millionen werden mehr als 50 Millionen

Die Umbaumaßnahmen in Hinblick auf die Olympischen Biathlonwettbewerbe 2026 sind so gut wie abgeschlossen. Es fehlen lediglich noch kleinere Handwerksarbeiten, andere Neuerungen – wie etwa der unterirdische Schießstand – werden erst nach Olympia fertiggestellt, weil die Räumlichkeiten während der Spiele anderweitig genutzt werden. Es ist ein Projekt, von dem der Biathlonsport in Südtirol, aber auch in ganz Italien noch Jahrzehnte profitieren soll. Das neue Prunkstück, der deutlich verlängerte Zieleinlauf hinter einer Glasscheibe oberhalb des Schießstands, wird bereits beim bevorstehenden Weltcup genutzt.

Neu sind unter anderem Kommentatorenkabinen und der Zieleinlauf rund um den Schießstand. © Günther Leitgeb


„Kritik und Meinungen sind legitim und richtig. Aber mich stört es, wenn man sich nicht vor Qrt informiert, mit uns redet“, sagt Leitgeb. Das gelte nicht nur für Skeptiker im Tal, sondern auch für jene von Außen, wie etwa Felix Neureuther, der in einer ARD-Doku kaum ein gutes Haar am Antholzer Biathlonprojekt gelassen hat. „Wir haben ihn eingeladen und werden ihm einige Tage vor dem Weltcup bei einer Führung die Umbauarbeiten erklären. Es wäre schön gewesen, wenn wir diese Möglichkeit im Vorfeld der TV-Sendung gehabt hätten.“ Grundsätzlich gelte: „Alle sind willkommen. Ich freue mich über jeden, dem ich das hier alles zeigen und erklären darf“, so Leitgeb.

Ein Leben fürs Biathlon, ein Leben für Antholz

Man merkt, dem Hauptverantwortlichen in der Südtirol Arena geht die Kritik persönlich sehr nahe. Kaum einer hängt so sehr am Antholzer Biathlonprojekt, wie der aus Mittertal stammende Leitgeb. Er hat „hier als junger Bursche am Glühweinstand“ angefangen, war später in diversen Arbeitsgruppen, im Biathlonvorstand, als Wettkampfleiter tätig. Seit sieben Jahren ist er OK-Chef.

Heute sagt er: „Die letzten 15 Jahre hat sich hier unheimlich viel verändert, intensiviert, verbessert. Ich habe vielleicht nicht immer alles richtig entschieden, bin aber sicher an den Herausforderungen gewachsen.“ Das gelte übrigens für das gesamte Team, das neben Leitgeb noch zehn Festangestellte umfasst. Im Jänner kommen 30 weitere Personen hinzu, während der Weltcuptage sind dann sogar mehr als 1000 Mitarbeiter – viele von ihnen Freiwillige – am Werke.
„Früher haben wir 5 Prozent der Tickets in Italien verkauft, jetzt sind es 35 Prozent“ Lorenz Leitgeb

Die vielen Helfer werden sich vom 23. bis 26. Jänner wieder um mehr als 50.000 Besucher kümmern. Zwar sei man, laut Leitgeb, noch entfernt von den großen Zuschauerzahlen aus Vor-Corona-Zeiten, doch dahin wolle man ohnehin nicht mehr. „Ich denke, wir haben das richtige Mittelmaß gefunden. So können auch Einheimische vor Ort noch spontan an Tageskarten kommen.“ Ein Fakt freut Leitgeb dabei besonders: „Früher haben wir nur rund 5 Prozent der Tickets in Italien verkauft, mittlerweile sind wir bei 35 Prozent. Es ist toll zu sehen, wie der Biathlonsport hier anzieht.“

Verkauf von Olympia-Tickets startet

Auch bei Olympia werden viele Besucher aus der näheren Umgebung anreisen. Bei den Medaillenrennen ist die Kapazität im Vergleich zum Weltcup leicht reduziert worden: 19.000 Besucher haben dann in der Südtirol Arena und entlang der Loipen Platz, bis zu 15.000 Tickets gehen in den freien Verkauf. „Damit sind wir der Olympia-Schauplatz mit der größten Zuschauerkulisse“, bemerkt Leitgeb stolz. Am 4. Februar beginnt die erste Verkaufsphase, die nicht vom Antholzer Biathlonkomitee, sondern von den Olympia-Ausrichtern in Mailand durchgeführt wird. Auf deren Portal müssen sich Interessierte zuvor anmelden.

Lorenz Leitgeb hat in seinem Büro in der Südtirol Arena gerade alle Hände voll zu tun. © SN


Überhaupt sind Leitgeb & Co. während der Winterspiele 2026 „nur“ Gastgeber und nicht Ausrichter. „Das ist alles eine riesengroße Nummer. Wir unterstützen die Stiftung Milano-Cortina 2026 aber nach Kräften, wir stecken unser gesamtes Personal, unsere Ressourcen, unser Knowhow in dieses Projekt.“ Bereits jetzt fließe der Großteil der Arbeiten des Antholzer Biathlonkomitees in die Olympia-Vorbereitung, der Weltcup „geht fast nebenbei“, schmunzelt Leitgeb.

Freizeit oder Urlaub sind für den zweifachen Familienvater momentan Fremdwörter. „Wenn sich mal ein paar Stunden ausgehen, genieße ich diese mit meinen Kindern und meiner Frau. Oder ich mache eine schnelle Skitour rauf zum Staller Sattel“, mehr sei aktuell nicht drin, so Leitgeb, „das ist heuer und nächsten Jahr nun mal so. Dennoch liebe ich diesen Job – und ich freue mich wie ein kleines Kind auf Olympia.“ Diese Sätze spricht Leitgeb, als wir längst von seinem Büro runter zum Parkplatz am Loipenrand gegangen sind. Der OK-Chef verabschiedet sich nun. Er muss los, der nächste Termin wartet.



Der Biathlon-Weltcup 2025 in Antholz:
DatumUhrzeitWettkampf
Donnerstag, 23. Jänner14.30Sprint Frauen
Freitag, 24. Jänner14.30Sprint Männer
Samstag, 25. Jänner13.00Verfolgung Frauen
Samstag, 25. Jänner14.55Staffel Männer
Sonntag, 26. Jänner12.05Staffel Frauen
Sonntag, 26. Jänner14.45Verfolgung Männer

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