Olympia kann kommen – mit einer Bitte

Blau, Schwarz, Rot, Grün, Gelb – als wir morgens in Antholz Mittertal in den Shuttle-Bus in Richtung Wettkampfstätte stiegen, wurden wir stets daran erinnert, worauf das große Heim-Spektakel der Biathleten eigentlich hinausläuft. In der vergangenen Woche wurden täglich tausende Menschen von diesen überdimensionalen Ringen empfangen, die bereits ein Jahr vor einem der absoluten Höhepunkte der Südtiroler Sportgeschichte für olympisches Flair sorgen.

Dem Geist der Winterspiele konnte man nicht entrinnen, selbst die Athleten erwischte man dabei, wie sie bereits mit manchem Gedanken in die nächste Saison abschweiften. &bdquo;Ich freue mich darauf, wenn sie endlich hinter dem Schießstand stehen“, malte sich Lukas Hofer schon am Mittwoch im Interview mit der Dolomiten ein Bild davon, wie die olympischen Ringe die Südtirol Arena in einem bisher noch nie dagewesenen Glanz erstrahlen lassen werden.

Biathlon fühlt sich wie Familie an Für mich selbst hat sich der Weltcup sogar etwas wie Olympia angefühlt. Klar, bisher habe ich weder Sommer- noch Winterspiele hautnah miterlebt, in gewisser Hinsicht habe ich mich aber an die zurückliegende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland erinnert gefühlt. Begeisterte Fans aus jedem Winkel der Welt lassen den Sport eben erst zu jener Faszination aufblühen, welche die Liebe zu meinem Job hat entstehen lassen. Hier mit Norwegern schäkern, da mit Franzosen plaudern – irgendwie hat sich das wie eine riesengroße Patchwork-Familie angefühlt.

Die Fans sorgten für mächtig Stimmung. © ANSA / ANDREA SOLERO

Nicht vergessen darf man dabei die Biathlon-Gaudi in Antholz Mittertal. Wenn man so will, war dies das olympische Dorf für die Fans, in dem die Biathlon-Pilger dank der heimischen Vereine an Ständchen und in eigens aufgebauten Holzhütten mit Speis und (teils reichlich) Trank den Abend ausklingen lassen konnten.

Jetzt folgt endlich die Krönung Fünf Weltmeisterschaften wurden in Antholz bereits ausgetragen, auf unzählige Weltcups folgt 2026 die Krönung - die längst überfällig ist, wenn man ehrlich ist. Nach Winterspielen an fragwürdigen Orten wie Sotschi, Pyeongchang oder auch Peking kommt das größte Highlight des Wintersports dorthin, wo es hingehört: in die Alpen.

Mein erster Einsatz als Reporter war eine Reise mit einer Unmenge von Begegnungen, Höhepunkten und Eindrücken. Ein Moment wird mir besonders in Erinnerung bleiben – obwohl er eigentlich nur sportlicher Alltag ist. Als Tommaso Giacomel im Sprint mit zwei Strafrunden auf dem Buckel seinen Podestplatz besiegelte, befand ich mich bereits in der Mixed Zone auf Stimmenfang – und wurde selbst kurz zum Fan. Mit der geballten Faust in meiner Jackentasche und einer leichten Gänsehaut schossen mir die ersten Fragen in den Kopf, immerhin war ich am Ende des Tages ja für die Arbeit da.

Träumen sei erlaubt Gegen einen kleinen Hauch von Fantasie konnte ich mich schließlich doch nicht wehren. Bei der Siegerehrung grinsen Giacomel – oder gar Dorothea Wierer und Lukas Hofer – mit einer Medaille vom Podest, im Hintergrund strahlen die olympischen Ringe. Vielleicht ehört Göttin Fortuna mich. Das war der Moment, in dem ich mir ganz sicher war: Antholz, Olympia kann kommen.

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Olympia kann kommen – mit einer Bitte

Der Biathlon-Weltcup in Antholz hat viele Geschichten erzählt – und besonderen Eindruck hinterlassen. Die Olympischen Spiele 2026 können kommen.

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