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Jeanne Richard nimmt eine WM-Medaille ins Visier. © APA/afp / OLIVIER CHASSIGNOLE

Frankreichs Biathlon-Prinzessin wartet auf die Krönung

Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon – das goldene Trio aus Frankreich greift auch bei der WM in Lenzerheide nach dem ultimativen Erfolg. Mit Jeanne Richard wartet eine junge Wilde auf ihre Krönung. Im Interview mit SportNews stand sie Rede und Antwort.

Aus der Biathlon Arena in Lenzerheide

Von:
Christoph Niederkofler

Als Jeanne Richard die Mixed-Zone betrat, wirkte sie bereits wie eine der ganz Großen. Mit den zahlreichen Anfragen der Medien ging sie souverän um, arbeitete sich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht durch die Schlange an Reportern. Angesichts ihrer Gelassenheit mochte man nicht meinen, dass Richard zu den aufsteigenden Sternen im Biathlon-Zirkus gehört, sondern das Geschäft schon seit einigen Jahren in und auswendig kennt. Doch im Gegensatz zu ihren hochdekorierten Teamkolleginnen Julia Simon, Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot befindet sich die 22-Jährige auf einer besonderen Mission. In Lenzerheide soll nämlich ihre erste WM-Medaille her.


Vor einem Jahr feierte Richard bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Nove Mesto ihr Debüt auf der ganz großen Bühne. Während ihre drei prominenten Mannschaftskameradinnen jedoch einen Titel nach dem anderen abräumten – Lisa Vittozzi verhinderte mit ihrem Triumph im Einzel übrigens die totale Dominanz der Französinnen – ging es für die zweimalige Juniorenweltmeisterin im Sprint auf den 15. Platz, in der Verfolgung fiel sie indes drei Plätze zurück. „Im letzten Jahr konnte ich in Nove Mesto so einige Erfahrungen sammeln“, erklärte sie im Interview mit SportNews. „Das war wichtig, weil ich ein paar wichtige Dinge verstanden habe. Dieses Jahr werden wir sehen, aber ich fühle mich richtig gut.“

Richard gelingt der Durchbruch

Dazu hat sie allen Grund, immerhin liegt hinter der ambitionierten Biathletin aus dem französischen Ort Thonon-les-Bains nahe der Grenze zur Schweiz ein eindrucksvoller Aufstieg. Nach einem soliden Auftakt in Kontiolahti und weiteren Ergebnissen in den Top 15 in Hochfilzen, kratzte sie bei ihrem Heimspiel in Annecy-Le Grand Bornand sowohl in der Verfolgung als auch im Massenstart am ersten Weltcup-Podest ihrer Karriere. In beiden Fällen blieb ihr aber nur der undankbare vierte Platz.

Jeanne Richard mischt mittlerweile ganz vorne mit. © APA/afp / MARCO BERTORELLO


Dann sollte der berüchtigte Knoten platzen. Eine Woche nach dem zweiten Platz in der Mixed-Staffel beim Weltcup in Oberhof wuchs Richard im Massenstart von Ruhpolding über sich hinaus und schnappte sich den dritten Platz. Einen der Gründe für ihre jüngsten Erfolge kannte sie selbst nur zu gut. „Vor allem am Schießstand sieht man bei mir Fortschritte. Ich finde es super, dass ich diese Entwicklung gemacht“, führte sie aus. „Im Biathlon kommt es eben auf beide Disziplinen an – und wenn man Selbstbewusstsein hat, ist das immer von Vorteil.“

Richard: „Pusht uns alle eine Menge“

Im Gesamtweltcup liegt Richard zurzeit auf dem fünften Rang, bei der Weltmeisterschaft will sie ihren Namen nun auch auf den Ehrentafeln hinterlassen. Doch die Konkurrenz ist groß – vor allem im eigenen Team. Aber wie fühlt sich das eigentlich an, mit Gesamtweltcupsiegerin Simon, Olympiasiegerin Braisaz-Bouchet und Weltmeisterin Jeanmonnot um Medaillen zu kämpfen? „Ein solches Team zu haben ist natürlich toll, es pusht uns alle eine Menge“, so Richard. Mehr Druck verspürt die Jugend-Olympiasiegerin von 2020 aufgrund dieser Situation aber nicht. „Wenn ich ehrlich bin, ist das Gegenteil der Fall. Es ist einfach ein Schub, der allen enorm hilft.“
„Mein Ziel ist es, dieselben Dinge zu machen wie auch im Weltcup.“ Jeanne Richard

Ihr Fokus liegt daher zu 100 Prozent auf sich selbst – ganz im Stile einer Routinierin. „Mein Ziel ist es, dieselben Dinge zu machen wie auch im Weltcup“, wollte sie sich nicht irgendwelchen Träumereien hingeben. Mit ihrer lockeren Herangehensweise will sie auch in Lenzerheide auftrumpfen, möglichst bereits bei ihrem persönlichen Auftakt in die WM im Sprint am Freitag (15.05 Uhr). „In jeder meiner Trainingseinheiten stehen bei mir die positiven Vibes ganz oben. Das ist einfach mein Ding“, fügte sie an. „Ich sehe viele Athleten, bei denen das nicht der Fall ist. Aber so bin ich einfach.“ Für weitere positive Vibes würde mit Sicherheit eine Medaille in Lenzerheide sorgen – und die damit vollzogene Thronfolge hinter Simon, Braisaz-Bouchet und Jeanmonnot.

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