
Konstantina Charalampidou hat in Antholz einen besonderen Auftritt hingelegt. © Pierre Teyssot
Exotin in Antholz: Aus Griechenlands Sonne in die Loipe
Der Weltcup in Antholz brachte viele Geschichten zutage – auch jene von der griechischen Biathletin Konstantina Charalampidou. Die Exotin aus dem Süden Europas träumt von den Olympischen Spielen, ihr großes Idol ist Dorothea Wierer.
27. Januar 2025
Aus der Südtirol Arena in Antholz

Von:
Christoph Niederkofler
Ihr Blick war zunächst etwas verunsichert, gar verblüfft zeigte sie auf sich selbst. „Ich?“, fragte Konstantina Charalampidou erstaunt über die Tatsache, dass sie in der Mixed Zone von SportNews um ein Interview gebeten wurde. Dann blitzte ein Lächeln in ihrem Gesicht auf und sie stand uns Rede und Antwort – immerhin sorgte ihr Auftritt beim Weltcup in Antholz für einen der besonderen Momente im Sprint der Damen.
Mit Startnummer 97 war die 22-Jährige in das Rennen gestartet, auf dem 97. Platz beendete sie die 7,5 Kilometer in der Südtirol Arena. Eine einzige Strafrunde brockte sich Charalampidou am Schießstand ein, in der Loipe ließ sie aber so manche Minute liegen. Letzten Endes ließ sie mit Stefani Yolova und Aoi Sato dennoch zwei Läuferinnen hinter sich.
Charalampidou: „Das war unglaublich“
Besonders in Erinnerung wird ihr dabei der Zieleinlauf bleiben. Als letzte Athletin war die Exotin noch unterwegs, auf den finalen Metern wurde sie von den Zuschauern über die Linie gepusht. „Sie haben griechische Musik aufgelegt, das war unglaublich. Ich liebe dieses Publikum“, schwärmte Charalampidou und fühlte sich an ihr Weltcup-Debüt in Oberhof nur zwei Wochen zuvor erinnert. „Auch dort wurde ich angefeuert. Das habe ich mir nicht erwartet. Alle waren so: 'Du bist aus Griechenland, was machst du hier?'“, zeigte sie sich begeistert.Charalampidou sorgte für einen der besonderen Momente in Antholz. © Pierre Teyssot
Bereits in der vergangenen Saison bei der WM in Nove Mesto hatte Charalampidou erstmals Luft auf der ganz großen Bühne geschnuppert, der Sprung in den Weltcup sollte ihr aber erst in diesem Winter gelingen. „Dorthin wollte ich schon seit zwei Jahren, aber meine Gesundheit stand mir da ein bisschen im Weg“, führte sie aus. „Jetzt fühle ich mich sehr wohl. Ich bin dankbar, dass ich im Weltcup bin.“
Wierer ist ihr großes Idol
Ihren Platz im Biathlon hat Charalampidou über Umwege gefunden. „Bis dahin hatte ich viele Sportarten ausprobiert, nach einem Monat habe ich die meisten aber wieder hinter mir gelassen“, erklärte sie. Im griechischen Norden stellt Wintersport keineswegs die Ausnahme dar, im Land der olympischen Götter hat auch Biathlon eine gewisse Anziehungskraft – so auch auf sie. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Biathlon ist das Beste, man übt einfach sechs oder sieben Sportarten auf einmal aus.“Konstantina Charalampidou beim Weltcup in Antholz. © Pierre Teyssot
In ihrer Jugend hat sie immer wieder ihrem Vater im kleinen Familienunternehmen, das sich auf Holzverarbeitung spezialisiert hat, unter die Arme gegriffen. „Dann wurde ich gefragt, ob ich im Klub in unserem Ort nicht Biathlon probieren will. Ich war 15 und das war mein Start.“ Ihr großes Vorbild auf ihrem bisherigen Weg? „Ich habe Dorothea Wierer oft zugeschaut, sie ist mein Idol.“
Faszination Biathlon fordert auch Tribut
Um ihrem Lebenstraum nachzugehen, muss Charalampidou auch so manches Opfer bringen. Das griechische Team, das aus ihr und drei Männern besteht, ist nur selten in der Heimat. „Ein Monat unterwegs, eine Woche daheim – das ist unser Rhythmus“, erläuterte sie. Im Sommer trainieren sie vor allem in Ramsau am Dachstein in Österreich. „Zum letzten Mal war ich vor drei Monaten zu Hause, jetzt fahre ich für ein paar Tage zu meiner Familie.“ Danach stehen die nächsten Wettkämpfe an – auch im Langlauf, wo sie immer wieder in FIS-Rennen an den Start geht.Diese Abwechslung soll sie auch ihrem Hauptziel näherbringen, an ihrer läuferischen Leistung will sie nämlich noch feilen. „In der Loipe muss ich zum Beispiel noch schneller werden, das ist noch zu langsam für den Weltcup“, räumte sie ein. „Mein Traum sind die Olympischen Spiele.“ Bekanntlich finden die kommenden Winterspiele in Antholz statt, wo sie sich mit dem Publikum schon angefreundet hat. Und wer weiß – vielleicht erfüllt sie sich ihren Traum an der Seite von ihrem großen Idol.
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