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Die etwas andere Biathletin: Darcie Morton aus Australien. © det

Australiens Biathlon-Exotin: Für ihren Traum kellnert sie im Café

Australien und Biathlon – das passt auf den ersten Blick gar nicht zusammen. Dennoch ist eine junge Dame aus Down Under gerade bei der Weltmeisterschaft dabei und lebt ihren Traum – auch wenn das oft seine Tücken hat.

Von:
Thomas Debelyak

Dass Darcie Morton im wahrsten Sinne des Wortes ein exotischer Farbtupfer im Biathlon-Zirkus ist, das bekommt man entlang der Rennstrecke relativ schnell mit. Während sich norwegische, französische, deutsche oder italienische Biathletinnen überwiegend in blauen, dunkelblauen oder gar schwarzen Anzügen über die Loipen schieben, sticht Morton mit einem schrillen grün-goldenen Outfit heraus. Es sind die Farben Australiens, des Heimatlandes der 24-jährigen Biathlon-Exotin.


Australien und Biathlon – das harmoniert auf den ersten Blick so gut wie ein Känguru und der Nordpol. Dennoch geht Darcie Morton diesem Sport schon seit Jahren mit großer Leidenschaft nach. Und sie schmunzelt, als sie gefragt wird, wie es denn zu dieser ungewöhnlichen Liaison gekommen ist. „Das ist eine Familiengeschichte“, sagt die Australierin. Ihr Papa Cameron ist nämlich einer der Biathlon-Pioniere in Down Under. „Er war 2006 bei den Olympischen Spielen mit dabei und hat uns mit diesem Sport alle angesteckt. Auch mein Bruder war im Weltcup aktiv, meine kleine Schwester ist jetzt im IBU Junior Cup eingestiegen. Seit ich laufen kann, habe ich Skier unter meinen Füßen.“

Darcie Morton im Einsatz. © det


Dabei stammt Morton aus Marlo, einem 600-Seelen-Dorf an der Südostküste von Australien. Die nächste Metropole, also Melbourne, erreicht man in knapp fünf Autostunden. Deutlich näher ist die Hotham Biathlon Arena, die einzige Biathlon-Struktur, die in Down Under diesen Namen wirklich verdient. „Es ist nur zweieinhalb Stunden von mir entfernt und von Juni bis August gibt es dort auch Schnee“, sagt Morton und erklärt gleichzeitig mit einem Lächeln: „Hier muss man die Zielscheiben noch manuell aufstellen.“

Sie war eine der besten Tischtennisspielerinnen, aber...

Dass dieses 1,52 Meter große Energiebündel für den Biathlon-Sport brennt, lässt sich auch an einer anderen Tatsache ablesen. Darcie Morton war früher nämlich eine der besten Tischtennisspielerinnen ihres Landes, sie bestritt mit der Ozeanien-Auswahl sogar in Europa Turniere und hätte wohl in dieser in Australien deutlich populäreren Sportart Karriere machen können. Am Ende entschied sie sich aber fürs Biathlon, für ihre Familie, für ihre Herzensangelegenheit – gleichzeitig aber auch für die Strapazen, die das Leben einer Exotin mit sich bringt.

Am Schießstand ist Darcie Morton hochkonzentriert. © det


Dass Morton sechs Monate am Stück nicht nach Hause kann, ist dabei keine große Sache. Vielmehr ist es in organisatorischer und vor allem finanzieller Hinsicht oft ein hartes Stück Arbeit, den Biathlon-Traum am Leben zu halten. Morton muss ihre Reisen während der Saison selbst planen und die Unterkünfte buchen. Finanziell greift ihr das australische Olympische Komitee und der Biathlon-Weltverband etwas unter die Arme. Ansonsten heißt es für Morton in den Monaten, in denen sie zu Hause ist: Sparen und arbeiten.

Kellnerin und Nachhilfelehrerin

„Biathlon kennt in Australien kaum jemand, unser Verband ist deshalb auch sehr klein, da gibt es kaum Unterstützung. Wenn ich in Australien bin, dann kellnere ich also in Cafés, um Geld zu verdienen. Außerdem helfe ich manchmal als Trainerin für junge Biathleten aus und gebe Nachhilfestunden“, so Morton.
„Später möchte ich mal im Bereich der Medizinwissenschaft arbeiten.“ Darcie Morton

Dass die junge Australierin in den Ergebnislisten meist jenseits der Top 50 aufscheint, bringt Morton nicht von ihrem Weg ab. „Ich will es im Weltcup einmal in die Top 40 – also in die Punkteränge – schaffen“, gibt sie sich kämpferisch. „Und bei den Olympischen Spielen 2026, da möchte ich dabei sein. Bis dahin will ich sicher noch weitermachen.“

Und danach? „Ich habe neben meiner Sportkarriere ein Bachelor-Studium in Medizinwissenschaften abgeschlossen. In diesem Bereich möchte ich später mal arbeiten.“ Ehrgeizig und voller Tatendrang – das zeichnet Darcie Morton also aus. Auf und abseits der Biathlon-Loipe.

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