Warum die sportliche Kritik an Özil nicht gerechtfertigt ist

Viel gesprochen hat Mesut Özil in den letzten Wochen nicht. Zumindest nicht nach außen, mit Medien und Journalisten. Dabei hätte der Arsenal-Profi allen Grund gehabt zu reden. Zuerst das Skandal-Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, dann die angebliche Verletzung vor dem Saudi-Arabien-Testspiel. Zum Ende noch die harte Kritik (Mario Basler: &bdquo;Er hat die Körpersprache eines toten Frosches.“) von sogenannten Experten, die die sachliche und objektive Ebene schon vor langer Zeit verlassen haben. Özil zu kritisieren ist eben einfacher, als einen Thomas Müller oder Mats Hummels in die Pfanne zu hauen. Der Erdogan-Effekt und seine katastrophalen Folgen Teilweise war die Kritik an Özil gerechtfertigt. Sich mit Erdogan ablichten lassen, war natürlich alles andere als eine gute Idee. Genauso wie das Thema danach totzuschweigen. Eine ehrlich gemeinte und öffentliche Entschuldigung hätte vermutlich mehr gebracht, als die halbgaren PR-Aktionen (inklusive Besuch beim deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier) des DFB. Während sich Ilkay Gündogan nach dem Erdogan-Foto zumindest einigen Medien stellte, blieb Özil stur bei seinem Schweigen – auch beim Medientag des DFB in Girlan, wo ansonsten alle Spieler teilnahmen. Die Leistung von Özil gegen Südkorea war gut: Er spielte sieben Keypässe. © APA/afp / SAEED KHAN

Manager Oliver Bierhoff glaubte, dass sich das Thema mit der Zeit von alleine auflösen wird. Noch beim Trainingslager in Eppan sagte er, dass jetzt &bdquo;auch einmal gut sein muss“. Doch das war eine fatale Fehleinschätzung. Die Quittung kam in den Medien und von den Zuschauerrängen. Bezeichnend dafür war eine Szene nach dem Südkorea-Spiel. Özil wollte den deutschen Fans sein Trikot schenken, doch die beleidigten den Mittelfeldspieler von der Tribüne aus. Özils Leistung gegen Südkorea war gut Dass Özil dabei so hart angegriffen wird, konnte man nicht erwarten. Die Leistung im Auftaktspiel gegen Mexiko war nicht gut – genauso wie die der anderen deutschen Nationalspieler. Gegen Schweden nahm Bundestrainer Joachim Löw seine Nummer 10 aus der Schusslinie und ließ Özil über 90 Minuten auf der Bank. Weil sich Löw im entscheidenden Spiel gegen Südkorea mehr Chancen und Kreativität aus dem Spiel heraus wünschte, brachte er Özil erneut in der Startelf.

3% - Deutschland erzielte bei der #WM2018 trotz 72 Torschüssen nur 2 Tore (3%) - nur Costa Rica hat eine schlechtere Chancenverwertung (0 Tore). Desaster. #KORGER pic.twitter.com/mE9M126AC6

— OptaFranz (@OptaFranz) June 27, 2018

Und dieses Mal lieferte Özil: Alle Großchancen der deutschen Mannschaft wurden von ihm vorbereitet. Die Möglichkeit für Timo Werner in der ersten Hälfte, der geblockte Schuss von Toni Kroos. Dazu die stümperhaft vergebene Kopfballchance von Hummels zwei Minuten vor Spielschluss. Die Vorlage kam stets von Özil. Insgesamt spielte er gegen Südkorea sieben Keypässe (das sind Pässe die unmittelbar zu einem Torschuss führen), so viele wie noch niemand zuvor bei der WM in Russland. Außerdem arbeitete er gut nach hinten. Özil war es, der in der 2. Minute im eigenen Strafraum vor dem einschussbereiten Tottenham-Profi Heung-Min Son rettete. Und trotzdem war nach dem Spiel wieder von fehlender Körpersprache und mangelndem Einsatz die Rede – Objektivität sieht anders aus.

Und dann wäre da noch die Statistik mit der Chancenverwertung: 72-mal schoss Deutschland während der drei Gruppenspiele auf das gegnerische Tor. Weil dabei nur zwei Tore herauskamen (das ist eine Erfolgsquote von 3 Prozent), haben die Deutschen die schlechteste Chancenverwertung aller WM-Teilnehmer. Eine Zeit lang war Costa Rica prozentuell noch schlechter, doch dann erzielten sie gegen die Schweiz zwei Tore. Zum Vergleich: Spanien hatte mit 49 die zweitmeisten Torschüsse aller Teams. Dabei schauten aber sechs Tore heraus. Und das ist wohl kaum die Schuld von Özil.

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Kein Spieler steht so sinnbildlich für die verpatzte WM der Deutschen wie Mesut Özil. Aber warum eigentlich? Nur am Sportlichen kann es nicht liegen.

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