Wie aus einer Notlage eine Südtiroler Vorbild-Karriere wurde

&bdquo;Das Leben ist voller glücklicher Zufälle“, sagt Klaus Fissneider. Der heute 54-jährige Kalterer war in seiner Jugend einer der erfolgreichsten Schwimmer Südtirols. Weil er als Kind unverhältnismäßig schnell (und vor allem viel) wuchs, riet ein Arzt den Eltern Herma (78) und Franz (79), den Buben zu einem Sport zu ermuntern. Turnen oder schwimmen schienen dem Doktor besonders geeignet.

Aus der Notlage wurde letztendlich ein Glücksfall. Auch weil Klaus Fissneider als 7-Jähriger auf Turnlehrer Ingo Seyr, Schwimm-Ikone des SSV Bozen, traf. &bdquo;Vor meinem großartigen Lehrmeister Seyr ziehe ich voller Hochachtung meinen Hut. Schwimmen hat mich vom ersten Augenblick an begeistert, vor allem weil es mir so ehrlich, schnörkellos und doch mit Empathie vermittelt wurde“, sagt Klaus Fissneider. Und diese Sportdisziplin hat den gelernten Betriebswirt, der heute in der Italien-Tochter des Würth-Imperiums eine Schlüsselrolle spielt, in jeder Beziehung geprägt. Auch weil eine seiner beiden Töchter, Lisa, 2-fache Junioren-Weltmeisterin war und haarscharf an der Olympiateilnahme in London vorbeigeschrammt ist. Italienmeister mit 38 Jahren Italienmeister wurde Klaus Fissneider nur ein einziges Mal, und zwar im Jahr 1975 in Ancona, über 66 Meter Brust. Das allerdings nicht in der Blüte seines Sportlerlebens, sondern im reifen Alter von 38 Jahren, in der Masterklasse. &bdquo;Schwimmen war und ist für mich eine Bereicherung. Mein Sport hat mich viel gelehrt und wohl auch charakterlich geformt. Ich habe wirklich sehr viel gewonnen, aber auch oft verloren. Meine Jugendzeit als Schwimmer war, so sehe ich es heute, ein extrem wichtiger Lebensabschnitt. Ich habe gelernt, auf die Zähne zu beißen, in unserer Mannschaft war Zusammenhalt wichtig und füreinander einzustehen ist eine Eigenschaft, mit der man im Leben viele Hindernisse meistert. Meine Einsatzfreude im Sport färbte auch auf mein späteres Berufsleben ab“, sagt Fissneider.

Fissneider war 10 Jahre lang Fachreferent für Schwimmen beim VSS.

Bis vor wenigen Wochen war Fissneider, geboren am 19. April 1967, Fachreferent für Schwimmen im VSS (Verband der Südtiroler Sportvereine). &bdquo;Am 7. April habe ich nach 10-jähriger Tätigkeit dieses Amt an Igor Lusetti vom SSV Leifers abgetreten. In diesen zehn Jahren durfte ich meinem Sport, der mir so viel gegeben hat und mit dem ich wunderbare Erlebnisse verbinde, endlich etwas zurückgeben“, sagt Fissneider dankbar. Dabei hatte sein sportliches Abenteuer eher zufällig begonnen und endete erst mit 45 Jahren. Ein Hausarzt-Rat als Grundstein für die Karriere Alles begann mit einem ganz banalen Schwimmkurs im Bozner Hallenbad. Der Hausarzt meinte, Klaus würde sich körperlich besser entwickeln, wenn er sportelt. Doch schon bald &bdquo;entdeckte“ Ingo Seyr den hochgeschossenen Buben und erkannte das Talent, das in ihm schlummerte. &bdquo;Damals stand auch noch Sportlehrer Herbert Mayr, der spätere Bozner Vizebürgermeister, am Beckenrand. Seyr hat mich gefördert und gefordert. Er verknüpfte Talent und Technik, Begeisterung und Einsatzfreude. Auf ihn zu treffen war, ich kann es nicht oft genug sagen, für mich absolutes Glück“, sagt Fissneider. Übrigens: Klaus&bdquo; Geschwister Heinz und Heidi, 3 und 4 Jahre jünger, wurden von ihrem großen Bruder und großen Vorbild förmlich mitgerissen.

&bdquo;Gelernt haben wir nicht ausschließlich für den Wettkampf, sondern fürs Leben.“ Klaus Fissneider &bdquo;Ich hatte auch das Glück, dass die Eltern sportaufgeschlossen waren und uns von Kaltern mehrmals die Woche zum Training fuhren. Wir trainierten beim SSV Bozen nur einen Bruchteil von dem, was andere Klubs in Vorbereitungsarbeit investierten. Krafttraining etwa war bei uns tabu. Aber Ingo Seyr war – auch mit Erfolg – bemüht, aus jedem Wettkampfschwimmer das Maximum herauszuholen und uns zu kompletten Schwimmern zu formen, die alle Stilarten beherrschen. Seyr beobachtete, wie wir uns bewegten, dann holte er uns aus dem Wasser heraus und am Beckenrand wurden die Bewegungsabläufe mit Koordination Beine-Arme so lange trocken simuliert, bis sie saßen. Es wurde viel Aufwand betrieben. Heutzutage ist vieles einfacher: Mit dem Handy kann man das Training filmen, später das Video auswerten und Fehlern auf den Grund gehen. Gelernt haben wir allerdings nicht ausschließlich für den Wettkampf, sondern fürs Leben“, sagt Fissneider. Eine besondere &bdquo;Vermarktung“ des &bdquo;Fisches“ Natürlich sammelte Klaus Fissneider Siege und Rekorde in allen Schwimmstilen wie andere Gleichaltrige Briefmarken. &bdquo;Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen“, lacht er. Und Ingo Seyr war auch in der &bdquo;Vermarktung“ seines &bdquo;Fisches“ Spitze und seiner Zeit weit voraus. Mindestens einmal die Woche schaute er jahrelang mit Ergebnislisten und Kurztexten in der &bdquo;Dolomiten“-Sportredaktion vorbei.

Klaus Fissneider: Ein Leben für den Schwimmsport.

Seine erste Italienmeisterschaft bestritt er 1976 in Ancona, die er auf Anhieb gewann. 2 Jahre später wurde er in Bari Vizeitalienmeister über 50 Meter Brust. Mit 21 Jahren, nachdem er Italien lang und breit kennengelernt und den Militärdienst absolviert hatte, entschied sich Klaus Fissneider für das Studium in Innsbruck und notgedrungen gegen den Sport. An der Universität in Innsbruck studierte er Betriebswirtschaft. Es war aber kein Abschied für immer, weder vom Schwimmen, noch vom SSV Bozen. Mit 37 Jahren kehrte er zurück und gewann, sozusagen zum Wiedereinstieg, in der Masterklasse über 50 Meter Delphin. Mit 45 zog Klaus Fissneider zum zweiten Mal einen sportlichen Schlussstrich. Tochter Lisa ist zweifache Juniorenweltmeisterin Die Freude am Schwimmen gab Klaus Fissneider seinen Töchtern Lisa und Evelyn weiter. Erstere sammelte 13 Italienmeistertitel und wurde 2011 in Peru zweimal Juniorenweltmeisterin über 50 Meter und 100 Meter Brust sowie Vizeweltmeisterin über 200 Meter Brust. In ihrer Heimat wurde Lisa 2011 mit dem Ossi-Pircher-Förderpreis geehrt. 2017 zog sich Lisa vom aktiven Wettkampfsport zurück.

Heute hat Fissneider bei Würth eine Schlüsselposition inne.

Berufliche Stationen von Klaus Fissneider waren Loacker, die Raika Überetsch und seit 1996 Würth Italien. &bdquo;Die erste Frage, die mir der damalige Geschäftsführer von Würth Italien, Toni Seebacher, beim Vorstellungsgespräch vor einem Vierteljahrhundert stellte, war: &bdquo;Haben Sie Sporthobbys?&bdquo;. Seebacher selbst war ja auch Sportler, liebte den Fußball und das Eishockey und wusste wohl, wer Sport mit Herz und Verstand betreibt, ist auch im Beruf belastbar“, sagt Fissneider.

Er ist heute bei Würth in der strategischen Betriebsleitung tätig, betreut Mittel- und Großkunden in ganz Italien und ist sehr viel unterwegs. &bdquo;Arbeiten im Team steht in meiner Agenda an oberster Stelle. Arbeiten im Team, wie ich es innerhalb des SSV Bozen gelernt hatte.“ Sportlich hat sich das Gewicht etwas verlagert. &bdquo;Für die Fitness, den Stressabbau und aus Spaß und Freude an Bewegung und Leben mache ich Langlauf, wandere viel und bin gerne mit dem Bike unterwegs. Diese Sportarten praktiziere ich gerne mit meiner Frau Sabine, mit der ich seit 1992 glücklich verheiratet bin“, sagt Klaus Fissneider.

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Wie aus einer Notlage eine Südtiroler Vorbild-Karriere wurde

Klaus Fissneider ist einer der erfolgreichsten Schwimmer, den es in Südtirol je gegeben hat. Seine Geschichte hat etwas Einzigartiges an sich.

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