Jannik Sinner hat sich durchgebissen. © APA/afp / MARTIN KEEP
Wilder Sinner-Sieg: Zuerst streikt der Körper, dann das Netz
Noch ist die Tennissaison 2025 jung. Die Partie, die sich Jannik Sinner und Holger Rune im Achtelfinale der Australian Open boten, bewirbt sich aber schon jetzt, das kurioseste Match des Jahres zu werden. Zwei angezählte Protagonisten, ein wortwörtlich gebrochenes Netz, ganz großes Tennis – die Fans bekamen das volle Programm zu sehen.
20. Januar 2025
Von: leo
Jannik Sinner bestritt die letzten zwei Partien in Melbourne in der Night Session bei angenehmen Wetterverhältnissen. Gegen Rune herrschten um 14 Uhr Ortszeit hingegen rund 30 Grad. Dieser Umstand machte dem Südtiroler zu schaffen, der ab Mitte des zweiten Satzes gegen das Unwohlsein ankämpfte. Heroisch unternahm der Weltranglisten-1. alles, um den Platz als Sieger zu verlassen. Das gelang dank einer unglaublichen Willensleistung – und einer wichtigen medizinischen Pause. Sinner bezwang Rune, der seinerseits über Knieschmerzen klagte, mit 6:3, 3:6, 6:3 und 6:2.
Das Match begann nach Gusto des 23-Jährigen, der zwölf der ersten 16 Punkte gewann. Das frühe Break holte er sich sogar zu Null. Infolgedessen entwickelte sich das erwartete Spiel. Rune versuchte, auf beiden Schlagseiten Druck zu erzeugen. Sinner agierte mit seiner großen Ballsicherheit und konnte sich auf den perfekt funktionierenden Aufschlag verlassen. Vier Asse setzte der Favorit im ersten Satz ins Feld. Der Däne hatte darauf keine Antwort, erspielte sich keinen einzigen Breakball und verlor den ersten Satz nach 35 Minuten.
Sinner an der Grenze
Rune schraubte im zweiten Satz seine Fehleranzahl zwar deutlich nach unten, sah sich beim Stand von 2:2 aber zwei weiteren Breakbällen gegenüber. Mit je einem Vorhand -und einem Rückhandfehler packte Sinner diese Chancen jedoch nicht beim Schopf. Das sollte sich rächen: Ab dem nächsten Seitenwechsel bewegte sich der 23-Jährige plötzlich langsamer – vor allem zu seiner Rückhand. Auch die Hitze schien dem Südtiroler auf der Rod Laver Arena zuzusetzen. Dass er kurz darauf das erste Break durch einen Doppelfehler kassierte, war auf diese Probleme zurückzuführen. Rune profitierte und heimste den Satz ein.Ohne den Eingriff des Physiotherapeuten zu fordern, spielte Sinner weiter – und wie. Als er beim Stand von 1:1 eine Breakchance gewährte, gewann er den wohl schönsten Punkt des Turniers. Beide Protagonisten hielten sich darauf kaum auf den Beinen. Das Match hatte was von einem Gladiatorenkampf, in dem es ums Überleben und nicht ums Schlagen des gelben Filzballes ging. Nachdem Sinner im zweiten Satz insgesamt vier Breakbälle abwehrte, ging es für ihn jedoch nicht weiter. Er nahm eine medizinische Auszeit und verließ den Platz. Elf Minuten verstrichen, ehe das Match fortgeführt wurde.
Während sich der Sextner nach der Auszeit wieder besser bewegte, fingen die körperlichen Probleme bei Rune an. Aufgrund dessen drang er darauf, die Ballwechsel so kurz wie möglich zu halten. Die Folge waren zahlreiche Fehler und schließlich Sinners Break zum 5:3. Was danach passierte, lockte bei Sinner ein Lächeln hervor: Denn jetzt nahm Rune eine Auszeit! Das Ausservieren war für den zweifachen Grand-Slam-Sieger trotz der erneuten Pause kein Problem.
Das Netz ist kaputt
Das Match hielt weitere Kuriositäten parat: Als Sinner im vierten Satz einen Aufschlag ins Netz knallte, riss er dieses aus der Verankerung. Es vergingen erneut rund 20 Minuten, ehe weitergespielt werden konnte. Rune war auch danach in seinen Bewegungen eingeschränkt und kassierte prompt das nächste Break. Sinner bog dadurch endgültig auf die Zielgerade ein, zumal die Gegenwehr des Youngsters auf der anderen Netzseite gebrochen war. Nach 3.13 Stunden beendete der Favorit dieses Duell, an das man sich wohl noch lange erinnern wird.Gegner im Viertelfinale ist Alex De Minaur (ATP 8), der in der Night Session gegen Alex Michelsen (ATP 42) in drei Sätzen die Oberhand behielt. Gegen De Minaur hat Sinner eine Traumbilanz: 9 Spiele, 9 Siege – besser geht's nicht.
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