Wie erlebt der Sinner-Trainer den Riesen-Hype?

Am Final-Sonntag in Rotterdam werden es 2 Jahre, dass Simone Vagnozzi der Trainer von Jannik Sinner ist. Im Interview erzählt &bdquo;Vagno“ über die Entwicklung seines Schützlings, über den Erfolg in Melbourne und die weiteren Ziele 2024.

Eines der Ziele der Saison war, bei den Grand-Slam-Turnieren besser zu spielen. Jetzt hat Sinner die Australian Open gewonnen. Besser hätte 2024 nicht beginnen können, oder?

Simone Vagnozzi: &bdquo;Jetzt machen wir Ferien (lacht). Wir sind nicht nach Australien geflogen, um das Turnier zu gewinnen, sondern um ein Match nach dem anderen zu spielen. Jannik hat bewiesen, dass er auch bei Turnieren über 3 Gewinnsätze gut spielen kann. Aber wir müssen unseren Weg weitergehen, versuchen, körperlich, technisch, mental besser zu werden.“

Haben sich die Saisonziele jetzt verändert?

Vagnozzi: &bdquo;Ehrlich gesagt, haben wir darüber nicht gesprochen. Die Tatsache, ein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben, bringt mehrere positive Dinge mit sich. Das Minimalziel ist immer die Qualifikation für die ATP Finals, die hat er praktisch geschafft. Das hilft natürlich. Das Ziel ist es jetzt, das ganze Jahr über ein hohes Niveau zu halten.“

„Jannik ist immer der gleiche junge Mann geblieben.“ Simone Vagnozzi

Sie sehen Jannik jeden Tag. Hat ihn der Sieg in Melbourne verändert?

Vagnozzi: &bdquo;Er ist immer der gleiche junge Mann geblieben, wie ich mir das erwartet habe. So wie ich ihn kenne. Ich glaube, in dieser Hinsicht gibt es keine Probleme. Wenn du bei den großen Turnieren weit kommst, braucht du danach eine Pause, um dich zu erholen. Da hast du dann nicht jede Woche ein Turnier. Du musste innehalten, um dann wieder durchzustarten.“

Sie sind jetzt 2 Jahre der Trainer von Jannik. Erinnern Sie sich noch an den Anruf von Alex Vittur im Februar 2022?

Vagnozzi: &bdquo;Wir werden zum Zweijährigen zusammen bei Kerzenschein essen (lacht). Natürlich erinnere ich mich an den Anruf. Alex und ich sind Freunde, sprechen nicht nur über Tennis, wenn wir zusammen telefonieren. Es war ein schöner Anruf. Wir haben die Zusammenarbeit begonnen und nicht gewusst, wohin uns der Weg führen wird. Jetzt sind wir hier. Wir haben in 2 Jahren viel erreicht. Aber wir dürfen jetzt nicht stehen bleiben.“

Sinner beim Training in Rotterdam:

2022 war Sinner die Nummer 10 der Welt, ein großes Talent. Jetzt ist er die Nummer 4, hat einen Slam gewonnen. Das ist sicher auch eine Genugtuung für Sie und ihr Team, oder?

Vagnozzi: &bdquo;Wir wollten aus Jannik einen starken Spieler auf höchstem Niveau machen. Er war schon ein superstarker Spieler, auch wenn etwas gefehlt hat. Ich habe erst gestern ein Interview gelesen, in dem Andy Murray gefragt wird, was er jungen Spielern empfehlen würde. Tennis hat sich sehr verändert und ist schneller geworden, hat Murray gesagt. Aber bei ihm, Federer, Djokovic und Nadal sei immer ein taktisches Konzept dahinter gewesen. Jannik hat sich in dieser Hinsicht verbessert. Er ist nicht nur einer, der den Ball hart trifft und schlägt, sondern er weiß in jeder Situation, was er zu tun hat. Das hat ihm geholfen, dieses Niveau zu erreichen.“

Jannik Sinner mit Südtiroler Fans in Rotterdam.

Sinner sagt, er kann und muss sich weiter verbessern. Wie sehen Sie als Coach das?

Vagnozzi: &bdquo;Ich glaube, er kann sich noch in allen Aspekten des Spiels verbessern, obwohl wir schon auf einem hohem Niveau sind. Jetzt sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Ich glaube nicht, dass er bei 100 Prozent ist. Wir wissen auch nicht, wie weit nach oben er kommen kann. Aber er kann sich körperlich noch verbessern, vor allem was die Erholung zwischen den Spielen betrifft, auch was das Trainingspensum betrifft. Taktisch kann er sich verbessern, er kann das Spiel noch besser lesen. Und natürlich kann er auch noch einige Schläge verbessern. Der Stoppball wird immer besser, der Rückhand-Slice, die Kontinuität beim Aufschlag. Die Erfahrung hilft dabei, aber das muss man jede Woche trainieren.“

Wenn Sie Sinner in 3 Worten beschreiben müssten?

Vagnozzi: &bdquo;Er ist hartnäckig, aber im positiven, guten Sinn. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, will er das erreichen. Er ist lustig, weil er außerhalb des Platzes lachen und scherzen will. Er hat ein sonniges Gemüt. Und Jannik ist respektvoll. Es ist nicht leicht, junge Menschen zu finden, die Respekt vor älteren haben. Er respektiert alle, Arbeiter, Journalisten, Kellner gleichermaßen. Das ist etwas Gutes.“

„Ich könnte mir gut vorstellen, in Südtirol zu leben.“ Simone Vagnozzi Sie sind ein guter Freund von Andreas Seppi, kennen Jannik Sinner wie kaum ein Zweiter. Sind die beiden nur gute Tennisspieler, oder haben sie auch sonst etwas gemeinsam?

Vagnozzi: &bdquo;Es sind 2 Südtiroler, die gut Tennis spielen, zweifellos. Sie haben auch einiges gemeinsam. Sie nehmen ihre Arbeit ernst. Andreas hat sein Leben dem Tennis geopfert für viele Jahre. Jannik hat erst angefangen, aber er macht es zu 100 Prozent. Charakterlich sind sie verschieden, aber sie sind ein gutes Beispiel für alle Südtiroler, aber auch für alle Spieler in Italien.“

Sie haben viele Jahre in Südtirol gelebt zu Hause bei Andreas Seppi. Welche Erinnerungen haben Sie an unser Land?

Vagnozzi: &bdquo;Nur gute, auch wenn ich glaube, dass ich etwas zu früh nach Südtirol gekommen bin. Mit 16 Jahren sind dir all die schönen Dinge nicht bewusst. Ich habe viele Freundschaften geknüpft, wunderbare Erinnerungen. Ich war zuletzt im Sommer bei der Abschiedsfeier von Seppi in Kaltern, danach ein paar Tage in Bruneck. Das sind so schöne Plätze, da fährt man einfach gerne hin. Ich könnte mir gut vorstellen, in Südtirol zu leben.“

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Wie erlebt der Sinner-Trainer den Riesen-Hype?

Am Mittwochabend sind alle Augen auf Jannik Sinner gerichtet. Der Sextner kehrt nach seinem Australian-Open-Triumph wieder in den ATP-Zirkus zurück. Vor seinem Match hat sein Trainer Simone Vagnozzi ausführlich mit uns gesprochen.

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