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Superstar Jannik Sinner. © APA/afp / BERTRAND GUAY

Sinner lässt tief blicken: „Für meine Eltern war es nicht leicht“

In einem ausführlichen Interview mit der renommierten Zeitung ZEIT gibt Jannik Sinner ungewohnt tiefe Einblicke. Er spricht unter anderem über seine Eltern und das Streitthema Wohnsitz in Monte-Carlo.

Jannik Sinner ist einer der gefragtesten Sportler der Welt. Nicht nur Fans und Sponsoren, sondern auch Journalisten stehen für den Sextner Schlange. Interviews gehören aber nicht zu den Lieblingstätigkeiten des Weltranglistenersten, der sich am liebsten nur aufs Tennis konzentrieren würde. Wenn Sinner dann aber mal einer großen Zeitung für ein Gespräch zur Verfügung steht, kommt immer etwas Interessantes dabei raus. Wie nun in seinem Interview mit der ZEIT.


Der Text von Redakteur Giovanni Di Lorenzo beginnt wie folgt: „Die Zusage für ein Gespräch mit Jannik Sinner, der neuen Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, kam schnell, der Zeitrahmen war allerdings erdrückend eng: 20 Minuten. Wie soll das gehen? Selbst für das Gespräch mit dem Papst war wesentlich mehr Zeit vorgesehen. Aber das Management blieb hart.“

Sinner hat am Sonntag das Turnier in Halle gewonnen. © APA/afp / CARMEN JASPERSEN


Am Ende dauerte das Gespräch doch 35 Minuten – und Sinner gab einige interessanten Einblicke. Auf die Frage, ob er – der Weltranglisten-Erste – Druck verspüre, antwortete der 22-Jährige: „Jeder hat Druck, und es ist auch gleich, ob man Nummer eins, zwei oder drei ist oder man gerade erst anfängt. Am meisten Druck hatte ich am Anfang meiner Karriere. Ich komme aus einer normalen Familie, wir hatten nie viel Geld, und ich wollte so schnell wie möglich mein eigenes Geld verdienen. Danach war ich viel entspannter.“

Der Abschied aus Sexten

Im Gespräch geht Sinner auch auf einen Schlüsselmoment seines Lebens ein, nämlich als er mit 13 Jahren die Sextner Heimat verließ und ins Trainingscamp von Riccardo Piatti wechselte. „Ich wollte das durchstehen. Wenn man etwas will, geht es ein bisschen leichter. Ich war einer, der immer unter Heimweh gelitten hat – und meine Eltern wussten das. Und dann fahren sie mich runter nach Bordighera“, so Sinner.
„Wenn ich traurig war, habe ich sehr viel Zeit mit dem Hund verbracht.“ Jannik Sinner

Der Sextner ergänzt: „Ich kann mich noch erinnern: Der Blick von meiner Mama beim Abschied war ein bisschen, nicht ängstlich, aber zweifelnd. Meine Eltern starteten dann wieder, und nach einer Stunde rief ich sie an und sagte: Bei mir passt es hier, es ist alles okay. Es war auch für meine Eltern nicht leicht.“ Sinner hat in Bordighera bei der Familie eines kroatischen Trainers gelebt. „Wenn ich traurig war, habe ich sehr viel Zeit mit dem Hund der Familie verbracht. Ich liebe Hunde, auch Katzen, wir haben eine Katze zu Hause, ich bin so ein Tierliebhaber. Die Familie hat mir damals sehr viel geholfen, es sind Supermenschen.“

Streitthema Monte-Carlo

Im Interview wird Sinner auch danach gefragt, wie er mit der Kritik umgeht, dass er seinen Wohnsitz in Monte-Carlo hat. „Man muss sich das so vorstellen: Monte-Carlo ist ganz in der Nähe von Bordighera. Die Grenze ist nur eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Ich bin mit 18 gleich rübergezogen, weil ich schon angefangen hatte, dort manchmal zu trainieren. Da trainieren auch Medvedev, Dimitrov, Djokovic. Der Tennisclub dort ist perfekt, drei Gyms, viele Plätze. Ich kann rausgehen einkaufen. Wenn ich etwas brauche, kann ich normal auf der Straße gehen, und keiner quatscht mich an.“

Ob er es nicht auch aus steuerlichen Gründen gemacht habe, hakte der Reporter nach. „Gar nicht. Ich weiß, dass der Steuersatz sehr niedrig ist. Aber selbst wenn er jetzt der gleiche wie in Italien wäre, ginge ich trotzdem nach Monte-Carlo“, sagt Sinner.

Schlagwörter: Tennis Jannik Sinner ATP

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