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Alexander Zverev tanzt auf zwei Hochzeiten. © APA/afp / BERTRAND GUAY

Schwere Vorwürfe: Zverev zwischen Prozess und French Open

Als ein äußerlich gelassener Alexander Zverev begleitet von Vater, Mutter und Bruder am frühen Freitagnachmittag im Pariser Trainingscenter Jean Bouin Bälle schlug, war 880 Kilometer entfernt der Prozess-Auftakt gegen ihn bereits beendet.

In dem Verfahren wegen des Vorwurfs der Körperverletzung an seiner damaligen Freundin Brenda Patea wurden vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten Details bekannt und durch die Anwälte gegenseitig heftige Vorwürfe erhoben. Wie Tennisprofi Zverev, der bei dem Prozess nicht selbst erscheinen musste, all das auf seiner Titelmission bei den French Open wirklich wegsteckt, wird sich am Samstag zeigen. Dann steht sein Drittrunden-Match gegen den Niederländer Tallon Griekspoor an.


„Ich glaube, dass ich dieses Verfahren nicht verlieren werde. Das ist absolut ausgeschlossen. Deshalb kann ich beruhigt spielen, und ich denke, meine Ergebnisse haben das gezeigt“, hatte der Olympiasieger bei einer Pressekonferenz kurz vor dem Start des Grand-Slam-Turniers auf Sand gesagt.

Rede und Gegenrede vor Gericht

Sein Verteidiger wies vor Gericht die Anschuldigungen gegen Zverev zurück und bezeichnete sie als frei erfunden. Die Anzeige gegen ihn etwa eineinhalb Jahre nach dem angeblichen Vorfall im Mai 2020 stehe in engem Zusammenhang mit einem Streit um Sorgerecht und Unterhalt für die gemeinsame Tochter, sagte Verteidiger Alfred Dierlamm. Sie habe so ihre Forderungen durchsetzen wollen.

Brenda Patea, die ehemalige Freundin von Alexander Zverev. © Social Media


Der Verteidiger sagte, Fotos, Videos und Zeugenaussagen aus den Tagen nach dem angeblichen Angriff Zverevs auf sie mit kurzzeitigem Würgen würden eindeutig belegen, dass keine Verletzungen sichtbar gewesen seien und das Paar sich bestens verstanden habe. „Es gab keinerlei Anzeichen von Disharmonie und Streit und keine Würgemale, und das zwei Tage nach dem angeblichen Vorfall.“

Laut Anklage, die sich auf die Aussagen der Ex-Freundin stützt, soll Zverev sie im Mai 2020 nachts im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in Berlin bei einem Streit an die Wand gedrückt und gewürgt haben. Sie habe anschließend unter Atemnot gelitten und heftige Schmerzen gehabt, sagte der Staatsanwalt. Schmerzen und Schluckbeschwerden hätten mehrere Tage angehalten.

„Die drohen ihr“

Der Anwalt von Brenda Patea sieht seine Mandantin im Prozess unter Druck gesetzt. Die Verteidigung von Zverev wolle dessen frühere Freundin „zermürben, ruinieren und psychologisch Druck ausüben“, sagte Michael Nitschke, der die Frau vertritt. Patea ist Nebenklägerin und Zeugin. Die Verteidigung Zverevs hatte angekündigt, dass sie beantragen wolle, die Ex-Freundin unter Eid aussagen zu lassen, weil sie die Anschuldigungen für erfunden halte.

„Die drohen ihr. (...) Es ist das Ziel, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern“, sagte Nitschke und betonte, der Vorwurf, es gehe Patea nur um Geld, stimme nicht. „Sie fühlte sich verlassen, sie wollte Gerechtigkeit.“ Sie sei aber nicht verängstigt, ihr gehe es gut. Allerdings koste so ein langer Prozess viel Geld und „irgendwann ist sie wirtschaftlich am Ende“.

Alexander Zverev befindet sich in einem Rechtsstreit. © ANSA / YOAN VALAT


Ein sogenannter Strafbefehl war ohne Prozess gegen Zverev verhängt worden, wonach er eine Geldstrafe von 450 000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro) wegen Körperverletzung zahlen sollte. Dagegen legte er Einspruch ein. Deshalb kommt es nun zum Prozess vor dem Amtsgericht. Die frühere Freundin Patea, die 2017 in der TV-Show „Germanys Next Topmodel“ dabei war, tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Insgesamt sind bislang zehn Prozesstage angesetzt.

Zverevs Verteidiger sagte, der damaligen Freundin sei es bei der Beziehung vor allem darum gegangen, ihre Follower bei Instagram und Tiktok zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset mit teuren Restaurants, angesagten Partys und „Shoppen ohne Limit“ zu führen. Zverev habe ihr die hohen Ausgaben für Reisen, Hotels, Luxus-Einkäufe und die Wohnung in Berlin gezahlt. Man werde im Prozess seine Kreditkartenabrechnungen vorlegen.

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