French Open: Seppi zwingt Djokovic an den Rand einer Niederlage

Bei widrigen Bedingungen, mit starkem Wind und langsamen Sandbelag, hatte Seppi große Schwierigkeiten ins Spiel zu finden. Djokovic hingegen agierte gewohnt sicher und zog nach kurzer Zeit auf 3:0 davon. Als alles bereits auf den ersten Satzgewinn des Serben hindeutete, meldete sich Seppi eindrucksvoll zu Wort: Nach einem starken Aufschlag und seinem ersten Break fasste er richtig Mut und glich schließlich bei eigenem Service zum 3:3 aus. Anschließend war Djokovic wieder am Zug, der mit 4:3 in Führung ging. Doch Seppi ließ sich den Wind nicht aus den Segeln nehmen und konterte umgehend zum 4:4. In der Folge nahm der 28-Jährige aus Kaltern &bdquo;Nole" sogar zum zweiten Mal den Aufschlag ab. Nun war Seppi völlig entfesselt und drückte seinen Rivalen mit präzisen Vorhandschlägen in die Defensive. Nach 49 Minuten verwertete er schließlich seinen ersten Satzball zum 6:4.

Ein großer Achtungserfolg war Seppi bereits zu diesem Zeitpunkt sicher, wenn man bedenkt, dass es ihm in den bisherigen sieben Duellen überhaupt erst zwei Mal gelang, Djokovic einen Satz abzunehmen. Damit gab sich der großgewachsene Überetscher aber noch lange nicht zufrieden.

Im zweiten Satz bot er dem weltbesten Tennisspieler nämlich weiter Paroli und zog mit einem erfolgreichen eigenen Aufschlagspiel auf 2:2, ehe er Djokovic zum 3:2 breakte. Seppi bot nun das Tennis seines Lebens und ließ den Ausnahmekönner aus Osteuropa mehrfach alt aussehen. Es folgte das 4:2. Anschließend zeigten beide Kontrahenten keine Schwächen beim eigenen Aufschlagspiel - bis zum 5:4, als Seppi zum Satzgewinn servierte, doch Djokovic mit einem Break die Karten neu mischte. Daraufhin erhöhte der Serbe mit dem 6:5 den Druck. Der Südtiroler ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und verwertete den sechsten Spielball zum 6:6. Auch im Tiebreak zeigte Seppi keine Nerven: Beim Stand von 6:5 verwertete er gegen den Aufschlag von Djokovic seinen ersten Satzball. Spätestens jetzt witterten die Zuschauer im voll besetzten &bdquo;Philippe Cartrie" eine riesengroße Sensation.

Djokovic kämpft sich zurück

Der 25-jährige Serbe, der bis hier hin von Seppis mutigem Spiel sichtlich beeindruckend war, fand erst im dritten Satz allmählich zu alter Stärke. Dieser war von insgesamt sechs Breaks gekennzeichnet, vier zu Gunsten Djokovics, zwei für Seppi. Das vorentscheidende gelang dem Weltranglistenersten beim Stand von 3:3. Danach ließ er Seppi keine Chance mehr und zog souverän auf 6:3.

Das Zwischentief des "Azzurro" währte bis weit in den vierten Satz. So leistete er Djokovic bis zum 3:0 kaum Gegenwehr, doch dann kämpfte er sich - ähnlich wie im ersten Satz - mit teils beeindruckendem Power-Tennis wieder heran. Plötzlich brachte er seinen Aufschlag wieder durch und nahm Djokovic einmal mehr dessen Service ab. Seppi stand nun wieder voll im Rythmus und glich zum 3:3 aus. Anschließend boten sich beide Rivalen ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe Seppi beim Stand von 5:6 ins Hintertreffen gerat und Djokovic seinen ersten Satzball verwertete.

Entscheidung im fünften Satz

Im entscheidenden fünften Durchgang gab Djokovic das Tempo vor, doch Seppi kämpfte weiter aufopferungsvoll und überraschte seinen Gegenüber immer wieder mit langen präzisen Bällen – und dies obwohl der Schützling von Coach Massimo Sartori im bisherigen Turnierverlauf bereits zwei Mal über fünf Sätze gehen musste. Erst nachdem ihn Djokovic beim Stand von 2:3 breakte, schwanden bei Seppi allmählich die Kräfte. Zwar konnte er später nochmal zum 3:5 verkürzen, doch bei eigenem Aufschlag ließ sich Djokovic den Sieg nicht mehr nehmen. Er verwandelte seinen ersten Matchball zum 6:3 im fünften Satz.

Nichtsdestotrotz wurde die herausragende Leistung von Andreas Seppi mit langen &bdquo;Standing Ovations“ am Center Court in Roland Garros gewürdigt. Nach seinem Achtelfinaleinzug in Paris wird Seppi in der Weltrangliste weiter nach oben klettern.

Die acht Partien zwischen Andreas Seppi und Novak Djokovic (0:8-Siege):

Grand Slam Paris 2012: -6:4, 7:6(5), 3:6, 5:7, 3:6 Masters Monte Carlo 2012: -1:6, 4:6 Masters Madrid 2009: -4:6, 4:6 Belgrad 2009: -6:4, 1:6, 2:6 Masters Cincinnati 2008: -1:6, 2:6 Masters Indian Wells 2008: -3:6, 6:7(3) Wien 2007: -4:6, 3:6 Rotterdam 2006: -2:6, 6:2, 5:7

Seppis Bilanz in Roland Garros (13 Spiele, 6 Siege, 7 Niederlagen)

2012 1. Runde: + Nikolai Davydenko (RUS/ATP 47) 6:3, 7:6 (5), 7:5 2. Runde: + Mikhail Kukushkin (KAZ/ATP 55) 6:7, 6:2, 2:6, 6:1, 6:2 3. Runde: + Fernando Verdasco (ESP/ATP 16) 7:5, 3:6, 6:3, 4:6, 6:2 Achtelfinale: - Novak Djokovic (SRB/ATP 1) 6:4, 7:6(5), 3:6, 5:7, 3:6

2011 1.Runde: + Teymuraz Gabashvili (RUS/ATP 85) 6:3, 7:5, 7:5 2.Runde: - Tomaz Bellucci (BRA/ATP 25) 1:6, 2:6, 4:6

2010 1. Runde: + Santiago Ventura (ESP/ATP 119) 7:5, 6:4, 7:5 2. Runde: - Philipp Kohlschreiber (GER/ATP 35) 6:7(5), 3:6, 5:7

2009: 1. Runde: + Guillermo Garcia-Lopez (ESP/ATP 50) 6:3, 6:3, 6:1 2. Runde: - Maximo Gonzalez (ARG(ATP 71) 6:7(8), 3-:6, 3:6

2008: 1. Runde: - Mario Ancic (CRO/ATP 46) 2:6, 6:7(1), 2:6

2007: 1. Runde: - Carlos Moya (ESP/ATP 26) 1:6, 6:3, 3:6, 6:2, 0:6

2006: 1. Runde: - Evgeny Korolev (KAZ/ATP 151) 4:6, 6:2, 6:3, 5:7, 1:6

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