Jannik Sinner sorgte für ein spektakuläres Finale. © ANSA / JESSICA LEE
Drama pur: Heldenhafter Sinner verliert episches Finale
Jannik Sinner und Carlos Alcaraz haben sich am Mittwoch ein Finalduell geliefert, das die Tenniswelt ins Staunen versetzte. Nach dreieinhalb Stunden musste ein heldenhafter Sextner seinem spanischen Gegner den Vortritt lassen.
02. Oktober 2024
Von: thomas debelyak
Sowohl für Jannik Sinner als auch für Carlos Alcaraz war das Finale beim ATP-500-Turnier in Peking das 21. Endspiel ihrer Karriere. Dreieinhalb Stunden lang lieferten die beiden Superstars bestes Beweismaterial dafür, warum das kein Zufall ist – und warum sie zurzeit das Non plus Ultra in der Tenniswelt sind. Was die Youngsters auf den Diamand Court im Olympic Green Tennis Center zauberten, war teilweise von einem anderen Stern. Am Ende dieses epischen Matches durfte Carlos Alcaraz die Arme in die Höhe strecken. Er setzte sich gegen einen nicht weniger heldenhaften Sinner mit 6:7 (6), 6:4, 7:6 (3) durch.
Das Match zwischen den beiden Superstars wurde im Vorfeld als Traumfinale betitelt, immerhin gelten der 23-jährige Sinner (Nummer 1 der Welt) und der um zwei Jahre jüngere Alcaraz (Nummer 3 der Welt) als jene Spieler, die das Welttennis in den nächsten Jahren entscheidend prägen werden. Und die Zuschauer wurden am Mittwoch nicht enttäuscht. Vom ersten Punkt an lieferten sich die beiden Grand-Slam-Sieger ein Duell mit unglaublich hohem Rhythmus, ein Duell, in dem ein Zauberschlag auf den nächsten folgte, ein Duell, in dem die Spannung bis zur letzten Sekunde zum Greifen war. Sogar das ansonsten so verhaltene chinesische Publikum war völlig aus dem Häuschen.
Für Sinner geht mit der Niederlage eine beeindruckende Serie zu Ende. Der Sextner Weltranglisten-Primus hat in diesem Jahr sechs Finals gespielt und alle gewonnen, nun folgte im siebten die erste Niederlage. Zuletzt gewann der Pusterer Superstar 15 Matches in Folge, darunter auch die Finals des Masters-1000-Turniers in Cincinnati und der US Open. Die letzte Niederlage kassierte Sinner am 11. August im Viertelfinale von Montreal, also vor zwei Monaten.
Carlos Alcaraz jubelt über den Finalsieg. © APA/afp / GREG BAKER
Auch am Mittwoch hätte Sinner die Chance auf den Sieg gehabt. In einem Match, in dem das Momentum wie die gelbe Filzkugel auf dem Platz hin- und herwechselte, wären die Möglichkeiten dagewesen, unter anderem im Tie Break des entscheidenden dritten Satzes, in dem Sinner mit 3:0 führte. Doch dann machte Alcaraz sieben Zähler in Folge und setzte der verrückten Partie so die Krone auf.
Spektakel pur: So verlief das wilde Finale
Dabei sah es zunächst nach einer klaren Angelegenheit aus – und zwar für Carlos Alcaraz, der im ersten Satz mit einem Break in Windeseile auf 4:1 davonzog. Doch damit weckte der Spanier den Löwen in Jannik Sinner, der seine beeindruckende Mentalität einmal mehr zur Schau stellte. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, hortete Sinner im Stile eines Eichhörnchens mit jedem Punkt einen Tick mehr Selbstvertrauen, kämpfte sich mit einem Break zum 4:5 wieder ins Match, wehrte danach insgesamt drei Satzbälle ab und nutzte im Tie Break selbst eine Möglichkeit zum Satzgewinn.Jannik Sinner ballte immer wieder die Faust. © ANSA / JESSICA LEE
Die Fans in Peking waren schon da völlig begeistert, doch es sollte nur der Beginn gewesen sein. Im zweiten Satz wurde das Match endgültig zur großen Tennisshow. Sinner und Alcaraz schaukelten sich gegenseitig zu ihrer Maximalform hoch. Zauberschläge, unglaubliche Returns, sagenhafte Ballwechsel – es war Tennis der Extraklasse. Mit einem bitteren Ende für Sinner, der nach zwei verpassten Breakchancen den Satzausgleich kassierte.
Carlos Alcaraz gewann den Titel. © APA/afp / GREG BAKER
Für Sinner gab es im dritten Satz gleich die nächste kalte Dusche, als er schon im dritten Game den Aufschlag abgeben musste. Alcaraz spielte mittlerweile wie im Rausch und hätte sogar auf 4:1 davonziehen können. Doch Sinner bewahrte einmal mehr kühlen Kopf, wehrte zwei Breakmöglichkeiten ab und kämpfte sich selbst mit einem Break wenig später auf 4:4 heran. Das wilde Spektakel ging weiter, bis in den Tie Break, der genauso verrückt verlief wie das restliche Match.
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