Dieser Südtiroler arbeitet für einen Tennis-Superstar

Gregor Comploi ist schon viel herumgekommen in seinem Leben als Physiotherapeut. Er war bei Eishockey-Weltmeisterschaften, hat Wintersportler betreut und natürlich viele Tennisspieler. Seit 2008 schon ist der 35-Jährige Wolkensteiner, der jetzt in Bozen lebt, der offizielle Physiotherapeut bei Südtirols wichtigstem Tennisturnier in Gröden. Auch wenn er schon den Weltranglistenersten Novak Djokovic behandelt hat, war er ein bisschen überrascht, als im Jänner ein Anruf von Alexander Zverevs Manager kam. Der Deutsche ist aktuell die Nummer 7 der Weltrangliste, ist im Vorjahr bei den US Open gegen Dominic Thiem um ein Nichts an seinem ersten Grand-Salm-Titel vorbeigeschrammt. Und will es jetzt nach ganz oben schaffen. Mit Hilfe von Gregor Comploi.

&bdquo;Zverevs Bruder Mischa war im letzten November beim Challenger in Gröden. Da habe ich ihn mehrmals behandelt und er war danach ziemlich begeistert“, erklärt Comploi wie der Kontakt zur Familie Zverev zustande gekommen ist. &bdquo;Der Manager hat gefragt, ob ich bereit wäre, ein paar Wochen im Jahr mit Alexander zu arbeiten und mit ihm zu reisen. Natürlich hat er einen Physiotherapeuten, der ihn auf der Tour begleitet, aber er braucht einen Spezialisten, der seinen Körper dazu bringt, die beste Leistung herauszuholen, wenn es darauf ankommt.“ Alexander Zverev und Gregor Comploi in Monte Carlo.

Comploi hat sich mit Zverev ausgetauscht. &bdquo;Ich soll seinen Körper optimieren. Wie ich das mache, ist ihm egal. Ich habe völlig freie Hand. Ich kann entscheiden, was das Beste für ihn ist. Das sind Kriterien, die es mir erlauben, gut zu arbeiten, denn nur irgendwo hinfahren und zuschauen, das ist auch nichts. Wir sind zum Schluss gekommen, dass es das Beste ist, in sechs Blöcken im Jahr jeweils 10 bis 14 Tage zusammen zu arbeiten, vor allem nach den Grand-Slam-Turnieren.“ Am Tag des Australian-Open-Finales am 21. Februar ist Comploi nach Monte Carlo gefahren. Dort hat er am Tag danach den aus Australien zurückgekehrten Zverev getroffen und mit ihm eine Woche im Fürstentum gearbeitet und ihn in dieser Woche erstmals zu einem Turnier nach Rotterdam begleitet. &bdquo;Das ist wie wenn Du einen Ferrari hast, der mit einer Handbremse fährt. Zverev spielt mit einer Handbremse.“ &bdquo;Tennisspielen kann jeder in der Weltklasse, und das Standardtraining machen alle auch gut, das ist keine Frage, aber es so zu machen, dass Deine Muskeln im richtigen Moment aktiviert werden und Du die maximale Performance erreichst, das ist ein ganz anderes Thema.“ Und Comploi sieht bei Zverev viel Potenzial. &bdquo;Das ist wie, wenn Du einen Ferrari hast, der mit einer Handbremse fährt. Zverev spielt mit einer Handbremse. Er hat einen gewaltigen Aufschlag, eine gewaltige Vorhand, eine sehr gute Rückhand. Nach dem alten Ranking mit dem Ergebnissen der letzten 12 Monate wäre er schon die Nummer 4 der Welt und nicht die Nummer 7. Er hat den Motor, aber er kann ihn nicht maximal ausnutzen“.

Das ist es, was Comploi fasziniert. &bdquo;Cool ist, dass Zverev ein junger Spieler ist (am 20. April wird er erst 24), dem man noch helfen kann, besser zu werden. Zverev stand in einem Grand-Slam-Finale, aber er kann auch ein großes Turnier gewinnen. Und wenn man einmal eines gewonnen hat…“. Comploi über Hallen ohne Fans: &bdquo;Wie ein U12-Turnier“ Comploi ist überzeugt, dass jetzt die wichtigen Jahre kommen für Zverev. &bdquo;Es klingt jetzt blöd, wenn ich das sage, aber was ich mache, das können nicht viele. Ich habe in den vielen Jahren ein Auge für Tennis bekommen.“ Er gehört jetzt zum Team Zverev, in dem Vater Alexander senior der Trainer ist. Der Manager ist übrigens Sergej Bubka junior, der Sohn des ehemals besten Stabhochspringers der Welt. Und auch Bruder Alexander Zverev, der 2017 die Nummer 25 der Welt war und mit 33 Jahren immer noch als Profi spielt, arbeitet im Management mit. Alexander Zverev gilt seit Jahren als künftiger Grand-Slam-Sieger. © APA/afp / WILLIAM WEST

Comploi erlebt in dieser Woche in Rotterdam erstmals ein großes Turnier ohne Zuschauer - in einer riesigen Halle. &bdquo;Die Tribünen sind völlig leer. Man kommt sich vor wie in einem TV-Studio, weil alles inszeniert ist für das Fernsehen. Da hat Stan Wawrinka einen Megapunkt gespielt und von den 10 Zuschauern in der Halle hat kein einziger geklatscht. Normalerweise würden die Fans toben. Die Spieler müssen sich selbst motivieren. Du bist ganz allein auf dem Feld, wie bei einem U12-Turnier.“

Nach dem Turnier in Rotterdam reist Zverev nach Acapulco und Miami. Ohne Comploi. &bdquo;Nach dem Turnier in Florida ist dann Anfang April aber der nächste Trainingsblock in Monaco geplant.“ Da soll der Grödner den Top-Ten-Spieler für die Sandplatz-Saison in Schuss bringen.

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