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Die bekannteste einhändige Rückhand aller Zeiten: Jene von Roger Federer © AFP / MARTIN BUREAU

Die einhändige Rückhand: Eine aussterbende Art

Sie steht wie kein anderer Schlag für die Ästhetik im Tennissport: Die einhändige Rückhand. Früher spielte sie fast jeder, heutzutage nur noch die Wenigsten. Die diesjährigen ATP Finals in Turin stellen in Bezug darauf das Ende einer Ära dar.

Aus Turin

Von:
Leo Holzknecht

Egal ob John McEnroe, Boris Becker, Pete Sampras oder Roger Federer: In unterschiedlichen Dekaden gelangten diese Tennis-Ikonen mit einer einhändigen Rückhand an die Spitze der Weltrangliste. Im modernen Tennissport sind Spitzenspieler, die diesen Schlag in ihrem Repertoire haben, rar gesät: Am 19. Februar dieses Jahres wurde die erste Weltrangliste ohne eine einhändige Rückhand veröffentlicht. Ein Wendepunkt in der über 51-jährigen Geschichte des ATP-Rankings.


Zwar gelang nur wenig später Grigor Dimitrov der Wiedereintritt in die Top-10, im November folgte für die Tennis-Ästheten nun aber der nächste Schlag: Denn zum ersten Mal hat sich heuer keine einhändige Rückhand für die ATP Finals qualifiziert. Es drängt sich die Frage auf: Was steckt hinter dieser Entwicklung?

Das sind die Nachteile

Spieler wie Dimitrov, Lorenzo Musetti oder Stefanos Tsitsipas verfügen dank der einhändigen Rückhand über einen exzellenten Touch. Dieses Ballgefühl wird im modernen Tennis mit den immer schnelleren Grund- und Aufschlägen auf eine harte Probe gestellt, weil die Spieler schlichtweg keine Zeit mehr haben, ihre Fantasie entfalten zu lassen.

Einen großen Nachteil haben Musetti & Co. zudem beim Return sowie bei schulterhohen Bällen, bei denen es ungemein schwer ist, die nötige Stabilität zu finden. Dies ist mit ein Grund, warum Roger Federer gegen Rafael Nadal auf Sand kein Land sah. Weiters spielen das richtige Timing und die Beinarbeit eine große Rolle. All diese Dinge verleiten junge Spieler dazu, auf eine zweihändige Rückhand umzusteigen.

Die beste Rückhand der Welt ist jene von Jannik Sinner. © ANSA / Alessandro Di Marco


Eine Statistik belegt, warum die zweihändige Rückhand in der Tennis-Neuzeit die bessere, solidere Wahl ist. Der Daten-Dienstleister der ATP Tour misst in jedem Match die Qualität der Schläge auf einer Skala von 0 bis 10: Jannik Sinner führt dieses Ranking an, dahinter folgen Carlos Alcaraz, Novak Djokovic, Alexander Zverev und Daniil Medvedev. Eine einhändige Rückhand sucht man in der Spitze vergebens.

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