Elegant in der Luft: Jannik Sinner © APA/afp / ALAIN JOCARD
Der bunte Vogel ärgert Sinner, der aber cool bleibt
Das wohl seltsamste Match der noch jungen Karriere des Jannik Sinner ist am Sonntagabend mit einem Happy End zu Ende gegangen. Den Lokalmatadoren Corentin Moutet (ATP 75) bezwang der Sextner bei den French Open in Paris nach einem anfänglichen Schock ohne Probleme.
02. Juni 2024
Von: leo
„Ich will meine Gegner verrückt machen.“ Das ist das Motto des Corentin Moutet, der wohl unberechenbarste Spieler der Tour. Warum der 25-Jährige aus einem Vorort in Paris diesen Ruf trägt, wurde am Sonntag in dessen Heimat ersichtlich. Er agierte derart kreativ, ja fast schon unkonventionell, dass Jannik Sinner vollkommen den Faden verlor. Der Tennisstar aus Sexten bewies jedoch seine ganze Nervenstärke, blieb bei sich und machte den Fehlstart wett. Letzten Endes stand dem 22-Jährigen ein 2:6, 6:3, 6:2 und 6:1-Sieg sowie der zweite Viertelfinal-Einzug in Roland Garros zu Buche. In der Runde der letzten 8 wartet jetzt Grigor Dimitrov (ATP 10), der Hubert Hurkacz (ATP 8) mit 7:6, 6:4 und 7:6 bezwang.
Zwei Mal hatte Sinner im Turnierverlauf seinen Aufschlag abgeben müssen. Moutet, der auf dem Court Philippe-Chatrier frenetisch empfangen wurde, breakte in den ersten drei Servicegames des Weltranglisten-Zweiten. Nicht nur die Fans trauten ihren Augen nicht, auch die Sinner-Box um die Coaches Simone Vagnozzi und Darren Cahill sah sich ungläubig an. Die Verwunderung hielt über eine halbe Stunde lang an, denn so viel Zeit verging, ehe der Südtiroler sein erstes Game gewann. Zu diesem Zeitpunkt führte der Franzose schon mit 5:0. Der Versuch, den Satz noch geradezubiegen, scheiterte einerseits an den Eigenfehlern und andererseits am unglaublichen Moutet. Dieser streute intelligent den Stopp und Slice ein, verteidigte aufopferungsvoll und erwischte Sinner immer wieder auf dem falschen Fuß.
Sinner reagiert
Als der Sextner dann auch noch zum Start des zweiten Abschnitts den Service abgeben musste, schrillten alle Alarmglocken. Umso wichtiger war es, dass sich Sinner das Break postwendend zurückholte. Ab diesem Zeitpunkt begann ein neues Match. Eines, in dem der Unterschied zwischen den beiden Akteuren ans Licht kam. Der Favorit hatte sich nun auf das Spiel des Außenseiters eingestellt und dieses entziffert. Letzterer wurde hingegen fehleranfälliger, dadurch frustrierter und verlor jene Spielfreude, die ihn auszeichnet. Die Folge war das schnelle 6:3 des Sextners, der nun auch deutlich besser aufschlug.Sinner hatte seinen Gegner nun genau dort, wo er ihn haben wollte: Er zog sein gewohntes Spiel auf, Moutet fand kein Gegenmittel. Schnell schnappte er sich im dritten Satz zwei Breaks, die er problemlos verteidigte. Die Zuschauer, die zwischendurch für eine echte Davis-Cup-Atmosphäre sorgten, wurden angesichts des Spielverlaufes auch deutlich leiser. Kurzzeitig pfiffen sie sogar ihren eigenen Landsmann aus, als es dieser mit Aufschlägen von unten versuchte.
Zu einer kuriosen Szene kam es zu Beginn des vierten Satzes: Als Moutet beim Stand von 0:2 aus seiner Sicht das Doppelbreak verhinderte, schwappte die La Ola durch das Philippe-Chatrier. Stuhlschiedsrichter Nico Helwerth gelang es nicht, die Massen zu beruhigen. Erst nach einigen Minuten konnte das Match weitergehen. Am Spielverlauf änderte die Unterbrechung nichts: Sinner hatte den Franzosen unter Kontrolle, schnappte sich beim Stand von 3:1 ein zweites Break und beendete nach 2.41 Stunden ein Match, das er wohl niemals vergessen wird.
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