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Jannik Sinner erlebte in Paris einen Nachmittag mit Licht und Schatten. © APA/afp / EMMANUEL DUNAND

Denkwürdiges Match: Alcaraz zieht Sinner den Stecker

Jannik Sinners Erfolgslauf ist gestoppt, die French Open sind für ihn zu Ende. In einem unglaublich intensiven, mehr als vierstündigen Halbfinale wurde der Südtiroler von Carlos Alcaraz regelrecht niedergekämpft.

Carlos Alcaraz steht erstmals im Finale von Roland Garros! Der Weltranglistendritte aus Spanien besiegte die neue Nummer eins der Welt mit 2:6, 6:3, 3:6, 6:4, 6:4. Nach 4 Stunden und 12 Minuten Spielzeit trottete Sinner völlig entkräftet vom Platz. Er bot eine außergewöhnliche Leistung, doch in Alcaraz fand er an diesem Tag seinen Meister. Sein zweites Grand-Slam-Finale blieb ihm somit verwehrt. Es war Sinners erst dritte Niederlage im gesamten Jahr 2024.


Eines vorne weg: Es war lange Zeit nicht das Spitzentennis allererster Sahne, das sich viele gewünscht hatten. Dafür hatten beide Kontrahenten zu viele Schwächephasen, und das abwechselnd. Das sollte sich allerdings nach rund zwei Spielstunden ändern. Dann begannen absoluter Nervenkitzel, Hochspannung und ein Kräfteringen zweier Superstars, die bis an die Schmerzgrenze gingen und darüber hinaus.


Den besseren Start erwischte zunächst eindeutig Sinner. Er ging in den ersten Minuten ein Höllentempo, Alcaraz war völlig baff und beging die allereinfachsten Fehler. Von den ersten fünf Aufschlagspielen brachte er nur ein einziges durch. Nach nur 42 Minuten war der erste Satz durch. Das Blatt sollte sich aber rasch wenden, denn im zweiten Durchgang war Alcaraz plötzlich besser. Sinner wirkte zunächst etwas nachlässig, dann verunsichert. Das 6:3 für den Spanier war die Folge.


Sinner angeschlagen

So eindeutig die Angelegenheit für Sinner anfangs schien, so unerwartet entwickelte sich die Partie beim Satzstand von 1:1 zum absoluten Krimi. Bei Sinner zwickten plötzlich die Unterarme, wenig später musste er sich vom Physio die Oberschenkel massieren lassen. Die intensiven Tage in Paris hatten nach der zuvor wochenlangen Verletzungspause offenbar Spuren hinterlassen. Doch ausgerechnet als der Pusterer zu wanken schien, bäumte er sich eindrucksvoll auf. Er biss auf die Zähne, schmetterte die Bälle wuchtvoll an Alcaraz' Grundlinie und entschied so den dritten Satz mit 6:3 für sich.

Carlitos Alcaraz biss sich eindrucksvoll ins Spiel. © APA/afp / ALAIN JOCARD


Mit diesem Comeback von Sinner spitzte sich das Tauziehen der beiden Youngster deutlich zu. Der 21-jährige Alcaraz wirkte nun richtig angestachelt und packte plötzlich seine allerbesten Schläge aus. Der 22-jährige Sinner hielt aber dagegen. Und so entwickelte sich jetzt doch noch das erhoffte Weltklasse-Duell. In diesem setzte Alcaraz den nächsten Glanzpunkt: Mit dem ersten Satzball und zugleich dem ersten Breakball des gesamten vierten Satzes entschied er diesen mit 6:4 für sich.


Alcaraz wie von einem anderen Stern

Alcaraz war nun wie beflügelt, sprintete von einem Eck ins andere und packte aus der Defensive unglaubliche Cross-Vorhandschläge aus. Sinner hat sich wahrlich nichts vorzuwerfen, doch gegen den spanischen Sandplatzspezialisten konnte er nur mehr sporadische Nadelstiche setzen. Ein Break zu Beginn des fünften Satzes ebnete dem Iberer den Weg zum Sieg.

Alcaraz wird nun am Sonntag (15 Uhr) gegen den Deutschen Alexander Zverev, der Casper Ruud (Norwegen) im zweiten Halbfinale besiegte, um seinen erstmaligen French-Open-Sieg kämpfen. Sinner dagegen kann sich jetzt in Hinblick auf die Rasensaison ausruhen. Er wird ab Montag offiziell als Nummer eins der Weltrangliste aufscheinen.



Jannik Sinners Grand-Slam-Halbfinale:

Wimbledon 2023
Novak Djokovic – Jannik Sinner 6:3, 6:4, 7:6

Australian Open 2024
Jannik Sinner – Novak Djokovic 6:1, 6:2, 6:7, 6:3

French Open 2024
Carlos Alcaraz – Jannik Sinner 2:6, 6:3, 3:6, 6:4, 6:4

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