Corona krallt sich den Sport

Wir waren doch glücklich zuletzt. Oder etwa nicht? Wir durften frei sein. Darum geht es uns doch immer. Keine restriktiven Maßnahmen, die uns gängeln. Keine Masken im Getümmel der Großstadt, keine Einschränkungen beim Einkauf. Hurra, wir leben. So wie wir es wollen und die Politik und vor allem deren Gesundheitsämter, die konnten uns gestohlen bleiben. Corona? Entlockt uns nur noch ein Lächeln, weil wir glauben, wir hätten diesem Virus ein für alle Mal den Garaus gemacht, es souverän abgewehrt, weggeboostert sozusagen.

Und dann schlagen die Meldungen zu wie ein Trommelwirbel, der immer stärker wird, unaufhaltsam. Ein rhythmisches Stakkato, Donnerschlägen gleich, die eine Ahnung vermitteln, dass möglicherweise bald ein kräftiges Gewitter mit Blitzschlägen und Unwetter auf uns zukommt. Eine neue Coronawelle. Erstaunlicherweise ist es dabei nicht einmal notwendig, medizinische Bulletins zu lesen oder vielleicht sogar die &bdquo;Apotheken-Rundschau“. Der Sportteil in den verschiedenen Tageszeitungen genügt vollkommen, um zu erahnen, dass es bald wohl wieder vorbei sein wird mit der großen Freiheit. Corona-Chaos in Wimbledon droht So berichtet etwa die französische Tennisspielern Alizé Cornet am Rand des Turniers von Wimbledon, dass es zuvor bei den French-Open in Paris etliche Corona-Fälle gab. Es gab keine Test-oder Impfpflicht in Frankreich. Die Tschechin Barbora Krjcikova hatte sich nach Symptomen dennoch testen lassen und bekannt gegeben, dass sie Corona habe. Cornet sagt dazu: &bdquo;In der Kabine hatten es alle und wir haben nichts gesagt.“ Und weiter fügte sie an: &bdquo;Wenn es in der Presse rauskommt, bei großen Spielern, dann brennt die Luft. Und das sorgt mich ein wenig.“

Corona-Wirbel in Wimbledon. © AFP / SEBASTIEN BOZON

Die deutsche Tennisspielerin Andrea Petkovic bekannte am vergangenen Dienstag, dass sie sich in Paris Corona eingefangen habe. &bdquo;Ich war schon drei Tage richtig krank, danach völlig platt. So hätte ich nicht spielen können“, sagte die 34-Jährige aus Darmstadt. Sie habe über zehn, zwölf Tage einen erhöhten Puls gehabt.

In der Kabine in Paris gab es keine Maskenpflicht. Auch Wimbledon hat keine entsprechenden Maßnahmen vorgesehen. Der Italiener Matteo Berrettini, immerhin einer der Favoriten, wurde positiv auf Corona getestet und kann nicht mitspielen. Ebenfalls erwischt hat es den Kroaten Marin Cilic. Mit beiden hat übrigens der ungeimpfte Novak Djokovic zuletzt trainiert, was die Corona-Diskussionen um den Serben neuerlich befeuert. Es droht Corona-Chaos im heiligen Wimbledon. Aber auch Kultstätten sind keine Insel der Glückseligkeit mehr. Das halbe Peloton infiziert Bei der Radrundfahrt &bdquo;Tour de Suisse“, konnten vor zwei Wochen nur noch die Hälfte der ursprünglich gestarteten 152 Teilnehmer das abschließende Einzelzeitfahren in Angriff nehmen. Nein, es war kein technischer Defekt an den Rädern festgestellt worden. Einfach nur Corona. In etwa der gleichen Zeit brach die deutsche Kanumannschaft den Weltcup in Krakau ab, nachdem die Olympiamedaillengewinner Hannes Aigner und Ricarda Funk positiv auf Corona getestet worden waren. Und bald finden die Weltmeisterschaften in Augsburg statt.

Primoz Roglic ist ein Star auf der Tour de France – doch es droht Corona-Chaos. © AFP / ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Weitere Meldungen werden folgen. Und es werden keine guten werden, denn jetzt beginnt auch die Tour de France, wobei man beim schwersten Radrennen der Welt schon froh ist, wenn es nur Corona-Meldungen gibt und keine Dopingnachrichten. Noch gibt es keine Gegenmaßnahmen Und doch wird noch immer die vielzitierte Freiheit gelebt. In Wimbledon trifft man sich bei schlechtem Wetter – und tatsächlich regnet es ab und zu in England – gemeinsam in einem Restaurant mit zu wenig Sitzplätzen. Eng zusammengepfercht in einem schlecht belüfteten Raum ohne Masken. Wenn ich ein Virus wäre, ich wäre superglücklich. Endlich stört mich niemand mehr, denn diese Abstände früher und eben diese Masken, das war schon sehr hinderlich.

Die Coronazahlen steigen wieder, egal in welchem Land man sich die Statistiken anschaut. Doch jetzt hat man, siehe die French-Open in Paris, eine neue Masche entdeckt gegen das Virus. Man hat es und sagt es nicht. Schweigen gegen die Pandemie. Man geht weiter ins Training, in die Umkleidekabine und nimmt schlicht und einfach in Kauf, dass sich Kolleginnen und Kollegen anstecken. Augen zu und durch, nennt man diese Taktik, die einer Katastrophe gleichkommt.

Ich wage noch einen weiteren Ausblick. Sorry dafür. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar findet im Winter statt. Angeblich ist es da in Europa ziemlich kalt. Also wird Public-Viewing, das gemeinsame Schauen der Spiele vor riesigen Leinwänden und bierseliger Atmosphäre, in großen Räumen stattfinden. Das Virus kann es kaum erwarten. Wir schlittern sehenden Auges schon wieder in den nächsten Corona-Abgrund hinein. Die Freiheit war wohl nur ein kurzes Gastspiel.

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Corona krallt sich den Sport

Schon wieder mehren sich die Nachrichten über Corona-Fälle im Sport, wobei die Dunkelziffer vermutlich enorm hoch ist. Unser Kolumnist Sigi Heinrich ahnt und fürchtet zugleich, dass es mit der wieder gewonnenen Freiheit ohne Maske und Abstand bald vorbei sein könnte.

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