Weltmeisterin mit Köpfchen: Eine Pustererin sorgt für Aufsehen

Dass es sich beim Target Sprint um eine nagelneue Sportart handelt, das wird beim Blick auf den Wikipedia-Eintrag recht gut deutlich. Auf mageren zehn Zeilen ist grob zusammengefasst, wie es in dieser Disziplin so abläuft. Deshalb eignet es sich besser, Informationen aus erster Hand einzuholen. Beispielsweise bei Claudia Lercher, die sich Mitte Oktober zur Weltmeisterin gekürt hat. &bdquo;In dieser jungen Sportart wird ein Mittelstreckenlauf mit Luftgewehrschießen kombiniert. Die Athleten und Athletinnen absolvieren drei Mal 400 Meter, dazwischen wird zwei Mal geschossen“, erzählt die 24-Jährige.

Also Biathlon, nur im Sommer? &bdquo;Die Ähnlichkeiten sind da, ja“, stimmt Lercher zu. &bdquo;Allerdings sind die Schießziele hier nur zehn Meter entfernt, dafür aber auch um einiges kleiner. Geschossen wird nur stehend und man muss in den beiden Einheiten je fünf Ziele treffen. Pro Schießen hat man zehn Nachlader, erst danach bekommt man eine Strafzeit aufgebrummt. Und es gibt beim Target Sprint nur zwei Arten von Rennen: Das Einzel und die Single-Mixed-Staffel.“ Im Gespräch mit der Pustererin wird schnell klar, wie sehr sie für ihren Sport brennt. &bdquo;Das schnelle Laufen und die Ruhe beim Schießen zu kombinieren, ist eine tolle Herausforderung. Man muss das gut dosieren.“

Claudia Lercher (rechts) in Aktion am Schießstand.

Herausforderung ist das richtige Wort. Denn solche Challenges haben Claudia Lercher schon immer gut gefallen. Bevor sie vor etwas mehr als einem Jahr ihre Karriere beim Target Sprint forcierte, war die Pustererin jahrelang Handballerin beim ASV Hochpustertal. Als diese Mannschaft aufgelöst wurde, spielte sie ein paar Saisonen bei der Damen-Fußballmannschaft des ASV Niederdorf, wo sie als &bdquo;Mädchen für alles“ fast jede Position irgendwann einmal bekleidete.

Beste Maturantin Südtirols Lercher hinterließ mit ihrem Tatendrang jedoch auch außerhalb des sportlichen Betätigungsfeldes ihre Spuren. 2016 kürte sich die damals 18-Jährige zur besten Maturantin Südtirols. Als Lohn wurde sie gemeinsam mit 24 weiteren Top-Absolventen Italiens im Römer Quirinalspalast von Staatspräsident Sergio Mattarella empfangen und mit einer Urkunde ausgezeichnet. &bdquo;Das macht einen natürlich stolz“, berichtet Lercher, die auch sagt: &bdquo;Mich interessiert praktisch alles. Biologie, Chemie und vor allem Sport mag ich besonders gerne.“

Die junge Pragserin ist also mit einer ordentlichen Portion Ehrgeiz ausgestattet. &bdquo;Wenn ich etwas beginne, dann will ich es so gut wie möglich machen“, sagt Lercher. Dass dies nicht nur leere Worthülsen sind, das beweist sie im Target Sprint eindrucksvoll. Denn eigentlich war sie nur durch Zufall zu diesem Sport gekommen. &bdquo;Im vergangenen Jahr habe ich ein Praktikum gemacht, da hat mich ein Arbeitskollege zu einem Probetraining eingeladen. Es hat mir sofort richtig Spaß gemacht.“

Erfolge um Erfolge Fortan trainierte Lercher also bei den Sportschützen Pichl Gsies mit, drei Mal pro Woche am Schießstand, drei Mal pro Woche mit anderem Training wie Waldläufen. Dass die Pragserin Talent mitbringt, das wurde schon bei ihren ersten Rennen ersichtlich. In diesem Jahr holte sie sich dann beim Weltcup in Luzern ihren ersten Sieg, ist mittlerweile Teil der Nationalmannschaft, kürte sich zur Italienmeisterin, ehe Mitte Oktober in Kairo die große Krönung mit dem Weltmeistertitel folgte. „Ich hoffe, diese Sportart kommt zu Olympia.“ Claudia Lercher Was sich Lercher, die erst vor wenigen Wochen ihr Masterstudium an der Uni Bozen abgeschlossen hat und nun bei Mila als Assistentin der Produktionsleitung arbeitet, für die Zukunft wünscht? &bdquo;Target Sprint gibt es erst seit 2014. Ich hoffe, dass diese Sportart bekannter wird und irgendwann zu Olympia kommt. Für so einen Wettkampf braucht es nämlich nicht viel, denn sie gehen meistens in einem Leichtathletikstadion über die Bühne. Und die Rennen sind immer spannend. Für Paris 2024 wird es sich nicht ausgehen, aber danach – wer weiß?“

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Ob im alpinen Skizirkus, in der Biathlonszene oder seit kurzem auch im Karate: Südtirol ist reich an Weltmeistern und Weltmeisterinnen. Nun reiht sich in diesen elitären Kreis auch eine junge Pragserin ein, die in einer ganz neuen Sportart für Furore sorgt. Aber nicht nur dort.

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