Südtirols TV-Star Birgit Nössing: „Oft braucht's ein dickes Fell“

Sie plaudert mit Star-Fußballtrainer Thomas Tuchel bei einen gemütlichen Mittagsspaziergang in Paris über Taktik und Spielzüge, taucht schon mal in den Instagram-Stories von Tennis-Legende Boris Becker auf und stattet auch einem Bastian Schweinsteiger in Chicago einen Interview-Besuch ab – ganz klar: Birgit Nössing ist im Sportgeschehen als Reporterin und Moderatorin mittendrin und nicht nur dabei.

1982 in Bozen geboren, entdeckte die Völserin schon früh ihre Leidenschaft, Geschichten zu vermitteln. Nach einem Praktikum in der Sportredaktion der Dolomiten und einem Journalismus-Studium in München startete Nössing in Deutschland durch: Über den Sender N24 kam sie zu Sky Sport News HD , wo sie nationale Bekanntheit erreichte. Mittlerweile arbeitet die 37-Jährige – die mit einem Hamburger verheiratet ist und in München lebt – für Eurosport und ServusTV . Zu ihren Kernsportarten zählen Tennis, Ski Alpin, die nordischen Wintersport-Disziplinen, Fußball, Formel 1 und MotoGP. Als Moderatorin ist Nössing auch meistens selbst vor Ort – und hat dementsprechend auch viel zu erzählen.

Nössing ist das Eurosport-Gesicht im Tennis – und nicht nur da. © Eurosport

Birgit Nössing, Sie waren als junge Dame Skifahrerin, haben sogar an internationalen Rennen teilgenommen. Warum hat es mit der Sportler-Karriere nicht geklappt?

Birgit Nössing: &bdquo;Das große Talent und auch das Quäntchen Glück haben gefehlt (lacht). Nein, im Endeffekt war es eine Mischung aus einer Verletzung – ich habe mir einen Kreuzbandriss zugezogen – und anderen Plänen. Neben dem Sport hat mich der Journalismus schon immer sehr interessiert. Ich war immer begeistert, wenn ich große Sport-Events im Fernsehen verfolgt habe. Die Verletzung hat dann dafür gesorgt, dass ich mich automatisch für den Journalismus entschieden habe.“

Eine Entscheidung, die sich als sehr erfolgreich herausstellen sollte. Bei Sky gelang Ihnen 2011 der große Durchbruch. Wie kommt man zu so einem Job, bei dem es rund 800 Bewerber für nur wenige Stellen gegeben haben soll?

&bdquo; Sky Sport News HD wurde 2011 neu gegründet und war sehr ambitioniert: Es wurden 18 Stunden live gesendet. Deshalb suchte man auch viele junge und motivierte Mitarbeiter. Ich hatte zuvor bei N24 gearbeitet und deshalb schon etwas Erfahrung vor der Kamera. Das Auswahlverfahren war aber sehr tricky…“

Wie meinen Sie das?

&bdquo;Da wurden gezielt Fallen eingebaut. Wir mussten beispielsweise eine Live-Sendung moderieren, bekamen aber falsche Kommandos und Infos. Da musste man dann geistesgegenwärtig reagieren. Ich war sicher nicht die Beste, aber es war okay. Wahrscheinlich habe ich den Chef mit meinem Humor und meiner Südtiroler Gelassenheit überzeugt (lacht).“

Nössing im Gespräch mit Bastian Schweinsteiger. © Instagram

Seit 9 Jahren begegnen Sie also den großen Sport-Stars auf Augenhöhe. Gibt es jemanden, der es Ihnen besonders angetan hat?

&bdquo;Ich muss sagen, dass Interviews mit Roger Federer immer ein super Erlebnis sind. Er ist einer jener Menschen, von denen du auch bei einem kurzen Gespräch viel über die Persönlichkeit erfährst. Federer antwortet immer sehr ausführlich und herzlich, auch dann, wenn er nicht das optimale Match gespielt hat.“

Sind Ihnen Sportler auch negativ in Erinnerung geblieben?

&bdquo;Als Field-Reporterin bei Fußballspielen brauchst du oft ein dickes Fell. Wenn Spieler eine wichtige Partie verlieren, merkt man wirklich, dass sie am Boden zerstört sind. Ein Interview mit Max Kruse ist mir in Erinnerung geblieben. Mit Werder Bremen hatte er ein Alles-oder-Nichts-Spiel verloren und war dementsprechend angefressen. Da hatte ich das Gefühl: Der hüpft mich gleich an. Deshalb musst du als Reporter in solchen Situationen auch ein bisschen sensibel sein und Empathie zeigen. Im Endeffekt bist du wie jemand, der in der Wunde bohrt.“

Die Völserin war auch lange Zeit als Field-Reporterin im Einsatz – hier interviewt sie Trainer-Ikone Christian Streich. © Instagram

Gibt es sonst noch eine Anekdote, die Sie nie mehr vergessen werden?

&bdquo;Einmal ist es am Arbeitsplatz gefährlich geworden. Es war beim Skispringen der nordischen WM in Innsbruck, ich stand am Moderationstisch mit dem Experten Martin Schmitt. Da hatte sich im Landebereich bei einem Skispringer der Ski von der Bindung gelöst, ist durch den Sicherheitszaun geflogen und nur wenige Meter am Kopf von Schmitt vorbeigeschrammt. Das ging alles so schnell, dass uns erst danach bewusst geworden ist, wie knapp es hergegangen ist.“

Sie haben in Ihrer Laufbahn quer durch mit den verschiedensten Sportlern zu tun. Gibt es trotzdem noch einige Persönlichkeiten, die Sie gerne Mal vors Mikro bekommen würden?

&bdquo;Ein Interview mit Hermann Maier, eines meiner großen Idole, würde mir sehr gefallen. Zudem wäre es mal eine tolle Sache, wenn ich eine Runde mit jenen Skifahrern moderieren könnte, die in jeder Weltcup-Disziplin gewonnen haben. Das ist bisher nur Marc Girardelli, Pirmin Zurbriggen, Bode Miller, Kjetil Andre Aamodt und Günther Mader gelungen. Außerdem möchte ich die Olympischen Spiele wieder Mal vor Ort erleben: Die Emotionen, die es dort gibt, sind einzigartig.“

Von Jannik Sinner ist Birgit Nössing besonders begeistert. © Eurosport

Und wie sieht es mit der Südtiroler Heimat aus? Verfolgen Sie das Geschehen zu Hause?

&bdquo;Ja, ich schaue in der Regel alle 2 Monate zu Hause vorbei und gehe dann gerne Skifahren und Wandern. Natürlich verfolge ich auch den Südtiroler Sport, vor allem die Athleten jener Sportarten, mit denen ich mich hauptsächlich beschäftige. Besonders begeistert bin ich von Jannik Sinner. Was die Experten über ihn sagen, ist schon beeindruckend. Er ist nicht nur ein Talent, sondern auch mental sehr weit. Er ist erst am Anfang seiner Reise, ich glaube aber, dass er es in die Weltspitze schaffen kann.“

Fragen: Thomas Debelyak

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