Olympia-Tagebuch: Der Taxifahrer aus Ecuador

Strömender Regen und Temperaturen von 18 Grad – so werde ich bei den &bdquo;Sommerspielen“ in Paris am Samstag empfangen. Dafür ist der Hochgeschwindigkeitszug TGV, der mit bis zu 320 Stundenkilometern durch Frankreich brettert, auf die Minute pünktlich, als er am Ostbahnhof &bdquo;Gare de L'Est“ einfährt.

Erleichtert steige ich aus, denn am Tag zuvor hatte es Brandanschläge auf das Schnellzugnetz in Frankreich gegeben. Doch nach dem Sabotageakten am Tag der Eröffnung hat sich der Zugverkehr normalisiert. Der Zug ist ausgebucht, als ich in Mannheim umsteige. Viele Olympia-Touristen aus Deutschland wollen sich die Spiele nur 3 Stunden von Zuhause nicht entgehen lassen, schließlich finden erstmals seit 12 Jahren Sommerspiele wieder in Europa statt.

Die Kulisse in Paris ist fantastisch. © APA/afp / LUIS TATO

&bdquo;Sie haben bestimmt Tickets fürs Gewichtheben“, sagt eine ältere Dame zu einem Mann, groß und schwer wie ein Baum. &bdquo;Nein, wir haben Tickets für Tischtennis, Tennis und Basketball. Gewichtheben interessiert uns nicht.“ Vielleicht hat die dreiköpfige Familie aus Deutschland ja gestern bei Debora Vivarelli vorbeigeschaut oder heute bei Giorgia Piccolin. Wir kommen ins Gespräch. &bdquo;Jannik Sinner ist nicht hier, da hat es Alexander Zverev leichter, seinen Olympiasieg von Tokio zu wiederholen“, sagt der Olympia-Fan.

Französisch statt Englisch Dann heißt es in Paris bei dem Wetter Taxi statt Spaziergang nach der langen Fahrt, um die Akkreditierung abzuholen. Mein Taxifahrer heißt Victor und kommt aus Ecuador, nachdem er mir das auf Spanisch irgendwie verständlich gemacht hatte. Englisch spricht er nicht, nur französisch, schließlich lebt er schon 26 Jahre hier. &bdquo;Ich komme aus Quito, da ist es auf 2800 Metern über dem Meer auch oft kalt. Aber Paris ist schön.“

Als ich dann frage, ob er sich auf das Olympia-Geschäft freue, wiegelt er ab. &bdquo;Touristen sind nicht viele hier, ihnen ist es zu teuer. Außerdem sind viele Straßen während Olympia im Zentrum gesperrt, da müssen wir Umwege fahren, das gefällt ihnen gar nicht.“ Als ich ihn dann auf Andres Gomez anspreche, beginnen seine Augen zu leuchten. Der Ecuadorianer hat 1990 die French Open im Tennis gewonnen und im Finale Andre Agassi besiegt. &bdquo;Damals war ich noch nicht in Paris, aber Gomez ist bei uns eine Legende. Die Goldmedaille im Tennis holt Carlos Alcaraz, der hat schon das Grand-Slam-Turnier vor ein paar Wochen hier gewonnen. Der ist der Beste.“

&bdquo;Und Jannik Sinner?“, will ich noch wissen, bevor ich aussteige. &bdquo;Ja, der ist auch gut, aber er ist nicht hier.“ Am Sonntag passt dann auch das Wetter bei fast strahlend blauem Himmel zu Sommerspielen.

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Olympia-Tagebuch: Der Taxifahrer aus Ecuador

Redakteur Stefan Peer begleitet die Olympischen Spiele live vor Ort in Paris. In seinem ersten Tagebuch gibt er einen Einblick, wie es in der Stadt der Liebe dieser Tage zugeht.

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