„Da darf man nichts falsch machen“

Mit welchen Erwartungen geht Ihr Team in die 2. Saisonhälfte? Günther Steiner: Wir sind auf dem 7. Platz in der Konstrukteurswertung in die Sommerpause gegangen. Nun müssen wir schauen, dass wir diesen 7. Platz halten, wenn möglich 6. werden und hoffentlich nicht auf Rang 8 zurückfallen. Im Mittelfeld wird um jeden Punkt gekämpft. Da darf man nichts falsch machen und muss auch etwas Glück haben. In der 1. Saisonhälfte haben wir einige Punkte liegen gelassen. Aber nach den letzten beiden Jahren war es ein großer Schritt nach vorne. Wie erklären Sie sich die extrem schwankenden Leistungen des Haas-Teams? Das ist bedingt durch das neue Reglement. Die Teams im Mittelfeld sind sehr eng beisammen. Wenn nicht alles perfekt ist, fällst du gleich zurück. Du musst beim Setup des Fahrwerks im richtigen Fenster drin sein. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Wenn es nicht klappt, bist du gleich ganz weit hinten, und wenn es klappt, bist du vorne dabei. Warum sind die Vertragsverhandlungen mit Mick Schumacher aufgeschoben worden? Die sind nicht aufgeschoben worden. Die haben ganz einfach noch nicht angefangen. Nach der Sommerpause beraten wir uns mit Teambesitzer Gene Haas wegen der Piloten. Das machen wir immer so. Einige Medien in Deutschland haben da ein Thema aufgegriffen, das es gar nicht gibt. Aber in den nächsten Wochen wird die Entscheidung über die Haas-Piloten im Jahr 2023 fallen? Ich würde sagen, in den nächsten 2 Monaten. Normalerweise kommt Herr Haas nach der Sommerpause zu den Europarennen. Da wird dann entschieden, was getan wird. Dabei geht es nur um einen Fahrer, denn Kevin Magnussen hat noch Vertrag bis Ende 2023.

Mick Schumachers Haas-Zukunft ist noch ungewiss. © APA/afp / JOE KLAMAR

Was sind die Stärken und Schwächen des Haas-Autos? Unser Auto ist ziemlich gut. Es ist besser, als die Ergebnisse manchmal waren. Bei einigen Rennen haben andere Teams den besseren Job am Rennwochenende gemacht, ins Fenster zu kommen mit dem Setup. Aber manchmal ist das auch uns gut gelungen. Insgesamt ist das Auto nicht schlecht. Der Saisonbeginn war schwierig mit dem russischen Sponsor, der weggefallen ist. Haben Sie das kompensieren können? Wir sind finanziell stabil, das können wir auffangen. Natürlich fehlt uns dieses Geld, wir mussten hart arbeiten, um das wettzumachen, aber wir waren zum Glück nie in einer Krise.

„Budget-Grenzen sind für den gesamten Sport eine gute Sache, damit alle wettbewerbsfähig sind. Wenn nur 2 Teams dominieren, wie es in der Formel 1 der Fall war, dann wird es ja langweilig.“ Günther Steiner Einige Teams wollten, dass die Budget-Grenze hinaufgesetzt wird. Sie waren dagegen. Warum? Budget-Grenzen sind für den gesamten Sport eine gute Sache, damit alle wettbewerbsfähig sind. Wenn nur 2 Teams dominieren, wie es in der Formel 1 der Fall war, dann wird es ja langweilig. In diesem Jahr hatten nach 5 Rennen schon alle Teams Punkte geholt. Das ist der Budget-Obergrenze zu verdanken. Es ist zwar ein Inflationsausgleich vorgesehen bei mehr als 3 Prozent Inflation. Es war aber der Oktober des letzten Jahres, der dafür ausschlaggebend war, und da war sie noch unter 3 Prozent. Und Regeln sollten eingehalten werden. Trotzdem haben wir uns auf eine kleine Erhöhung geeinigt. Es ist eine gute Entwicklung, dass jeder gleich viel ausgibt und damit jeder die gleichen Chancen hat. Die Großen haben ja trotzdem einen Vorteil, denn sie bauen den Motor selbst. Wenn wir bei jeder Kleinigkeit das Bugdet erhöhen, verlieren wir die Kontrolle.

„Bei den Reifen muss man oft spekulieren. Ferrari kommt von einer Durstrecke, da fehlt die Selbstsicherheit, die Red Bull hat.“ Günther Steiner Haas ist ja ein Partner von Ferrari. Was sagen Sie zu den vielen strategischen Fehlern, die Ferrari in diesem Jahr gemacht hat? Die Sache ist jetzt ziemlich schwierig geworden. Das freie Training geht nur noch über eine Stunde, aber das Rennen dauert länger. Da weiß man oft nicht, wie die Reifen reagieren und man muss spekulieren, wie lange die Reifen halten. Eine kleine Fehlentscheidung kann große Auswirkungen haben. Auch wir haben einige Fehler gemacht mit den Reifen. Hinterher weiß man es immer besser. Ich möchte Ferrari da verteidigen. Sie kommen von einer Durststrecke, und da fehlt ein wenig die Selbstsicherheit, die zum Beispiel Red Bull hat. Dann bist du manchmal zaghaft. Das kann sich in den nächsten Rennen schon wieder ändern. Vielleicht macht Ferrari da alles richtig und die anderen nicht, dann sind die plötzlich die Loser.

„Ich glaube, dass sich Max Verstappen das nicht mehr nehmen lässt. Er hat einen großen Vorsprung und eine große Selbstsicherheit.“ Günther Steiner Die WM scheint aber gelaufen, oder? Ich würde schon sagen, dass sich Verstappen das nicht mehr nehmen lässt. Er hat einen großen Vorsprung und eine große Selbstsicherheit. Das Team arbeitet gut, das Auto ist zuverlässiger als der Ferrari. Ich glaube, Verstappen wird Weltmeister werden.

„Im Moment gibt es mehr Rennstrecken, die ein Formel-1-Rennen möchten, als wir Rennen machen können. Vielleicht gibt es in Zukunft ein Rotationsprinzip.“ Günther Steiner Ist es der richtige Weg für die Formel 1, auf so eine spektakuläre Strecke wie Spa zu verzichten? Es steht noch nicht fest, was mit Spa passiert. Es gibt auch noch andere Traditionsstrecken, deren Zukunft in der Formel 1 noch offen ist. Die Formel 1 hat im Moment einen Boom, vielen Leuten gefällt sie und sie hat auch viele junge Zuschauer. Es gibt Rennstrecken, die das bessere Gesamtpaket haben als andere. Klar, die Rennstrecke in Spa ist schön, aber die Formel 1 lebt nicht allein von der Rennstrecke. Wer bei Innovationen, Sicherheit usw. nicht mithalten kann, hat ein Problem. Im Moment gibt es mehr Rennstrecken, die ein Formel-1-Rennen möchten, als wir Rennen machen können. Vielleicht gibt es in Zukunft ein Rotationsprinzip. Wenn du Miami mit Spa vergleichst oder auch Spa mit Zandvoort, das ist eine andere Welt, obwohl auch Zandvoort eine alte Rennstrecke ist, aber sie haben etwas Fantastisches aufgebaut. Man kann nicht nur von der Geschichte leben. Stillstand ist Rückschritt, das gilt für die Formel 1 noch mehr als in anderen Bereichen.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

„Da darf man nichts falsch machen“

Kommentare (0)