Zentimeter-Entscheidung beim Bozner Silvesterlauf

Nach drei Siegen in Folge musste der Olympiadritte Edwin Soi Imane Merga den Vortritt lassen. Der Äthiopier, Gewinner der diesjährigen Diamond League, benötigte für die 10 km lange Strecke 28:32 Minuten. Merga musste allerdings bis zur Ziellinie kämpfen, denn Doppel-Europameister Mo Farah lag nur 0,2 Sekunden zurück. Titelverteidiger Edwin Soi schwächelte bereits eingangs der letzten der acht Runden. Der Olympiadritte musste sich mit Rang drei (+0.09) begnügen. Andrea Lalli lief ein sehr couragiertes Rennen. Italiens Jungstar belegte schließlich hinter Silas Kipruto (Kenia) und dem US-Boy Scott Bauhs Rang sechs. Ausgezeichnet schlug sich auch Markus Ploner. In 30:07 kam er auf Rang 12. Peter Lanziner wurde 15. Rekordsieger Sergej Lebid enttäuschte als Zehnter.

Bei den Damen sorgte die 5000-m-Weltmeisterin Vivian Cheruiyot für einen standesgemäßen Sieg auf der 5-km-Distanz. Der nur 37 km leichte Lauffloh aus Kenia kämpfte allerdings mit der für sie ungewohnten Kälte - und mit Vorjahressiegerin Gedo Sule Utura. Bereits bei Halbzeit des Rennen lag die 27-Jährige gemeinsam mit Utura und der WM-Dritten Prisca Jepleting Cherono klar voraus. Jepleting musste etwa 150 Meter vor dem Ziel abreißen lassen. Utura allerdings blieb bis zur Ziellinie gleichauf. Am Ende entschied eine Zehntelsekunde bzw. nur wenige Zentimeter zu Gunsten von Utura. Silvia Weissteiner glänzte bei ihrem Comeback als beste Italienerin auf Rang acht. Sie ließ unter anderem die Vorjahreszweite Sonja Roman hinter sich. Das beweist, wie stark der Frauenlauf heuer besetzt war. Auch Agnes Tschurtschenthaler kam als Zehnte erneut in die Top 10. Knapp 15.000 Zuschauer säumten den 1.25 km langen Rundkurs beim wohl am stärksten besetzten Silvesterlauf der Welt. Die Siege von Cheruiyot und Merga waren die Erfolge Nummer 30 und 31 für die afrikanischen "Wunderläufer" in Bozen.

Ergebnisse 36. BOclassic (31. Dezember 2010)

Männer (10 km): 1. Imane Merga (Äthiopien) 28:32.6 2. Mohamed Farah (Großbritannien) 28:32.8 3. Edwin Soi (Kenia) 28:41.6 4. Silas Kipruto (Kenia) 29:15.0 5. Scott Bauhs (USA) 29:16.1 6. Andrea Lalli (Italien) 29:21.5 7. Ahmed El Mazoury (Italien) 29:52.1 8. Vasily Matvichuk (Ukraine) 29:56.0 9, Giovanni Gualdi (Italien) 29:56.5 10. Sergey Lebid (Ukraine) 30:04.1 12. Markus Ploner (Italien, Franzensfeste) 30:07.4 15. Peter Lanziner (Italien, Truden) 30:51.9

Frauen (5 km): 1. Vivian Cheruiyot (Kenia) 15:52.7 2. Gedo Sule Utura (Äthiopien) 15:52,8 3. Priscah Jepleting Cherono (Kenia) 15:59.6 4. Aniko Kalovics (Ungarn) 16:17.2 5. Ana Dias (Portugal) 16:20.6 6. Irina Mikitenko (Deutschland) 16:22.4 7. Christelle Daunay (Frankreich) 16:24.5 8. Silvia Weissteiner (Italien/Gasteig) 16:45.9 9. Sonja Roman (Slowenien) 16:49.4 10. Agnes Tschurtschenthaler (Italien/Sexten) 17:03.3

Stimmen zum Rennen:

Imane Merga (1.) Im Vorjahr habe ich einen taktischen Fehler begangen, als ich das Rennen zu langsam anging. Heuer habe ich daraus gelernt. Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen und eine tolle Saison zu krönen. Ich bin sehr glücklich, dass es mir gelungen ist. Das ist ein schöner Jahresausklang. Das Publikum war erneut fantastisch und hat uns vom Anfang bis ins Ziel unterstützt.

Mo Farah (2.) Ich wollte meinen dritten Platz aus dem Vorjahr verbessern und das ist mir auch gelungen. Aber ehrlich gesagt, wollte ich gewinnen und ich war wirklich nahe dran. Schade, aber Merga ist natürlich ein Weltklasseläufer. Als ich dachte, es könnte reichen, hat mir Merga den Sieg weggeschnappt.

Edwin Soi (3.) Ich dachte, es wäre noch eine Runde zu laufen. Leider habe ich einen Fehler gemacht, Aber ich hoffe, dass ich mir den Sieg im nächsten Jahr zurückholen kann.

Andrea Lalli (6.) Ich bin wirklich zufrieden. Mein Ziel war es, die Zeit aus dem Vorjahr zu verbessern und das ist mir auch gelungen. Ich habe mich verbessert und gezeigt, dass ich zu guten Leistungen fähig bin. Ich bin zwar am Anfang vorneweg gelaufen, doch um mit den Kenianern wirklich mithalten zu können, brauche ich noch Zeit.

Markus Ploner (12.) Ich bin sowohl mit der Platzierung, als auch mit der Zeit zufrieden. Ich wusste, dass ich in Form war. Nach einer Erkältung in den letzten Tagen war ich allerdings etwas verunsichert. Am Ende ist es deshalb besser gelaufen, als ich dachte. Nur auf den letzten beiden Runden bin ich etwas eingebrochen.

Vivian Cheruiyot (1.) Ich bin sehr froh über den Sieg. Ich wollte eine gutes Rennen machen. Umso schöner, dass es zum Sieg gereicht hat. Es war nicht einfach, denn die Kälte hat mir zu schaffen gemacht. Vor allem bei den Tempoverschärfungen habe ich das gespürt. Und zudem hat Utura wirklich harte Gegenwehr geleistet.

Silvia Weissteiner (8.) So intensiv wie heuer habe ich den BOclassic noch nie erlebt. Ich bin vor allem glücklich, nach 13 Monaten endlich wieder einen Wettkampf bestritten zu haben. Ich war selten so nervös wie heute. Das Anfangstempo der Afrikanerinnen war mir zu hoch, doch dann habe ich ein meinen Rhythmus gefunden. Immerhin war ich beste Italienerin. Jetzt hoffe ich, dass ich verletzungsfrei bleibe und der BOclassic für mich der Start für ein erfolgreiches 2011 war.

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