Alex Schwazer in ungewohnter WM-Rolle

Alex Schwazer ist einer der wenigen Hoffnungsträger der italienischen Mannschaft. Über 20 km zählt der Olympiasieger im 50 km Gehen allerdings nicht zu den Topfavoriten - trotz der Silbermedaille bei der EM 2010 und der Jahres-Weltbestzeit 2010 von 1:18:24. "Ich bin von Natur aus für Ausdauer-Wettkämpfe prädestiniert. Die 20-km-Spezialisten schaffen es, auf den letzten Kilometern trotz totaler Übersäuerung noch einmal die Schrittfrequenz zu erhöhen", liefert Schwazer die Erklärung gleich selbst mit. Dennoch geht er bei seiner vierten WM-Teilnahme nicht ohne Ambitionen an den Start: "Das Niveau ist heuer über 20 km so hoch wie noch nie. Ich möchte meinen neunten Platz von Osaka 2007 verbessern. Ich denke, das ist ein realistisches Ziel", so der 26-Jährige aus Kalch.

Erst im Mai hat Schwazer entschieden, über 20 statt über 50 km an den Start zu gehen. Grund war die lange Trainingspause im Winter und eine Knieverletzung. Topfavorit in Daegu ist Olympiasieger und Titelverteidiger Valeriy Borchin. Erster Herausforderer ist für Schwazer der Jahres-Weltbeste Zhen Wang (1:18:30). Der Chinese wird übrigens von Schwazers ehemaligem Trainer Sandro Damilano trainiert. Neben Russen und Chinesen müsse man auch mit dem Australier Jared Tallent, dem Italiener Giorgio Rubino und mit dem Mexikaner Eder Sánchez rechnen.

Auf die Bedingungen in Daegu hat sich Schwazer bestens eingestellt. "Ich hatte mich nach zwei, drei Tagen schon akklimatisiert - so schnell wie noch nie. Die Luftfeuchtigkeit ist zwar wie erwartet hoch, doch sind die Temperaturen deutlich niedriger als erwartet (22-23° um 9 Uhr morgens zur Startzeit, AdR)." Der Wettkampf findet am Sonntag Morgen auf einem 2-km-Pendelkurs mitten im Zentrum von Daegu statt. Taktik hat er sich keine zurechtgelegt: "Es gibt 100 Möglichkeiten, wie sich der Wettkampf entwickelt. Die Taktik ergibt sich durch den Rennverlauf. Vielleicht gelingt es mir ja, in der Mitte des Rennens Akzente zu setzen. Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn alle Gegner einen schlechten, und ich einen guten Tag erwische", scherzt Schwazer. Der Carabiniere aus Kalch, der von Michele Didoni trainiert wird, rechnet jedenfalls mit einem schnellen Rennen unter 1:20 Stunden, "wo die letzten 30 Minuten zur Hölle werden."

Fans aus der Heimat hat Schwazer diesmal keine vor Ort: "Mir genügt es, wenn sie mir zu Hause vor dem Fernseher die Daumen drücken." Für Schwazer-Fans heißt es entweder lange aufbleiben oder früh aufstehen. Der Wettkampf beginnt um 2 Uhr MESZ. Rai2, Rai Sport1 Europsort und die ARD übertragen live.

Dreispringerin Simona La Mantia mit Südtiroler Wurzeln Schwazer ist der einzige Südtiroler Teilnehmer in Daegu. Mit Simona La Mantia hat noch eine weitere Italienerin Südtiroler Wurzeln. Die Dreispringerin aus Sizilien ist die Tochter der früheren Leichtathletin Monika Mutschlechner aus Bruneck. La Mantia bestreitet ihren Wettkampf am 30. August (Qualifikation) und am 1. September (Finale).

Alex Schwazer erklärt den Unterschied zwischen 20 und 50 km Gehen Die 50 km sind gewissermaßen eine Frage des Benzins bzw. des Verbrauchs. Wer bei einer Kilometer-Zeit von 4.20 Minuten weniger verbraucht, kommt bei gleicher Kraftstoffmenge weiter. Über 20 km kommt es nicht auf das Benzin an, da braucht es vielmehr einen hochtourigen Motor. Da geht es darum, dass ein Geher trotz totaler Übersäuerung am Ende noch zulegen kann. Eine Stunde lang beträgt der km-Schnitt 4.00 Minuten. Danach sinkt der Schnitt auf unter 3.50 Minuten.

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