Alex Schwazer: „Ich habe es für meine Kinder gemacht“

Es ist Freitagabend, Punkt 20.29 Uhr, als Alex Schwazer schweren Herzens sagt: &bdquo;Es geht nicht mehr.“ Im Stadio Comunale von Arco, hinter dem sich die berühmte Burgruine pompös in den regnerischen Himmel streckt und für einen magischen Anblick sorgt, hat der Ausnahmegeher 14 von 20 Kilometern absolviert. Die Zwischenzeiten waren teilweise stark, die Sprechchöre von der mit rund 1.000 Fans gefüllten Tribüne ohrenbetäubend. Doch das half am Ende alles nichts.

In seinem allerletzten Rennen auf hohem Wettkampfniveau sorgte eine Entzündung am Ischiasnerv dafür, dass Schwazer schon nach ein paar Kilometern mit starken Schmerzen zu kämpfen hatte und nach zwei Dritteln des Rennens schließlich aufgeben musste. „Ich hätte den Wettkampf unter allen Umständen bestritten.“ Alex Schwazer &bdquo;Ich wusste schon vor dem Rennen, dass es ergebnistechnisch keinen Sinn hatte, immerhin konnte ich in den vergangenen Wochen nicht trainieren. Ich hätte den Wettkampf aber dennoch unter allen Umständen bestritten. Meine Kinder haben noch nie gesehen, was ihr Papa ein ganzes Leben lang gemacht hat. Das wollte ich unbedingt ändern“, so Schwazer.

Es fließen Tränen Die Kinder, das ist ein gutes Stichwort. Als der 39-jährige Kalcher nach seinem K.o. kaum noch stehen konnte und sich irgendwie in Richtung Ausgang quälte, wurde er nicht nur von einem Meer an TV-Kameras und Journalisten aus ganz Italien empfangen, sondern auch von seiner Ehefrau Kathrin und den beiden Kindern Ida (7) und Noah (4). Spätestens da sind die Tränen in Strömen geflossen.

Alex Schwazer musste das Rennen aufgeben. © Thomas Debelyak

&bdquo;Die Familie ist der wichtigste Teil meines Lebens. Sie hat mir so viel Rückhalt und Kraft gegeben“, sagt Schwazer anschließend. Da spielt der Olympiasieger von 2008 auf die achtjährige, höchst umstrittene Dopingsperre an, die Anfang Juli zu Ende gegangen ist. „Ich habe mit den vergangenen acht Jahren längst abgeschlossen.“ Alex Schwazer Jahrelang hatte der Geher für seine Unschuld gekämpft, die ihm von einem Gericht in Bozen sogar attestiert wurde. Doch für die Welt-Antidopingagentur und den internationalen Leichtathletikverband blieb Schwazers Schuld und somit auch die Sperre bestehen. Damit war auch sein großer Traum, noch einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, geplatzt.

Ob er immer noch Wut verspüre? &bdquo;Nein, mit dieser Sache habe ich längst abgeschlossen“, sagt Schwazer. Der Kalcher ist schon lange mittendrin in seinem neuen Leben. &bdquo;Ich arbeite seit geraumer Zeit als Personaltrainer“, meint der stolze Familienvater. Außerdem hatte er in den vergangenen Jahren anderweitig viel zu tun. Über seinen Fall wurde eine Netflix-Serie gedreht, außerdem schrieb Schwazer ein Buch und war Teil der berühmten TV-Show Big Brother.

Ein Mal Athlet, immer Athlet Jetzt hat er mit seinem Leben als Sportler abgeschlossen – oder doch nicht? Alex Schwazer wäre nicht Alex Schwazer, wenn er die Tür nicht doch einen klitzekleinen Spalt weit offenlassen würde. &bdquo;Ich war immer Athlet und werde immer ein Athlet sein. Wenn ich mit 50 Jahren irgendwo bei einem Dorflauf mitmachen will, werde ich das tun. Ich habe als Sportler nie offiziell angefangen und auch nie offiziell aufgehört. Allerdings glaube ich, dass ich auf Top-Niveau keine Wettkämpfe mehr bestreiten werde.“ Überraschungen sind also nicht ausgeschlossen. So, wie es in der gesamten, turbulenten Karriere des Alex Schwazer der Fall war.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Alex Schwazer: „Ich habe es für meine Kinder gemacht“

Mit einem hochemotionalen Wettkampf hat sich Alex Schwazer am Freitag von der großen Sportbühne verabschiedet. Nach dem 20-Kilometer-Rennen gab der 39-jährige Kalcher Einblicke in seine Gefühlswelt und in sein neues Leben.

Kommentare (0)