Wie der Coup mit dem Freiburg-Trainer zu Stande kam

Hannes Fink bringt es kurz und bündig auf den Punkt: &bdquo;So ein Trainer hätte sich vor nicht allzu langer Zeit sicherlich nicht für den FC Südtirol entschieden.“ Der ehemalige Kapitän der Weiß-Roten sitzt mittlerweile im FCS-Management und ist die rechte Hand von Sportdirektor Paolo Bravo. Weil Fink auch für die Jungprofis beim FCS zuständig ist, war er bei der Verpflichtung von Federico Valente federführend. Mit dem Wechseln des Italieners mit Schweizer Wurzeln (er ist in der barocken Kleinstadt Solothurn im gleichnamigen Kanton geboren und aufgewachsen) ist den Südtirolern ein großer Wurf gelungen – darin sind sich so ziemlich alle Experten im In- und Ausland einig. Bei Europapokal-Teilnehmer SC Freiburg hat der 47-Jährige nämlich herausragende Arbeit geleistet.

4 Jahre lang stand Valente im Breisgau unter Vertrag. In dieser Zeitspanne trainierte er zuerst die U16, dann die U17 und schließlich 2 Jahre lang die U19 des Bundesligisten. Schon zeitig im März verkündete Valente den Freiburgern, dass er im Sommer eine neue Aufgabe annehmen möchte. Der Job bei der 2. Mannschaft des SC Freiburg hätte ihn zwar gereizt, doch dieser war vergeben. Also machte sich Valente auf die Suche nach einem neuen Job und wurde dadurch selbst bei Fink vorstellig. Die Gespräche verliefen gut (O-Ton Valente mit einem Augenzwinkern versehen: &bdquo;Hannes ist ein sehr untypischer Ex-Spieler, weil er sehr zuverlässig ist“) und so kam das Engagement zu Stande. Der Schritt in das Ungewisse, eine andere Liga und ein anderes Land waren weitere Punkte, die Valente am FCS reizten. Den Club verfolgte er schon länger: &bdquo;Ich habe den Weg der Profimannschaft verfolgt und war sehr angetan, was aus den vorhandenen Möglichkeiten herausgeholt wird.“

Vom Schweizer Verband umworben Als Valente sein Arbeitspapier schon unterzeichnet hatte, musste der FC Südtirol noch eine Hürde überwinden. Denn der Schweizer Verband baggerte am Trainer und bot ihm einen Posten an. Ein prestigeträchtiger Job, der Valente aufgrund seiner langen Vergangenheit in der Schweiz (er verbrachte seine gesamte Spielerkarriere dort und absolviert zurzeit den Lehrgang zum Fußball-Lehrer in der Schweiz) auch gereizt hätte: &bdquo;Das Angebot war eine Ehre, aber mir sind Loyalität und Werte sehr wichtig. Ich habe in Südtirol unterschrieben und damit war es für mich fix.“ Fink meint schmunzelnd dazu: &bdquo;Wir haben schon ein paar Tage gezittert.“ Hannes Fink mit Federico Valente, dem neuen Primavera-Trainer des FC Südtirol.

Mittlerweile sieht sich Valente in Südtirol nach einer Wohnung um. Zu weit weg vom FCS-Center in Rungg möchte er nicht sein, weshalb er sich wohl für das Überetsch und nicht das Bozner Stadtzentrum entscheiden wird. Noch am Wochenende standen die letzten Wohnungsbesichtigungen auf dem Programm. Valente kommt am Anfang alleine nach Südtirol, im Herbst wird dann auch seine Partnerin nachkommen. Seine beiden Söhne leben in der Schweiz und suchen in der Heimat den Weg in den Profifußball.

Klare Spielideen mit Prägung aus 3 Ländern Auf dem Rasen steht der Trainer Valente für klare Ideen. Mentalität und Wir-Gefühl sind ihm am wichtigsten – man kennt es von FCS-Cheftrainer Pierpaolo Bisoli. &bdquo;Alle gemeinsam sollen maximale Intensität auf den Platz bringen. Eine klare Spielkultur mit und gegen den Ball, dazu Freude und Mut. Schließlich hat jeder einmal angefangen, Fußball zu spielen, weil er gerne den Ball am Fuß hat“, erklärt Valente seine Ideen. Nur pressen und Intensität sind ihm aber zu wenig: &bdquo;Es soll schon eine klare Idee mit dem Ball erkennbar sein. Aber das ist ein Prozess. Alles, was mit dem Ball gut ausschaut, braucht Zeit.“ Ein Grund für den Wechsel zum FCS war auch, dass er zwar in einem gesamtheitlichen Konzept mitarbeitet, aber dennoch seine eigenen Ideen einbauen kann: &bdquo;Das ist mir schon sehr wichtig. Ich möchte mich als Trainer auch entfalten können.“ „Mein Vater ging mit 16 Jahren alleine als Arbeiter in die Schweiz. Das würde heutzutage niemand mehr machen.“ Federico Valente Schon im Gespräch merkt man deutlich, dass Valente von unterschiedlichen Kulturen zehrt. Hintergrund ist die Familiengeschichte. Sein Vater zog mit 16 Jahren als Straßenarbeiter in die Schweiz und blieb. &bdquo;Heutzutage würde das wohl niemand mehr machen. Alleine mit 16 Jahren und nur mit einem Koffer in das Ausland zu ziehen, das ist utopisch“, so Valente.

Die Wurzeln ins kalabresische Sibari (Provinz Cosenza) blieben aber immer aufrecht, zudem hat Valente die italienische Staatsbürgerschaft. Dazu kommen Puzzleteile aus der Zeit in Deutschland beim SC Freiburg – und damit ist nicht nur sein leichter schwäbischer Einschlag im Akzent gemeint. Apropos Sprache: Die ist bei Valente ein weiterer Punkt, der sehr wichtig ist. Nicht nur, dass er eine klare Ansprache pflegt, er kann sich mit seinen künftigen Schützlingen auch auf beiden Südtiroler Landessprachen unterhalten.

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