Vor Bozen-Gastspiel: Inzaghi als Trainer gereift

4 Titel hat Filippo Inzaghi in seiner Trainerkarriere bisher gewonnen: Viareggio-Sieger mit den Milan-Junioren (2014), Drittligameister und Pokalsieger mit Venezia (2017) und den Serie-B-Titel mit Benevento (2020). Verglichen mit seinen Erfolgen als Spieler ist das nichts, doch die Pokale in den unteren Ligen verdeutlichen, die Einstellung von Inzaghi zu seinem Job. Nach dem missglückten Milan-Intermezzo (2014/15) war der Weltmeister von 2006 bereit, sich von unten nach oben zu arbeiten. Das hat geklappt, auch wenn sein zweites Serie-A-Engagement bei Bologna krachend scheiterte. Doch Inzaghi ist längst mehr als jemand, der von seinem glorreichen Namen zehrt.

Im Sommer hat Inzaghi einen Dreijahresvertrag bei Reggina unterschrieben. In diesem Zeitraum sollte er die Kalabresen zurück in die Serie A, wo man zuletzt vor 14 Jahren war, führen. Stand jetzt, scheint das Projekt zu klappen. Gemeinsam mit Frosinone und Genoa hat sich der Traditionsklub ganz vorne festgesetzt. Und das, obwohl Reggina nicht zu den Aufstiegskandidaten zählte und eines der Überraschungsteams der Liga ist.

Giovanni Fabbian, der Aufsteiger der Serie B Vor allem ein Spieler ist seit Meisterschaftsbeginn in aller Munde: Giovanni Fabbian. Der 2003 geborene Venetier ist in seiner ersten Profisaison, aber bereits der Aufsteiger der Liga. 7 Tore hat der zentrale Mittelfeldspieler bisher erzielt. Das erste davon gelang ihm im Hinspiel gegen den FC Südtirol. Vor einer Woche setzte er Ternana mit einem Doppelpack im Alleingang schachmatt. Doch wer ist dieser 20-Jährige?

Regginas Shootingstar Giovanni Fabbian. © Getty Images Europe / Gabriele Maltinti

Inzaghi setzt in Reggio Calabria auf eine 4-3-3-Formation. Fabbian bekleidet dabei die halbrechte Achter-Position, inklusive vieler Freiheiten im Spiel nach vorne. Der bei Padova und Inter ausgebildete Jungprofi ist der Prototyp eines modernen Mittelfeldspielers. Fabbian ist ein sehr vertikal ausgerichteter Spieler. Das heißt, dass er viel nach vorne läuft und bei den meisten Angriffen in den Strafraum eindringt. Großartiger Ballverteiler oder gar Spielmacher ist er keiner. Dafür hat Reggina Hernani und den slowenischen Sechser Zan Majer, der in Bozen gesperrt ist, in der Startelf. Fabbian hingegen soll und darf sich offensiv austoben.

Die Nummer 14 ist ein echter Glücksgriff für Inzaghi, denn auf dem Schirm hatte er den Spieler nicht. &bdquo;Ich kannte ihn nicht, doch sein Berater hat ihn mir angeboten und gesagt, dass er perfekt zu meinem Spielstil passt“, sagte Inzaghi im Herbst in einem Interview. Mittlerweile ist Fabbian kein Geheimtipp mehr. Es war ein Kraftakt notwendig, um ihn im Winter in Kalabrien zu halten. Spätestens im Sommer wird Fabbian in der Serie A andocken, daran gibt es keinen Zweifel. Ob bei seinem Stammverein Inter oder anderswo, wird man sehen.

Inzaghis blütenweiße Weste gegen den FCS In die Serie A möchte auch Inzaghi. Am liebsten mit Reggina, wo er sich enorm wohl fühlt (&bdquo;Hier kann ich genau das machen, was ich möchte“). Dabei wäre er im Sommer gar nicht in Kalabrien gelandet, hätte ein Konkurrent nicht sein Wort gebrochen. Bevor er in Reggio Calabria unterschrieb, war sich Inzaghi bereits mit Cagliari einig. Doch weil sich die Sarden irgendwann einfach nicht mehr meldeten (&bdquo;Die waren wie vom Erdboden verschluckt“), ging er zu Reggina. Wie schon in Venedig und Benevento setzt Inzaghi auf ein aggressives 4-3-3, bei dem die Flügelstürmer weit einrücken und die Außenverteidiger hoch stehen. Im Gegensatz zu FCS-Coach Pierpaolo Bisoli passt Inzaghi seine Ausrichtung weniger an den Gegner an. Die eigenen Abläufe stehen im Fokus. Die Weiß-Roten wissen also, was auf sie zukommt.

Doch aufgepasst: Der FC Südtirol ist so etwas wie der Lieblingsgegner von Pippo Inzaghi. 4 Mal hat er als Trainer gegen den FCS gespielt, 4 Mal hat er gewonnen. 3 Mal mit Venezia, einmal mit Reggina. Und das mit einem Torverhältnis von 12:0. Im August setzte es für den FCS eine 0:4-Klatsche in Reggio Calabria. Es war das letzte Spiel von Leandro Greco als Interimstrainer und das einzige Saisonspiel, indem der FCS mehr als 2 Gegentore kassierte.

Die Vorzeichen in Bozen sind mittlerweile aber ganz andere. Auch Inzaghi weiß, dass er sich von der blütenweißen Weste der Vergangenheit nichts kaufen kann. Umso spannender wird es zu beobachten sein, wie sich das Serie-B-Spitzenspiel (Samstag, 14 Uhr) zwischen dem Zweiten Reggina und dem fünftplatzierten FC Südtirol entwickeln wird. Denn hier prallen nicht nur Süd und Nord aufeinander, sondern auch zwei komplett unterschiedliche Trainer-Philosophien.

Serie B Italien	SP	TV	P
1. Sassuolo	14	29:12	31
2. Spezia	14	22:8	30
3. Pisa	14	25:12	30
4. Cesena	14	23:19	22
5. Cremonese	14	19:17	21
6. Bari	14	18:13	20
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Vor Bozen-Gastspiel: Inzaghi als Trainer gereift

Als Stürmer war Filippo Inzaghi einer der Besten der Welt. Jetzt will „Super-Pippo“ auch als Trainer den endgültigen Durchbruch schaffen. In der laufenden Saison zeigt Inzaghi, dass er eine unterschätzte Mannschaft entwickeln kann. Dabei hilft ihm der Shootingstar der Liga schlechthin.

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