Neuer Vertrag, DNA, FCS-Verjüngung: Das sagt Valente

Im exlusiven Interview mit s+ lässt der Trainer des FC Südtirols diese intensive Zeit Revue passieren und blickt auf die kommenden Monate voraus.

Herr Valente, Sie haben den italienischen Fußball im Schnelldurchlauf kennen lernen müssen. Wie waren die letzten Monate für Sie?

Valente: &bdquo;Im Nachhinein muss ich sagen, dass vor allem die Doppelbelastung mit dem Trainerkurs enorm war. Das hätte ich mir vorher nicht so gedacht. Deshalb war diese lange Pause, die wir jetzt hatten, sehr gut. Ich bin es gar nicht gewohnt, so lange im Urlaub zu sein. Normal hatte ich immer 2-3 Wochen frei, dieses Mal waren es 8 Wochen. Aber ich habe ja auch nicht nichts gemacht.“

Was stand in der freien Zeit für Sie an?

&bdquo;Am 12. Juni hatte ich Abschlussprüfung für die UEFA-Pro-Lizenz, dafür musste ich auch eine Masterarbeit schreiben. Außerdem gab es immer wieder Gespräche mit dem FC Südtirol, bezüglich der Vertragsverlängerung. Die freie Zeit in den letzten Wochen hat mir gutgetan. Ich bin froh, dass ich etwas Zeit für mich hatte.“

"Es wäre vermessen von mir zu denken, dass es einfach weitergeht." Federico Valente

Sie haben es schon angesprochen: Wie lief die Verlängerung mit dem FCS ab?

&bdquo;Es gab sehr offene Gespräche, die Saison wurde gründlich analysiert. Hier muss ich dem Verein ein Kompliment machen, denn zu jedem Zeitpunkt wusste jeder, wie und wann es weitergeht. Ich verstehe den Klub, dass man sich Zeit genommen hat. Es wäre vermessen von mir zu denken, dass es nach der Saison einfach weitergeht. Ich war neu und musste alles kennenlernen, da ist es nur logisch, dass der Verein das genau analysiert. Die Gespräche mit Paolo Bravo und Hannes Fink waren konstruktiv, es gab klare Ideen.“

Am Ende haben Sie einen neuen Vertrag unterschrieben…

&bdquo;Ich war zu keiner Zeit gestresst, weil das vom Verein sehr gut gehandelt wurde. Natürlich war es auch wichtig, dass ich die Lizenz geschafft habe. Der Pro-Schein ist immerhin eine Grundvoraussetzung in der Serie B. Zusammen mit der sportlichen Führung haben wir konstruktiv über die neue Saison, auch den Kader, gesprochen.“

Stichpunkt Kader: Der FCS war im Frühjahr die älteste Mannschaft der Liga. Wird man diesen Weg weitergehen oder steht eine Verjüngung an?

&bdquo;Natürlich hatten wir einige ältere Spieler auf dem Platz, aber auch Junge. Solche Spieler wie Raphael Kofler, der ja der klassische Jugendspieler aus dem eigenen Verein ist, würde man sich freilich mehr wünschen. Aber diese jungen Spieler brauchen die Erfahrenen, die ihnen helfen. Ich denke da an einen Andrea Masiello, der mit 38 Jahren noch immer topfit ist. Oder an Tormann Jack Poluzzi. Auf der anderen Seite haben wir in den letzten Tagen mit Crespi und Martini schon 2 junge Neuzugänge verpflichtet. Außerdem ist der Bruder von Simone Davi auch dabei. Eine Verjüngung findet also durchaus statt.“

Nach 2 Jahren bei Arzignano Valchiampo in der Serie C ist Federico Davi jetzt beim FC Südtirol angekommen. © Social Media

Der italienische Fußball steht nach der EM-Blamage wieder einmal ziemlich in der Kritik. Vor allem die Arbeit mit den jungen Spielern wird kritisiert. Wie sehen Sie das, zumal Sie ja viel Erfahrung aus anderen Ländern mitbringen?

&bdquo;Italien hat da sicherlich Aufholbedarf. Vielleicht fehlt manchmal der Mut, einen jungen Spieler einfach hineinzuwerfen. Ein Punkt, der für mich sehr wichtig wäre, sind die U23-Mannschaften. Das ist für mich ein Manko, dass es die nicht bei allen Vereinen gibt. Dort kann man junge Spieler wunderbar an die Profis heranführen. Nach der U19 ist einfach noch nicht jeder bereit.“

Der FCS hat im Frühjahr mit Benedikt Rottensteiner und Luis Buzi zwei einheimische Talente mit Profiverträgen ausgestattet. Wie kann ihr Weg aussehen?

&bdquo;Ich kenne die Spieler ja aus der Primavera-Mannschaft und sie sind gute Fußballer. Luis Buzi hat leider eine schwere Knieverletzung erlitten, er braucht noch etwas Zeit. Rottensteiner bringt fußballerisch sehr vieles mit, er muss an seinem Körper arbeiten. Ihn werden wir gut begleiten, damit ihm der Übergang aus dem Jugend- in den Erwachsenenfußball gut gelingt. Ich möchte noch Federico Davi erwähnen, der für mich ein sehr spannendes Profil mitbringt.“

"Die Zuschauer wollen sehen, dass die Mannschaft eine Einheit ist." Federico Valente

Sie haben in ihrer bisherigen Amtszeit versucht, einen neuen Stil beim FCS zu implementieren. Weg vom reinen verteidigen und kontern, hin zu einem proaktiven Stil…

&bdquo;Proaktiv zu spielen, das ist meine feste Überzeugung. Ich glaube, auch die Spieler mögen das. Aber das Wichtigste ist, dass wir eine DNA des gemeinsam Machens verkörpern. Und wenn wir leiden und tief verteidigen müssen, dann passiert das gemeinsam. Am Ende wollen die Zuschauer und der Verein sehen, dass die Mannschaft eine Einheit auf dem Platz ist.“

Was gilt es aus taktischer Sicht zu verbessern?

&bdquo;Ich habe es schon im Vorjahr gesagt: Alles was mit Ball gut aussehen soll, braucht Zeit. Natürlich wollen wir den Ball haben, da können wir etwas daraus machen und der Gegner kann kein Tor schießen. Es geht darum, Torchancen zu kreieren. Schneller vertikal zu spielen, nicht nur horizontale Pässe. Am Ende geht es auch hier wieder darum, dass man zusammen intensiv ist. Das ist auch die Vorstellung die Sportdirektor Bravo und Fink haben.“

Letzte Frage: Am Sonntag geht’s ins Trainingslager. Worauf legen Sie den Fokus in den kommenden 2 Wochen?

&bdquo;Wichtig ist, dass wir schnell eine Gruppe werden. Da sind Capitano Tait und die älteren Spieler eine große Hilfe. Die regeln viel in der Kabine und nehmen mir Arbeit ab. Dann gilt es den Fitnesszustand zu verbessern, eine Basis herzustellen, damit wir intensiv Fußballspielen können. Der Rest ist Detailarbeit: Spielprinzipien, defensives Verhalten. Die 2 Wochen im Trainingslager sollen uns helfen, als Team und auf dem Platz zu wachsen.“

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