a Serie B

FCS-Tormann Giacomo Poluzzi. © Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni

Hat der FC Südtirol ein Tormann-Problem?

Der FC Südtirol hat in der laufenden Saison noch nie zu Null gespielt. Ist daran nur die Abwehr schuld? Oder haben die Weiß-Roten gar ein Tormann-Problem? SportNews ist der Sache auf den Grund gegangen.

Es gibt in der gesamten Serie B eine einzige Mannschaft, die in der laufenden Saison noch nie zu Null gespielt – also kein Gegentor bekommen – hat. Dieses Team ist der FC Südtirol. Was ist das Problem der Hintermannschaft um Tormann Giacomo Poluzzi? Hat der FCS einfach mehr Pech als andere Teams und kassiert deshalb mehr Gegentore? Oder fehlt es der weiß-roten Abwehr an Qualität? Antworten auf diese Fragen gibt es hier.


Die Fakten

1,5 Gegentore kassiert der FC Südtirol im Schnitt. Insgesamt musste Poluzzi bereits 9 Mal hinter sich greifen. Damit haben die Weiß-Roten die viertschwächste Abwehr der Liga. Besonders interessant ist folgender Wert: Laut Statistiken (Datenservice: Opta) hätten die Weiß-Roten nur 4,5 Tore kassieren dürfen. Das ist die Hälfte (!) von den tatsächlichen Gegentreffern. Kein anderer Verein in der Serie B weißt eine derart hohe Diskrepanz zwischen Statistik und Wirklichkeit auf.

FCS-Trainer Federico Valente muss das Abwehrproblem in den Griff bekommen. © det


Zum Vergleich: Carrarese hat 12 Gegentore kassiert, der erwartbare Gegentorwert (xGa) beträgt 10,6. Gerundet hat der Aufsteiger also nur ein Tor mehr einstecken müssen, als die Statistik errechnet hat.

Was sind die Gründe?

Die Gegner des FC Südtirol erarbeiten sich Schnitt einen xG-Wert von 0,75 pro Spiel. Das ist nicht viel und deutet darauf hin, dass die Mannschaft gut verteidigt. Das taktische Konzept von Valente funktioniert – anders als am Stammtisch oft behauptet – also sehr gut. Trotzdem hat Tormann Poluzzi schon 9 Gegentore kassiert. Liegt das nur am Pech der Weiß-Roten bzw. am Glück der Gegner – oder steckt mehr dahinter?

Fakt ist, dass der FCS am wenigsten Schüsse auf das Tor zulässt. Nur 19 Bälle sind bisher auf das Tor von Poluzzi gekommen. 9 davon waren aber drin. Ein sehr hoher Wert. Kein Wunder, dass der 36-Jährige in Sachen PSxG-Statistiken (erwartete Gegentore nach einem Schuss des Gegners) mit -2 auf dem letzten Platz liegt. Ganz vorne liegt Pisa-Goalie Adrian Semper, der auf doppelt so gute Werte wie Poluzzi kommt.

xG, PSxG & Co. schnell erklärt

xG (expected Goals)Der wohl bekannteste Statistikwert. Eine KI errechnet, die viele Tore eine Mannschaft – nach Anbetracht aller Torchancen – erzielen müsste. Elfmeter werden mit einberechnet. Der FCS kommt auf einen Wert von 8,0 und liegt in der laufenden Saison damit im Spitzenfeld der Serie B (Platz 4).
xGa (expected Goals against)Das Gegenteil des xG-Wertes. Hier fließen alle Chancen der Gegner ein. Am Ende kommt ein statistischer Wert für die Anzahl der zu erwartenden Gegentore heraus. Kassiert ein Team deutlich mehr Tore als es die xGa ausweisen, kann das ein Hinweis auf fehlende Qualität der Defensiv-Spieler oder viele individuelle Fehler sein. Im Laufe einer Saison, stabilisieren sich die Werte allerdings oft und korrelieren dann mit den tatsächlichen Gegentoren.
PSxG (Post Shot expected Goals)Diese Statistik gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Tormann einen Torschuss hält. Ein hoher Wert kann auf einen überdurchschnittlichen Tormann – oder auf mehr Glück – hinweisen. FCS-Keeper Poluzzi kommt auf einen Wert von -2. Damit ist er in der Serie B das Schlusslicht.

Doch die Sache hat einen Haken. Denn was die Statistik nicht zeigt, ist, wie viel Glück die gegnerischen Teams bei einem Torschuss haben oder ob die Verteidiger vorher einen Patzer (zum Beispiel einen Mann nicht ordentlich gedeckt) gemacht haben. Der FCS hat in dieser Saison einige Treffer kassiert, wo Poluzzi nichts machen konnte. Allerdings weißt die PSxG-Statistik, die auch das Stellungsspiel der Torhüter miteinberechnet, schon darauf hin, dass Poluzzi zumindest nicht in Topform ist.

Fazit

Am Ende sind die vielen Gegentore eine Kombination aus vielen Dingen. Der FCS kassiert zu einfache Gegentore, wie die xGa-Statistik zeigt. Die FCS-Gegner kommen zwar zu wenigen Chancen, doch wenn sie eine haben, klingelt es im Kasten. Das liegt zum einen daran, dass nicht konsequent genug verteidigt wird. Zum anderen aber auch an Tormann Poluzzi, dem aktuell das Glück fehlt, auch einmal einen Unhaltbaren aus dem Winkel zu kratzen. Diese Zeiten werden wieder kommen, denn Poluzzi ist und bleibt die unangefochtene Nummer 1 im Tor der Weiß-Roten.

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