
Fabrizio Castori bei seiner Vorstellungs-PK. © Thomas Debelyak
Der neue FCS-Trainer: Alles begann in der 2. Amateurliga
Der FC Südtirol steckt in der tiefsten Krise seiner Serie-B-Geschichte. Richten soll es nun ein Haudegen, der in Italiens Fußballwelt schon alles gesehen hat. Am Montag stellte sich Neo-Trainer Fabrizio Castori der lokalen Presse vor.
09. Dezember 2024
Aus dem FCS-Center in Rungg

Von:
Thomas Debelyak
Die Trainer-Geschichte von Fabrizio Castori (70) ist eine ganz besondere. Und sie begann in den 1980er-Jahren in seiner Heimat, den Marken. Castori, damals in der Mitte seiner Zwanziger, hatte seine Spielerkarriere – die sich ausschließlich im Amateurfußball abspielte – beendet und arbeitete zu jener Zeit in einem Geschäft für Lederwaren. Da wurde der Ehemann einer Mitarbeiterin auf seine Fußballvergangenheit aufmerksam und überredete ihn, einen lokalen Klub aus der 2. Amateurliga als Trainer zu übernehmen. Der Verein – Belfortese – war zu jener Zeit Letzter in der Tabelle, und auch wenn das Debüt von Castori ordentlich in die Hose ging (0:5-Niederlage), riss der Trainer-Novize das Ruder rum und bewahrte die Mannschaft vor dem Abstieg.
Castori war damals 26 Jahre alt. Und diese Episode sollte der Startschuss einer fast schon märchenhaften Trainer-Reise werden. So schaffte es der Mann aus San Severino Marche von der 2. Amateurliga bis in die Serie A, wo der heute 70-Jährige für Salernitana und Carpi in insgesamt 41 Spielen an der Seitenlinie stand. Das war in den Saisonen 2015/16 (Carpi) sowie 2021/22 (Salernitana). Castoris „Heimat“ ist aber die Serie B, in der er es auf nicht weniger als 545 Trainer-Einsätze bringt. Auch mit diesem überragenden Erfahrungsschatz soll er dem FC Südtirol aus der Patsche helfen.
„Ich habe den FCS als eine Mannschaft in Erinnerung, die bis zur letzten Sekunde kämpft.“ Fabrizio Castori
„Mir haben die Provinz-Mannschaften schon immer besonders gut gefallen“, sagte Castori am Montag bei seiner Vorstellungs-PK, die unmittelbar auf das erste Training mit seiner neuen Mannschaft folgte. „Ich habe den FCS als eine Mannschaft in Erinnerung, gegen die es immer schwer war, zu spielen. Eine Mannschaft, die bis zur letzten Sekunde arbeitet, läuft, kämpft.“ In den vergangenen Jahren war Castori immer wieder Mal Gegner der Weißroten, doch so angeschlagen wie derzeit präsentierte sich der FCS noch nie. Südtirols einziger Profiklub liegt punktegleich mit Cittadella am Tabellenende, der Ligaverbleib ist akut gefährdet.
Auf Fabrizio Castori waren am Montag alle Augen und Kameras gerichtet. © Thomas Debelyak
Wie will Castori diese Probleme lösen? „Meine Prinzipien sind seit jeher dieselben. Arbeiten, laufen, kämpfen und vertikal spielen“, sagt der erfahrene Übungsleiter, dessen Härte und Kompromisslosigkeit dem FC Südtirol guttun wird. Zuletzt lief es aber auch bei Castori alles andere als rund. In der Saison 2022/23 ist er mit Perugia aus der Serie B abgestiegen, vergangene Saison wurde er bei Ascoli nach nur vier Monaten entlassen.
„Wenn es so weitergeht, dann steigen wir ab.“ Fabrizio Castori
„Auch ich habe meine negativen Erfahrungen gemacht und mir heuer versprochen, nicht jedes Angebot gleich anzunehmen. Beim FC Südtirol habe ich aber ein gutes Gefühl. Ich glaube voll an die Mannschaft, die mir zur Verfügung steht. Aber: Es muss sich einiges ändern, vor allem in den Köpfen der Spieler. Wenn es so weitergeht, dann steigen wir ab“, warnt Castori.
Der neue FCS-Trainer (rechts) neben Sportdirektor Paolo Bravo. © Thomas Debelyak
Es würde jedenfalls zur märchenhaften Reise des Fabrizio Castori passen, wenn er den FC Südtirol aus dem Schlamassel holen würde. Die erste Chance dafür gibt’s am Samstag im Heimspiel gegen Mantova (ab 15 Uhr).
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