EM 2024: Die Erkenntnisse des FCS-Trainers

Federico Valente macht keinen Hehl daraus, wem er im EM-Finale (Sonntag, 21 Uhr) die Daumen drückt. &bdquo;Ich bin ganz klar für Spanien“, sagt der FCS-Trainer. Im Interview mit SportNews hat Valente über die EURO 2024, aber auch über andere Themen gesprochen. Federico Valente über...

…das EM-Finale zwischen Spanien und England: &bdquo;Spanien wird anlaufen, England wird abwarten und auf Umschaltmomente und Standardsituationen hoffen. Ich wünsche mir für den Fußball, dass Spanien gewinnt. Um ehrlich zu sein, habe ich aber ein mulmiges Gefühl. England hat eine unfassbare individuelle Qualität. Als Mannschaft könnten sie zwar mehr leisten, aber England steht im Finale. Diese Leistung will ich nicht schmälern. Es wird auf alle Fälle ein interessantes Finale, indem nicht allzu sehr taktiert wird. Dafür ist Spanien nicht zu haben.“

…jenes EM-Team, das am meisten beeindruckt hat: &bdquo;Aus meiner Sicht ganz klar Spanien. Ich liebe ihr Spiel, weil es so intensiv und aggressiv ist. Das Team macht in jeder Spielphase alles gemeinsam. Dazu noch diese super Mischung aus routinierten und jungen Spielern, das ist maximal beeindruckend. Deutschland fand ich auch gut. Vor der EM habe ich auf Deutschland als Europameister getippt. Ich finde, sie hatten sehr gute Vibes im Land und der Mannschaft. Dazu einen Trainer, der in allen Spielphasen eine klare Idee hatte und die Mannschaft danach zusammengestellt hat.“

Spaniens Coach Luis de la Fuente hat Valente beeindruckt. © APA/afp / ODD ANDERSEN

…Spieler, die ihn bei der EURO überrascht haben: &bdquo;Viele schimpfen über Morata, aber was der für die Mannschaft arbeitet, ist unfassbar. Sehr überrascht bin ich von der Performance von Spaniens Linksverteidiger Cucurella. Ich kenne ihn von Chelsea und finde, dass er eine richtig starke EM spielt. Im Gegenpressing und dem Vorwärtsverteidigen ist er richtig, richtig stark. Weil er in der Premier League meistens gut, aber nicht sehr gut spielt, habe ich das so nicht erwartet.“

...das Abschneiden der Schweiz: &bdquo;Ich war fasziniert von der Schweiz und zugleich überrascht, dass die Mannschaft so gut performt. Auffällig war Granit Xhaka im Mittelfeld und, dass der Trainer seine Spielidee mit dem 3-4-2-1 immer durchgezogen hat. Die Schweiz hatte eine Klarheit in ihrem Spiel, die anderen Teams etwas gefehlt hat. Der Achtelfinal-Sieg gegen Italien war mehr als verdient.“

...die italienische Turnierleistung: &bdquo;Ich habe großen Respekt vor der Arbeit anderer Trainer, deshalb möchte ich das nicht als Kritik verstanden haben. Aber als neutraler Zuseher, und ich bin ein großer Italien-Fan, hatte man das Gefühl, dass sie kein Team waren. Es fehlte Energie, Überzeugung – kurzum das Leben. Es hat mir wehgetan, das Achtelfinal-Spiel gegen die Schweiz zu sehen. Aber als Außenstehender weiß man nicht, wie die Dynamiken innerhalb des Teams waren.“

...seinen EM-Fahrer Jasmin Kurtic: &bdquo;Ich war beim Spiel zwischen Slowenien und Dänemark in Stuttgart. Ich wollte ihm zeigen, dass ich mich interessiere. Jasmin und ich haben uns im Hotel getroffen, etwas getrunken und ein bisschen geplaudert. Für mich als Trainer war es ein Novum, dass ein A-Nationalspieler bei einem Großevent dabei ist. Ich finde, dass es Slowenien gut gemacht hat. Sie haben ihre Stärken ausgespielt und als Mannschaft agiert, das hat mir gefallen.“

...einen Spieler, der er bereits trainiert hat: &bdquo;Den Schweizer Ruben Vargas hatte ich in Luzern in der U15-Mannschaft. Er war damals schon technisch brillant, körperlich hatte er hingegen Mühe. Er hat deshalb einen Jahrgang darunter gespielt, was er selbst gar nicht verstanden hat. In der Schweiz ist das möglich und ich finde das gut, denn so gehen weniger Talente verloren, die körperlich vielleicht etwas länger brauchen.“

…seine Erkenntnisse aus dem EM-Turnier: &bdquo;Insgesamt fand ich das Turnier sehr spannend. Ich habe versucht alle Spiele zu sehen. Allerdings kann ich kein Fußballspiel mehr schauen, ohne die Taktik dahinter zu sehen. Deshalb habe ich mir viele Spiele nicht aus der TV-Perspektive, sondern aus der taktischen Kamerasicht angesehen. Dort sieht man das gesamte Feld. Ich finde, als Profitrainer ist es mein Job, sich mit großen Turnieren zu beschäftigen. Auffällig waren die vielen Eigentore. Die gibt es deshalb, weil viele Bälle in den Strafraum kommen. Es gibt mehr Flanken, die Verteidiger müssen oft nach hinten verteidigen. Da sind Eigentore oft nicht vermeidbar. Mir ist aufgefallen, dass das Pressing sehr mannorientiert geworden ist. Auch bei Eckbällen wird weniger Zonendeckung und mehr Mischform gemacht. Außerdem gab es viele Weitschusstore, die sogenannte Goldene Zone im Strafraum, aus der heraus normalerweise die Tore erzielt werden, hat etwas an Wichtigkeit verloren.“

…seinen Urlaub in den letzten Wochen: &bdquo;Neben der EM war auch sonst einiges los. Am 12. Juni hatte ich die Abschlussprüfung der UEFA-Pro-Lizenz. Außerdem musste ich eine Masterarbeit verfassen. Für diese höchste Trainerlizenz war ich bei Gerardo Seoane und Borussia Mönchengladbach, St. Gallen, Xamax und Oliver Glasner in Frankfurt. Hospitiert habe ich beim FC Will in der 2. Schweizer Liga. In der Pause habe ich zudem den Vertrag beim FC Südtirol verlängert und viele Gespräche mit der Sportlichen Leitung geführt. Die freien Wochen haben mir gut getan, die Doppelbelastung aus Trainerkurs und Profitrainer-Leben war im Nachhinein enorm.“

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EM 2024: Die Erkenntnisse des FCS-Trainers

Am Sonntag um 21 Uhr geht die Fußball-EM 2024 in Deutschland mit dem Finale zwischen Spanien und England zu Ende. Federico Valente, der Trainer des FC Südtirol, hat einen Blick auf das Turnier geworfen und einige Erkenntnisse gewonnen.

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