Hannes Kiem: „Es braucht Leute mit Eiern“

Seit dem Ausfall von Hansrudi Brugger führen Sie die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Inwieweit können Sie Einfluss auf ihre Mitspieler nehmen, besonders in der aktuell prekären Situation?

Hannes Kiem: Meine Einstellung ist es, mit viel Arbeit und Kampf die sportlichen Ziele zu verfolgen. Das versuche ich meinen Mitspielern zu übermitteln. Allerdings müssen sie auch darauf eingehen und mit an einem Strang ziehen.

Ist dies im Augenblick nicht der Fall?

Doch, das Mannschaftsgefüge passt. Durch die Wintereinkäufe wurde unser ohnehin bereits qualitativ starkes Team weiter aufgebessert. Allerdings müssen wird die mannschaftliche Geschlossenheit wiederfinden, die uns in der Hinrunde ausgezeichnet hat. Jeder muss für jeden kämpfen und rackern. Kurzum, wir brauchen Leute mit Eiern.

Sie heben die Qualität der Mannschaft hervor, dennoch offenbarte der FCS in den letzten Spielen sowohl in der Defensive als auch im Angriff große Schwächen. Wie erklären Sie sich das?

Wir machen einfach zu viele Fehler. In der Abwehr leisten wir uns grobe Schnitzer, während wir vor dem Tor zu harmlos auftreten. Dies ist allerdings auch mit der aktuellen Situation verbunden. Wir befinden uns einfach in einem Sog, aus dem wir uns nur schwer befreien können. Der Negativtrend hat alle ein wenig verunsichert. Im Augenblick helfen uns nur Punkte, Punkte, Punkte. Sollten wir es schaffen in den nächsten Spielen kontinuierlich Zähler einzufahren, könnten wir binnen kurzer Zeit einen großen Sprung in der Tabelle machen.

Trägt Trainer Alfredo Sebastiani Mitschuld an der Negativserie?

Es ist im Fußball so üblich, dass als erstes immer die Trainerfrage gestellt wird. Natürlich trägt Sebastiani eine große Verantwortung, doch seine Arbeit plötzlich in Frage zu stellen, halte ich für sehr abwegig. Die Trainerdiskussionen sind völlig fehl am Platz. Meiner Meinung nach, ist Sebastiani ein wahrer Glücksfall für den FCS. Er ist ein akribischer Arbeiter, der sich bis ins Detail mit der derzeitigen Tabellensituation auseinandersetzt und auch den Kontakt mit den Spielern sucht, um mit ihnen den Weg aus der Krise zu finden.

In den Jahren vor dem Aufstieg hat der FC Südtirol gelernt mit der Abstiegsangst umzugehen. Inwieweit kann man die aktuelle Situation mit jener von vor zwei Jahren vergleichen?

Ich finde hier gibt es keine Parallelen. In der Saison 2008/09, als wir erst in den Play-out-Spielen den Verbleib in der 2. Division sichern konnten, hat einfach gar nichts gepasst. Damals hat niemand das Ruder in die Hand genommen. Dies ist heuer nicht der Fall. Wir haben einen Trainer, der sich auch in kritischen Momenten vor die Mannschaft stellt und Spieler die sich ihrer Aufgaben bewusst sind. Dazu spielen wir in einer höheren Liga und verfügen dementsprechend über weitaus mehr Qualität im Team. Deshalb bin ich mir absolut sicher, dass uns in den kommenden Wochen auch der lang ersehnte Befreiungsschlag gelingen wird.

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