Dramatik pur am letzten Spieltag: This Is Football

Wie fühlt es sich wohl an, den Meisterpokal in Gedanken schon in den eigenen Händen zu halten, seinen metallischen Geschmack nach dem Siegeskuss bereits auf der Zunge zu spüren, ihn im Freudenrausch einfach nur in den imaginären Himmel zu stemmen – und dann plötzlich auf das Handy zu schauen und zu sehen, dass aus dem sicher geglaubten ersten Platz innerhalb von wenigen Augenblicken ein zweiter geworden ist? Es muss schrecklich sein. Der 2.-Amateurligist Klausen kann davon ein Lied singen.

Der Schiedsrichter rief beim Verband an – doch es musste gespielt werden An der Spitze des B-Kreises standen vor Spielbeginn Haslach (43) und Klausen (41). Die Eisacktaler benötigten also einen Sieg und mussten auf einen Ausrutscher der Bozner hoffen, um sich Platz eins zu krallen. Dass das Saisonfinale am Ende aber die Dramatik eines Shakespeare-Stücks annehmen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet. Klausen lag zu Hause gegen Montan bereits nach einer Stunde mit 4:1 in Führung, während Haslach in Jenesien schon ab der siebten Minute einem 0:1-Rückstand hinterherlief. Haslach versuchte daraufhin im Jenesiener &bdquo;Schwimmbad“ (die Regenschauer waren dermaßen intensiv, dass Teile des Feldes unter Wasser standen) mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Resultat noch irgendwie rumzubiegen, startete Angriff um Angriff auf das gegnerische Tor. Da sich bis zur 89. Minute aber nichts änderte, holte man auf dem 44 Kilometer entfernten Sportgelände in Klausen wohl schon den Meistersekt aus dem Kühlschrank. Doch dann brach in Jenesien die Schlussphase an, die zeigte, wie eng Freud und Leid im Fußball beieinanderliegen. Zuerst glich Alberto Bontadi nach einem Getümmel aus, dann stand er in der vierten Minute der Nachspielzeit wiederum bei einer Massentummelung im Jenesien-Strafraum genau richtig und drückte die Pille über die Linie. Haslachs 200-köpfige Anhängerschar war in Ekstase, ihre Mannschaft zum ersten Mal in der Geschichte 2.-Amateurliga-Meister und der vermeintliche große Sieger Klausen plötzlich der weinende Vize. This is Football.

Wie einst bei den Cowboys Auch auf den anderen Fußballplätzen herrschte Dramatikpur: In der 2. Amateurliga Gruppe C standen sich Teis Villnöß und Gais in einer Partie mit Revolverduell-Formatgegenüber: Wer gewinnt, bleibt oben, wer verliert, muss runter. Am Ende avancierte Patrick Lanziner von Teis zum großen Dorf-Helden, da er seinem Teamin der zweiten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer bescherte, Teis Villnößdamit vor dem Abstieg bewahrte und Gais in die dritte Amateurliga schickte. Auch in der 1. Amateurliga wurde nicht an nervenzerreißenden Spielen gespart: Neumarkt machte den Meistertitel im A-Kreis im Derby gegen Auer erst durch einen späten Doppelpack von Melchiori dingfest, während Reischachs Abstieg in der B-Staffel erst fünf Minuten vor Schluss durch einen Geniestreich von Vahrn-Spieler Manuel Sullmann besiegelt wurde. Ob Sieg oder Niederlage, ob Meister oder Absteiger: Gewonnen hat am Sonntag wieder einmal der Fußball selbst. Emotionen, Freude, Tränen – kurzum: alles, was das ballverliebte Herz begehrt.Derartige Geschichten schreibt eben nur das Spiel mit dem runden Leder. Bleibt eigentlich nur mehr die Frage, wann die nächste Saison endlich wieder losgeht.

Thomas Debelyak, Sportnews

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Dramatik pur am letzten Spieltag: This Is Football

Kommentare (0)