Die Halbzeit-Zeugnisse der Südtiroler Oberligateams, Teil 1

VIRTUS BOZEN: Der Favoritenrolle gerecht geworden (1. Platz, 10 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen, 34 Punkte) Virtus Bozen hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Das schwache Abschneiden der Vorsaison veranlasste die Verantwortlichen, neue Wege zu gehen: Im englischen Transfermarkt-Style wurden die namhaftesten Spieler der hiesigen Fußballszene verpflichtet, ja sogar einige Profis mischten sich in das Kollektiv, das schon bald von vielen Seiten als schlagfertigste Mannschaft der Oberligageschichte betitelt wurde. Und sicher: Mit Platz 1 steht Virtus Bozen da, wo es am Ende der Saison stehen will – und wo es als Star-Truppe auch hingehört. Trotzdem entsprechen &bdquo;nur“ drei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger St. Georgen nicht unbedingt den Qualitäten des Teams, das im Verlauf der Hinrunde immer wieder leichtfertig Punkte liegen gelassen hat (2:4 gegen Eppan, 0:2 gegen Bozner FC, 1:1 gegen Brixen). Nichtsdestotrotz gibt es keinen Zweifel an der Stärke von Virtus – das 4:2 gegen Naturns war nur eine Episode, in der die Lomi-Truppe ihre volle Dominanz auf den Platz gebracht hat. Deshalb: Nur drei Punkte Vorsprung hin oder her – es wird verdammt schwierig werden, die Bozner in der Rückrunde zu schlagen. SportNews-Note: 9:Für die Meisterschaft gab es aufgrund einiger schwankenden Leistungen und den damit verbundenen Punkteverlusten die Bewertung 8/9, angesichts des Italienpokalgewinns verdient sich die Lomi-Truppe aber eine höhere Note.

ST: GEORGEN: Die Kurve gekratzt (2. Platz, 9 Siege, 4 Unentschieden, 3 Niederlagen, 31 Punkte) Vor dem Saisonstart wurde St. Georgen als der größte Widersacher von Virtus Bozen betitelt. Diesem Ruf konnten die Morini-Schützlinge zu Beginn der Meisterschaft aber nicht gerecht werden. Nach zwei Niederlagen aus den ersten vier Spielen fanden sich die &bdquo;Jergina“ relativ schnell am Rande der Bedeutungslosigkeit im Mittelfeld der Tabelle wieder. Doch das umkämpfte 1:1-Unentschieden im Drusus-Stadion gegen Virtus Bozen am 5. Spieltag diente als Wendepunkt und hauchte der Mannschaft schnell die notwendige Kontinuität ein. Mit sieben Spielen ohne Niederlage in Folge (Fünf Siege, zwei Remis) attackierten Albanese & Co. die Spitzenplätze und wurden am allerletzten Spieltag der Herbstsaison für ihre Aufholjagd belohnt, als Naturns knapp mit 2:1 besiegt werden konnte und sich St. Georgen so den zweiten Tabellenplatz krallte. Damit haben die &bdquo;Jergina“ in der Rückrunde den Part des Jägers inne und können sehr wohl für eine Überraschung sorgen. SportNews-Note: 8/9: Die Reaktion nach dem verhaltenen Saisonstart war erste Sahne. Die Note ist deshalb nicht höher, da sich St. Georgen im Laufe der Hinrunde den einen oder anderen Ausrutscher leistete (zum Beispiel 1:2-Niederlage gegen Mezzocorona), der einem Spitzenteam eigentlich nicht passieren darf.

SSV NATURNS: Die Überflieger wollen nicht runterkommen (3. Platz, 8 Siege, 5 Unentschieden, 3 Niederlagen, 29 Punkte) Landesligaaufsteiger haben in ihrem ersten Oberligajahr erfahrungsgemäß immer ihre lieben Schwierigkeiten: Der Bozner FC lag nach seinem Aufstieg vor zwei Jahren zum Ende der Hinrunde abgeschlagen mit neun Punkten auf dem letzten Platz und konnte seinen Klassenerhalt nur durch ein mittleres Fußballwunder schaffen. St. Pauls fand nach seinem souveränen Aufstieg im letzten Jahr ebenfalls nur schwer Schritt in der Oberliga und musste nach einer Saison sogarschon wieder den Gang in die Landesliga antreten. Dementsprechend gewarnt war man in Naturns nach dem grandiosen Aufstieg im Mai, dementsprechend verhalten fielen die Erwartungen für die anstehende Saison aus – und dementsprechend riesig war die Überraschung, als der Aufsteiger in den 16 Hinrundenspielen die gesamten Expertenprognosen über den Haufen warf und dank einer grandiosen ersten Saisonhälfte völlig überraschend auf Position 3 der Tabelle landete. Bis zum 9. Spieltag hatten die Untervinschger sogar die Tabellenführung inne, die sie im Spitzenspiel gegen Virtus Bozen dann aber abgaben. Das Erfolgsrezept der Engl-Grünfelder-Truppe, die sich personell im Vergleich zum Vorjahr nur minimal veränderte? Zahlreiche junge Spieler, die sich in jeder Partie die Seele aus dem Leib rennen; zwei Top-Stürmer (Peter Mair und Matthias Bacher), die jederzeit den Unterschied machen können; und nicht zuletzt ein Zusammenhalt, der in guten Zeiten Berge versetzen kann und gegen schlechte resistent ist. SportNews-Note: 9: Im Kampf um den Titel wird Naturns nicht mehr eingreifen – muss und will es auch nicht. Die Erwartungen wären auch bei einem gesicherten Mittelfeldplatz locker erfüllt – mit der aktuellen Tabellensituation sind sie sogar weit übertroffen. Wäre Naturns im Schlussspurt nicht die Puste ausgegangen (Nur ein Punkt aus den letzten drei Spielen), hätte die Note auch höher ausfallen können.

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