Der Torwahnsinn des SC Plose: Es stocknert

Könnte man sich einen Torjäger im Backrohr zusammenstellen, wie würde das entsprechende Rezept wohl lauten? Ein Versuch: Man nehme einen massiven und starken Teig als Grundlage, gebe zwei Prisen an fußballerischer, sprich technischer Versiertheit dazu, schütte drei Esslöffel Schussstärke und zwei Teelöffel Lufthoheit hinein und mische der entstandenen Masse noch 250 Gramm Torinstinkt bei. Man gieße dieses Gemisch nun in eine geeignete Form, lasse es im Backrohr für ein paar Jährchen brutzeln, nehme das entstandene Gebäck dann heraus, versehe es mit einer Glasur aus Lockerheit und pulvere noch eine dezente Menge an künstlerischem Freigeist darauf.

Hansjörg Stockner fälltmit seinem Profil sehr gut in diese Schablone hinein– und das aus zweierlei Gründen. Einerseits treffen viele Eigenschaften des Ideal-Stürmer-Rezepts auf ihn zu, andererseits muss er als begnadeter Koch genau wissen, wie mit solchen Küchen-AnleitungenHand zu habenist. Untertags verköstigt der Stürmer von Plose nämlich in seinem familiären Gastbetrieb &bdquo;Hotel Tyrol“ als Koch die Kundschaft mit feinen Fleisch-Filets, typischen Südtiroler Knödeln oder netten Spargelgerichten, abends füttert er dagegen die Tornetze auf dem heimischen Fußballplatz in St. Andrä mit Bällenen masse.

Er will einfach nur spielen

Am wohlsten fühlt sich Stockner aber nicht am Abend beim Training, sondern am Sonntag beim Spiel. &bdquo;Manchmal“, so der Stürmer, &bdquo;musste ich vormittags arbeiten und kam nur auf den letzten Drücker zur Partie.“ Dass er den Ball trotzdem so zuverlässig ins Tor schiebt wie ein Briefträger die Morgenpost in den Briefkasten legt, ist auch seiner Locker- und Unbekümmertheit zu verdanken. Statistiken, Stärken des Gegners, persönliche Tore-Assist-Listen – das ist nicht die Welt des Hansjörg Stockners. &bdquo;Ich will auf dem Feld einfach nur Spaß haben, dem Ball hinterherjagen.“ Und Tore schießen.

Zahlen, die Bände sprechen

An den Statistiken kam Pinggl, wie er in seinem Kollegenkreis aufgrund seiner relativ überschaubaren Größe im Kindes- und Jugendalter heute noch gerufen wird, in den letzten Wochen, Monaten und Jahren aber beim besten Willen nicht vorbei. Zwei Saisonen, 55 Spiele, 60 Tore: Ein Wert, den die meisten Spieler nicht einmal im Training aufweisen können – wahrscheinlich auch nicht mit regelmäßigen Torschussübungseinheiten. Und, ehrlich gesagt, eine Quote, mit der Stockner mindestens in der Oberliga spielen müsste. &bdquo;Es gab immer wieder mal Anfragen von Klubs wie St. Georgen oder Brixen. Doch das ließ sich nicht mit meinem Beruf vereinbaren. Und bei meinem Heimatverein Plose bin ich glücklich“, erklärt der Angreifer.

Vage erinnert er sich an ein Jugendjahr beim FC Südtirol, an eine weitere Spielzeit im Jugendbereich von Brixen, an seine vierjährige Karrierepause zwischen seinem 15. und 19. Lebensjahr, in der er seine Kochausbildung machte, oder an die Saisonennach seiner Wiederkehr, in denen er seine Torausbeute sukzessiv steigerte. Heute sagt er mit einem Lächeln: &bdquo;Ich glaube, ich bin in der Form meines Lebens.“

Das schönste der 171?

Irgendwann kommt man auch auf sein schönstes Tor zu sprechen. Bei 171 Treffern keine leichte Auswahl. Doch seinen Favoriten hat Stockner relativ schnell parat: &bdquo;Gegen Eppan ist es mir einmal gelungen, den Torhüter fast von der Mittellinie aus zu überlupfen“, schmunzelt er. Und sein wichtigstes? &bdquo;Vor ein paar Jahren, als ich im letzten Saisonspiel einen Doppelpack erzielte, wir schlussendlich 3:0 gewannen und in die Oberliga aufgestiegen sind.“

Heuer netzte Stockner 27 Mal ein – das ist absoluter Bestwert. Sein erster Verfolger liegt ganze zehn Buden zurück. Es scheint fast so, als hätte Stockner das Rezept zum Toreschießen gefunden. Na dann:Mahlzeit.

Thomas Debelyak, Sportnews

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