Der Meister-Macher

Es war der 7. Juni 2009, ein sonniger Sonntagsnachmittag, an dem der FC Südtirol vor heimischer Kulisseim Drusus-Stadion gegen Valenzana seinen Ligaverbleib in der 2. Division mit einem klaren 2:0 im Play-Out-Rückspiel besiegelte. Für Luca Lomi, der die Partie aufgrund einer Verletzung schweren Herzens von der Bank aus verfolgen musste, war es zeitgleich auch das letzte Mal, dass er sich ein Leibchen als Spieler übergezogen hat. Nach dem gefeierten Triumph beendete der damals 37-Jährige seine Karriere. Nun, sieben Jahre und einige Haarschnitte später, ist dem ehemaligen Mittelfeld-Antreiber an gleicher Ort und Stelle wieder zum Feiern zumute. Am Sonntag setzte er sich als Trainer von Virtus Bozen die Oberligakrone auf – und drehte nach Abpfiff in mit Bier und Wasser getränkter Kleidung auf dem Rasen des altehrwürdigen Stadions seine Runden. Genauso, wie es vor knapp sieben Jahren der Fall war.

Das Mentalitätsproblem behoben Für Lomi, der von 2011 bis 2014 Assistenztrainer von Siena, Palermo und Chievo war und bei seinem Debüt als Chefcoach bei Mezzocorona in der letzten Saison den Serie-D-Abstieg hinnehmen musste, eine große Genugtuung, wie er selbst sagt. Auch, weil die Ausgangslage von Virtus Bozen bei seinem Amtsantritt nicht berauschend war. Das Star-Ensemble hatte nach acht Spielen 15 Punkte auf dem Konto, stand in der Tabelle zwar auf Platz zwei, hatte aber fünf Punkte Rückstand auf Naturns. &bdquo;Die Mannschaft hatte ein Mentalitätsproblem, ihr fehlte der unbedingte Erfolgshunger“, erklärt Lomi. &bdquo;Es dauerte ein wenig, bis wir diese Blockade gelöst bekamen.“

In Wirklichkeit vollzog sich der Wandel schon nach fünf Tagen, als Virtus mit 4:2 gegen Naturns gewann, somit eine Serie von 15 Siegen, vier Remis und nur einer Niederlage einleitete und folglich das Punktepolster derart dick aufblähte, dass es zwei Spieltage vor Schluss vor jeglichen Angriffen Schutz bietet.

&bdquo;Nach dem Sieg gegen Naturns wusste ich, dass wir es schaffen“ Wie schaffte es Lomi, seiner Truppe innerhalb kürzester Zeit so viel Sicherheit einzuhauchen? &bdquo;Wir sahen den Druck weniger als Nachteil, sondern als Vorteil an, da man dadurch immer neue Reize erhält. Zudem ist unser Kader mit sehr guten Fußballern bestückt. Und ich bin ein Trainer, der nicht auf Namen schaut: Wer rennt und seine Leistung bringt, wird bei mir auch spielen. Das heizte den Konkurrenzkampf ordentlich an und erhöhte die Trainingsintensität.“ Doch Lomi weiß auch, dass die individuelle Klasse einiger Spieler den Unterschied ausmacht. &bdquo;Damit ein Film gut wird, braucht es natürlich auch außergewöhnliche Schauspieler.“ Trotzdem steht beim Trainer die Gruppe über allem. Und dass Virtus eine Mannschaft mit Charakter ist, zeigte sie besonders gegen Naturns am 24. Spieltag, als man bereitsnach zwei Minuten in Unterzahl agierte und nach neun Minuten in Rückstand geriet, das Spiel aber doch noch gewinnen konnte. &bdquo;Da wusste ich, dass wir es schaffen.“

Neue Bewährungsprobe in der Serie D Nun ist das Meisterstück vollbracht. Und Lomi schaut schon in die Zukunft: &bdquo;Ich wäre bereit und gewillt, die Mannschaft auch in der Serie D zu trainieren.“ Ob er sich einen speziellen Spieler für das nächstjährige Abenteuer wünsche? &bdquo;Daran habe ich noch nicht gedacht. Doch ich weiß: Ein Spieler entscheidet ein Spiel. Langfristig erfolgreich ist aber die Mannschaft.“

Thomas Debelyak, Sportnews

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