Auch Tommy Purdeller träumt von der NHL

Tommy Purdeller und Damian Clara sind beste Freunde, die das Sommertraining gemeinsam in Reischach absolvieren. Beide wurden zuletzt in Nordamerika gedraftet: Der Stürmer wurde im Juli des vergangenen Jahres im CHL-Import-Draft vom OHL-Klub Peterborough Petes in der 1. Runde an 17. Stelle, der Torhüter vor gut 4 Wochen vom NHL-Klub Anaheim Ducks in der 2. Runde an 60. Stelle gezogen. Während Purdeller für sein Team bereits 70 Spiele bestritten hat, wird es bei Clara wohl noch einige Zeit dauern, bis er in der besten Liga der Welt sein Debüt feiert.

Purdeller machte im April 2022 bei der U18-WM der I. Division Gruppe B auf sich aufmerksam, als er als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde und das Interesse einiger Teams in der Canadian Hockey League (CHL) weckte. &bdquo;Mein Agent Patrick Pilloni hat mich gefragt, ob ich interessiert wäre, nach Nordamerika zu wechseln. Schließlich hätten sich 12 Vereine bei ihm gemeldet und über mich informiert. Ich war schnell Feuer und Flamme. Vor dem Draft hatte ich ein gutes Gespräch mit den Verantwortlichen von Peterborough. Die Petes haben sich sehr um mich bemüht und mich schließlich beim Online-Draft auch ausgewählt“, erzählt der 19-Jährige voller Stolz.

Peterborough ist eine eishockeyverrückte Stadt Peterborough liegt in der kanadischen Provinz Ontario, 125 Kilometer nordöstlich von Toronto. Die Stadt, in der rund 80.000 Menschen leben, gilt als Hockeytown. &bdquo;Der Verein wurde vor knapp 70 Jahren gegründet und gilt zu den ältesten und traditionsreichsten in der Liga. Auch die meisten unserer Fans haben bereits ein gewisses Alter. Sie sind aber sehr begeisterungsfähig und können auch sehr laut werden“, schwärmt Purdeller.

Die Heimspiele tragen die Petes in dem 4000 Zuschauer fassenden &bdquo;Memorial Center“, das 1956, dem Gründungsjahr des Klubs, erbaut worden ist. Die Petes gelten als Talentschuppen: Schließlich wurden in Vergangenheit von keinem anderen Team beim NHL Entry Draft mehr Spieler ausgewählt als von Peterborough.

<a data-caption="Tommy Purdeller (2. von rechts) mit seinen Eltern Herta und Reinhold und seinem Bruder Michael (2. von links) am 22. Mai dieses Jahres nach dem Gewinn des Meistertitels in der OHL." data-fancybox="inline-167983" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2023/07/tommy-purdeller-2-von-rechts-mit-seinen-eltern-herta-und-reinhold-und-seinem-bruder-michael-2-von-links-am-22-mai-dieses-jahres-nach-dem-gewinn.jpg"> Tommy Purdeller (2. von rechts) mit seinen Eltern Herta und Reinhold und seinem Bruder Michael (2. von links) am 22. Mai dieses Jahres nach dem Gewinn des Meistertitels in der OHL.

Vor Purdeller wurden erst 2 Südtiroler von einer CHL-Organisation gedraftet: 1994 entschieden sich die Victoriaville Tigres (QMJHL) für den Pusterer Torhüter Harald Golser (1. Runde, Position 7) und 2007 zogen die Niagara IceDogs (OHL) den Bozner Stürmer Marco Insam (2. Runde, Position 71). Mit Andrea Carpano (1993 Soo Greyhounds, 1. Runde, Position 35) und Alessandro Segafredo (2021 Seattle Thunderbirds, 1. Runde, Position 41) wurden in Vergangenheit 2 weitere Italiener beim CHL-Draft ausgewählt. „Er kann mit den Spielern umgehen und weiß, wie man gewinnt.“ Tommy Purdeller über Coach Rob Wilson Bei den Peterborough Petes hat seit 2018 Rob Wilson als Trainer das Sagen. Der Kanadier hatte vor Jahren für kurze Zeit in Sterzing verteidigt und war später Coach bei Neumarkt und Ritten. Er hat sich im Vorfeld des Drafts beim früheren Ritten-Präsident Thomas Rottensteiner Informationen über Purdeller eingeholt. &bdquo;Rob ist menschlich voll in Ordnung und auch ein ausgezeichneter Trainer, der zum Teil noch Old-School-Hockey spielen lässt. Er kann mit den Spielern umgehen und weiß, wie man gewinnt“, gerät Purdeller über seinen Chef ins Schwärmen.

Purdeller hat am Anfang für 3 Nächte sogar bei seinem Trainer in dessen Villa am See gewohnt, ehe er bei seiner Gastfamilie, die im August nach Südtirol kommen wird, einziehen konnte. Die Saison hat für den Stürmer, der auf allen Positionen spielen kann (&bdquo;In Bruneck war ich Center, in Salzburg spielte ich auf dem linken und zuletzt auf dem rechten Flügel“) schmerzhaft begonnen und 8 Monate später schmerzhaft geendet. &bdquo;Im 4. Vorbereitungsspiel habe ich mir eine Verletzung in der linken Schulter zugezogen, wo die Bänder des AC-Gelenks angerissen waren. Ich musste 5 Wochen pausieren und verpasste den Saisonstart“, bedauert der bullige Angreifer.

10 Skorerpunkte in den ersten 13 Saisonspielen Sobald er wieder fit war, legte Purdeller los. Und wie. In den ersten 13 Spielen gelangen ihm 10 Skorerpunkte (6 Tore). In den folgenden 40 Spielen des Grunddurchgangs sollten danach &bdquo;nur“ noch 8 Punkte folgen. &bdquo;Zunächst kam ich in den vorderen Reihen zum Einsatz. Irgendwann hat mich Wilson zurückbeordert und ich bekam andere Aufgaben. Meine neue Rolle sah vor, dass ich als Systemspieler defensiver spielen und mehr Forechecking betreiben musste. Ich habe mich in den Dienst der Mannschaft gestellt und die Trainer zufriedengestellt“, versichert der Juniorennationalspieler von Italien.

Die Petes kamen nur langsam auf Touren. Erst als sie im Jänner kurz vor Transferschluss den Kader nachbesserten und mehrere erfahrene &bdquo;Ausnahmespieler“ anlockten, kratzten sie die Kurve und starteten eine Aufholjagd, die sie bis zum Abschluss des Grunddurchgangs auf Platz 4 brachte. &bdquo;Im Play-off haben wir dann unser bestes Eishockey und uns in einen wahren Rausch gespielt. Wilson hatte uns in jedem Spiel perfekt eingestellt und jeder von uns wusste, was er zu tun hatte“, sagt der Pusterer voller Stolz.

Tommy Purdeller und Damian Clara sind beste Freunde.

Im Achtelfinale machte Peterborough mit den Sudbury Wolves kurzen Prozess, feierte in der &bdquo;Best-of-7“-Serie 4 Siege in Folge und zog ins Viertelfinale ein. Dort behielt die Wilson-Truppe gegen die favorisierten Ottawa 67s mit 4:2-Siegen die Oberhand. Im Halbfinale mussten die Petes gegen North Bay Battalion über die volle Distanz gehen, um mit 4:3-Siegen ins Finale aufzusteigen.

In Spiel 7 am 8. Mai ging für Purdeller die Saison verletzungsbedingt vorzeitig zu Ende. Bei einem Check eines Gegenspielers war er unvorbereitet, knickte um, wobei das ganze Gewicht den rechten Fuß belastete, und er sich das Sprunggelenk brach. &bdquo;Ich wurde gleich am nächsten Tag operiert. Die Enttäuschung war natürlich groß, dass ich meinem Team nicht mehr auf dem Eis helfen konnte. Ich war aber danach bei jedem Spiel dabei und unterstützte meine Mitspieler, wo ich nur konnte.“

Im OHL-Finale nur Zuschauer Im OHL-Finale krönten die Petes dann ihre Traumsaison und standen nach dem 6. Spiel am 22. Mai und 4:2-Siegen gegen die London Knights, die bei den Heimspielen vor mehr als 10.000 Zuschauern spielten, als Meister fest. &bdquo;Für uns alle ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Es war unbeschreiblich. Ich konnte den Titel gemeinsam mit meinem Bruder Michael, der mich zum Eishockey gebracht hat, und mit meinen Eltern Herta und Reinhold, denen ich am meisten zu verdanken habe, feiern“, strahlt der erste OHL-Meister aus Italien über das ganze Gesicht.

So feierte Tommy Purdeller den OHL-Titel.

Die Peterborough Petes sicherten sich zum 10. Mal in der Vereinsgeschichte den &bdquo;John Ross Robertson Cup“, verpassten danach aber den 2. Triumph beim &bdquo;Memorial Cup“ nach 1979. Sie mussten den Quebec Remparts (Meister der QMJHL) und Seattle Thunderbirds (WHL-Meister) den Vortritt lassen und belegten vor Gastgeber Kamloops Blazers den 3. Platz.

Mittlerweile hat sich Purdeller von der Fußverletzung gut erholt und befindet sich bereits im Aufbautraining. Er hat in Brixen bereits zweimal auf dem Eis trainiert. Am 26. August kehrt er nach Peterborough zurück und will im kommenden Winter voll angreifen: &bdquo;Da der NHL-Draft für mich wohl kein Thema mehr ist, werde ich versuchen, mich mit starken Leistungen für einen AHL-Vertrag zu empfehlen, um vielleicht doch noch durch das Hintertürchen in die NHL zu kommen. Die Trainer haben mir jedenfalls zugesichert, dass ich für eine der ersten 2 Sturmreihen vorgesehen bin.“ Zur Person Tommy Purdeller erblickte am 13. April 2004 in Bruneck als 5. und jüngstes Kind von Herta und Reinhold das Licht der Welt. Im Alter von 6 Jahren begann er in Bruneck mit dem Eishockey, weil auch sein älterer Bruder Michael (28) der Hartgummischeibe hinterherjagte und lange Zeit neben Sidney Crosby sein Vorbild war. Sein erster Trainer beim HC Pustertal war der Lette Andrzej Mitkevics. Im Alter von 14 Jahren wechselte Purdeller, der in Montal aufgewachsen ist und auch heute noch wohnt, in die Red-Bull-Akademie nach Salzburg. Der damalige Verantwortliche für die Spielerentwicklung, Helmut De Raaf, hatte ihn gemeinsam mit Fabian Gschliesser bei einem Turnier in Füssen, das die Südtiroler Landesauswahl gewonnen und bei dem Purdeller aufgetrumpft hat, „entdeckt“. In der Akademie verbrachte er 4 Jahre. In der Saison 2021/22 spielte der Stürmer, der sich von anderen Spielern etwas abschaut (von Artemi Panarin die Passgenauigkeit oder von Auston Matthews die Schusstechnik), erstmals bei den Großen mit und überzeugte in der Alps Hockey League (AlpsHL) mit 35 Skorerpunkten (11 Tore) in 32 Spielen. Nach überzeugenden Auftritten bei der U18-WM in Asiago im April 2022 wurde der Pusterer 3 Monate später von den Peterborough Petes in der 1. Runde als Nummer 17 gedraftet und unterschrieb einen Zweijahresvertrag. In 70 Spielen gelangen Purdeller im vergangenen Winter auf dem Weg zum OHL-Meistertitel 21 Punkte (12 Tore).

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