Diskussion um WM-Kader: So erfolgte die Spieler-Wahl

Im nachfolgenden Interview spricht Sportdirektor Stefan Zisser über die WM-Mannschaft, die Kriterien für die Zusammenstellung derselben und einzelne Härtefälle.

Warum wurde der WM-Kader nicht erst nach dem 5. Testspiel am kommenden Mittwoch in Neumarkt gegen Südkorea bekannt gegeben?

Stefan Zisser: Wir wollten nicht bis zum Schluss mit der Bekanntgabe des WM-Kaders warten, sondern Sicherheit ins Team bringen. Weil der Großteil der Spieler bereits mehr als eine Woche im Trainingscamp war, hatten wir die Möglichkeit, bereits nach 3 Testspielen das definitive Aufgebot bekannt zu geben. Jetzt können wir die letzten beiden Testspiele in Meran und Neumarkt mit der vollen WM-Mannschaft in Angriff nehmen; diese kann in den kommenden 6 Tagen noch enger zusammenwachsen.&bdquo;

Auf was haben Sie gemeinsam mit dem Trainerstab bei der Zusammenstellung des WM-Kaders besonders Wert gelegt?

In erster Linie wollten wir einen gesunden Mix aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit schaffen. Für uns gab es mehrere Kriterien, die bei der Zusammenstellung des Teams eine Rolle gespielt haben. Die abgelaufene Saison hat es den Spielern erst ermöglicht, ins Camp zu kommen. Dort haben wir geschaut, wie jeder Spieler trainiert und spielt. Unter dem Strich war die Leistung während der Saison und im Camp entscheidend. Wir haben auch auf die physische Komponente geachtet und hatten zudem die möglichen Linien im Hinterkopf.

Stefan Zisser ist als Sportdirektor hauptverantwortlich für Italiens Nationalteam.

9 Spieler wurden im letzten Moment aus dem Aufgebot gestrichen. Gab es auch Härtefälle?

Für mich ist es der schwierigste Teil meiner Arbeit, Spieler aus dem Kader zu streichen und es ihnen dann mitzuteilen. Bei einigen hat sehr wenig gefehlt, dass sie es in den Kader geschafft hätten. Deshalb war die Entscheidung für uns nicht einfach und es hat wie jedes Jahr einige Härtefälle gegeben. Während einige Spieler damit gerechnet haben, kam für andere der Schnitt überraschend.

Mehr als die Hälfte der einberufenen Spieler kommt von den 3 ICE-Vereinen HC Pustertal (6), HC Bozen (5) und Asiago (1). Mit Pascal Brunner, Leonardo Felicetti, Dante Hannoun, Lorenzo Casetti, Gregorio Gios und Giordano Finoro wurden im letzten Moment aber auch 6 ICE-Spieler gestrichen. Was war ausschlaggebend dafür?

Wir haben bei der Zusammenstellung des Kaders nicht darauf geachtet, in welcher Mannschaft oder Liga jemand spielt. Für uns zählte einzig und allein die Leistung. Diese 6 Spieler haben uns nicht so überzeugt wie andere, die in einer schwächeren Liga gespielt haben.

Wie hoch schätzen Sie die Chancen, dass Damian Clara doch noch auf den WM-Zug aufspringen kann?

Im Moment schaut es gut aus. Schließlich hat Brynäs am Sonntag auch das 3. Finalspiel gegen Djurgarden gewonnen (6:3) und ist nur noch einen Sieg vom Meistertitel entfernt. Sollte die Allsvenskan bis zum 5. Spiel am Freitag beendet sein, dann könnte es für Damian mit der WM in Bozen klappen. Mit Andreas Bernard, Jacob Smith und Gianluca Vallini haben wir derzeit 3 Torhüter. Sollte Damian nicht kommen, dann wird einer aus diesem Trio als Notfall-Goalie zur Verfügung stehen.

Anthony Salinitri hat keines der 3 bisherigen Testspiele bestritten, ist aber einer von 8 Doppelstaatsbürgern im WM- Aufgebot. Wie ist so etwas möglich?

Salinitri hat eine recht gute Saison gespielt und sowohl in Graz (17), als auch bei Stavanger (9) viele Tore geschossen. Er ist verspätet ins Camp gekommen, weil er in Norwegen im Play-off stand. Am Samstag hätte er gegen Südkorea eigentlich spielen sollen, musste aber passen, weil er gleichzeitig sein letztes Examen für sein Studium ablegte. Der Mittelstürmer hat im Camp bisher voll und ganz überzeugt.

Mit Marco Zanetti, Dante Hannoun und Leonardo Felicetti wurden ausgerechnet die 3 Torschützen vom Samstagspiel gegen Südkorea nach Hause geschickt. Ironie des Schicksals oder?

Ganz genau. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Simon Berger beispielsweise wurde vor 2 Jahren bei der WM-Generalprobe gegen Großbritannien als bester Spieler ausgezeichnet und dann aus dem Kader gestrichen. Wenn man bei den 3 genannten Spielern das Gesamtpaket anschaut, dann war es nicht gut genug, um sich einen WM-Platz zu erkämpfen.

Noch ein Wort zum Abschneiden der U18-Auswahl bei der WM der I. Division Gruppe B in Tallinn: Wie groß ist die Enttäuschung nach dem Abstieg?

Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß. Die Mannschaft ist mit einem Sieg ins Turnier gestartet und hätte auch das 2. Spiel gewinnen können. Nach dem 3. Spiel sind Faktoren ins Team gekommen, die das Abschneiden beeinflusst haben. Aufgrund eines Magen-Darm-Virus standen nur mehr 13 Feldspieler zur Verfügung. Durch den Abstieg verlieren wir 2 Jahre. Für die Jungs tut es mir leid: Ihnen wird so die Möglichkeit genommen, auf höherem Niveau zu spielen. Wir werden die Situation genau analysieren. Es wird aber Konsequenzen und Veränderungen geben.

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