Diese 16-Jährige sorgt für Aufsehen

Es ist Laura Lobis. Sie ist erst 16 Jahre alt und kommt aus Kaltern. Dabei ist nicht nur ihr sportliches Talent verblüffend, sondern zugleich auch der Weg, den sie fernab der Heimat eingeschlagen hat.

Die Verteidigerin mit der Trikotnummer 13 bestach in den bisherigen 3 Spielen durch ihre Ruhe und Abgeklärtheit. Wer sich über sie informiert, stellt schnell fest, dass Lobis das Talent förmlich in die Wiege gelegt wurde. Die 16-Jährige entstammt einer sportbegeisterten Familie. Vater Mathias Lobis spielte als Verteidiger für den SV Kaltern, wo er auch Kapitän und später Präsident war, Ritten Sport und den HC Bozen. Mutter Miriam Strohmaier war eine Leichtathletin und hält nach wie vor den Landesrekord über 300 m Hürden. Deren Vater Herbert Strohmaier war beim HC Bozen eine Legende und über viele Jahre Kapitän sowie Nationalspieler von Italien. Und auch der um 2 Jahre ältere Bruder Alan Lobis ist auf einem guten Weg, Karriere zu machen.

Die Karriere interessiert Laura Lobis im Moment nicht: &bdquo;Die Schule hat Vorrang. Sobald ich die Matura in der Tasche habe, werde ich mir ernsthafte Gedanken über meine Zukunft machen. Nordamerika, Schweden oder Finnland würden mich schon reizen.“ Dabei stand sie vor einem Jahr bereits vor einem Wechsel nach Finnland, wo ihr Bruder seit 3 Jahren der Hartgummischeibe hinterherjagt. &bdquo;Ich habe im Februar 2022 in Helsinki ein Probetraining absolviert und hätte auch einen Vertrag erhalten. Ein Wechsel hat sich aber vor allem aus schulischen Gründen zerschlagen“, bedauert die Abwehrspielerin rückblickend.

Laura Lobis hat auch jenseits der Landesgrenzen Interesse geweckt. © Max Pattis

Auf der Suche nach einem Plan B wurde Lobis in der Schweiz fündig. &bdquo;Unser Nationaltrainer Massimo Fedrizzi hat mir geholfen, dass ich beim HC Ambrì-Piotta Girls untergekommen bin. Ich fühle mich dort sehr wohl und bereue den Schritt nicht. Schließlich ist das Niveau um einiges höher als in Italien, weshalb ich in den vergangenen Monaten sehr viel dazugelernt habe“, gerät die Kaltererin ins Schwärmen.

Sie bestreitet mit Ambrì die Swiss Women`s Hockey League A (SWHLA), wobei die Heimspiele in der &bdquo;Neuen Valascia“, auch &bdquo;Gottardo Arena“ genannt, ausgetragen werden. Die höchste Fraueneishockeyspielklasse der Schweiz bedeutet nicht nur für Lobis Neuland. &bdquo;Ambri ist in der vergangenen Saison von der SWHLB erstmals aufgestiegen. Wir haben einen sehr kleinen Kader mit gerade einmal 2 Linien. Ich stehe bei Spielen oft bis zu 45 Minuten auf dem Eis. Die Konkurrenz ist sehr stark und wir zieren derzeit unter den 7 Mannschaften abgeschlagen das Tabellenende. Für mich war es am Anfang nicht einfach, da alles neu war. Ich habe mich aber immer besser zurechtgefunden und fühle mich mittlerweile in meiner neuen Umgebung rundum wohl.“ „Dass es eine Sportart für starke Männer wäre, ist ein Vorurteil.“ Laura Lobis Lobis wohnt in Bellinzona bei einer Gastfamilie und besucht dort die Oberschule &bdquo;La Commerciale“, die der Wirtschaftsfachoberschule (WFO) in Bozen gleichkommt. Den Vormittag verbringt sie in der Schule, wenn sie nicht gerade Training hat. Am Nachmittag warten die Hausaufgaben, an 4 Abenden in der Woche das Training. Ab und zu trainiert die Frohnatur sogar mit den Burschen der U17- oder U20-Mannschaft von Bellinzona. Sie ist neben Torfrau Elisa Biondi sowie den Stürmerinnen Rebecca Roccella und Greta Niccolai eine von 4 Italienerinnen beim Schlusslicht.

Lobis kommt selbst für die Kosten auf &bdquo;Laura ist sehr talentiert und hat kaum Schwächen. Sie ist sehr fleißig, professionell und trainiert sehr hart – auch außerhalb der Eisfläche. Ihr Problem ist, dass sie sehr impulsiv ist, sich manchmal selbst einen zu großen Druck auferlegt und alles zerreißen will. Trotzdem hat sie eine große Zukunft vor sich“, bescheinigt U18-Nationaltrainer Massimo Fedrizzi der quirligen Spielerin ein sehr gutes Zeugnis. Der 54-jährige Bozner arbeitet zudem als Assistenztrainer bei der U17-Mannschaft Elite des HC Ambrì-Piotta.

Die aufstrebende Defensivkünstlerin spielt unentgeltlich bei Ambri. Für die Unterkunft bei der Gastfamilie müssen ihre Eltern aufkommen. Dabei kann man auch im Fraueneishockey Geld verdienen. Leben kann man davon aber nicht und reich wird man im Unterschied zum Männereishockey schon gar nicht. Laura Lobis hat sich so wie viele andere Mädchen auch nicht des Geldes wegen dem Eishockey verschrieben. &bdquo;Mir macht der Sport einfach Freude. Es geht gröber zu als beispielsweise beim Ballett. Dass es eine Sportart für starke Männer wäre, stimmt aber nicht und ist ein Vorurteil“, wehrt sich die 16-Jährige.

Lobis hat im Alter von 7 Jahren mit dem Eishockey begonnen: &bdquo;Am Anfang habe ich mit meinem Bruder im Hof mit einem Schläger und einem kleinen Ball gespielt, ehe ich die ersten Schritte auf dem Eis machte. In der Saison 2014/15 habe ich bei der Bubenmannschaft des SV Kaltern als Mittelstürmerin begonnen. Weil wir einmal zu wenige Verteidigerinnen hatten, habe ich hinten ausgeholfen. Seither bin ich in der Abwehr geblieben. Im Sommer 2019 bin ich dann zum EVB Eagles Südtirol gewechselt und habe mit den Adlern die IHL Women und die EWHL bestritten. Im vergangenen Sommer habe ich mich dazu entschlossen, ins Ausland zu gehen und bin bei den Girls von Ambri gelandet.“

Lobis hat im Oktober 2021 erstmals auf internationaler Ebene gespielt und mit den &bdquo;Azzurre“ die 2 Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele 2022 in Torre Pellice und Füssen bestritten, wobei sie jeweils die jüngste Spielerin unter allen Teilnehmerinnen war. Vor einem Jahr nahm der Schweiz-Export gleich an 2 Weltmeisterschaften teil: Anfang April an der U18-WM im ungarischen Györ und gleich anschließend an den Titelkämpfen mit der Senior-Auswahl im polnischen Kattowitz.

Olympia 2026 als großes Ziel Bei der Heim-WM in Klobenstein läuft es bisher für Italien und auch für Lobis sehr gut. &bdquo;Es ist schon etwas Besonderes zu Hause vor den eigenen Fans zu spielen. Wir haben eine starke Mannschaft und können es weit bringen. Wir denken aber nur von Spiel zu Spiel.“ Gestern steuerte Lobis ein Tor und ein Assists zum 2:0-Sieg über Frankreich bei und wurde als beste Spielerin ihres Teams ausgezeichnet. Heute um 13 Uhr steht das vorgezogene Finale gegen Deutschland auf dem Programm.

Lobis möchte am Sonntag nicht nur den Aufstieg in die Top-Gruppe unter Dach und Fach bringen, sondern verfolgt ein noch größeres Ziel: &bdquo;Die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina wären ein Traum. Diesem Großereignis ordne ich derzeit alles unter. Zuerst will ich die Schule abschließen. In 3 Jahren bin ich 20 und hoffe, dabei zu sein. Es war schon immer mein Ziel, mich mit den Besten der Welt zu messen.“ In Klobenstein zählt sie jedenfalls bereits jetzt zu den Besten.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Diese 16-Jährige sorgt für Aufsehen

Wenn bei der U18-WM der I. Division Gruppe A in Klobenstein Gastgeber Italien im Einsatz steht, dann sticht dem neutralen Beobachter eine Eishockeyspielerin sofort ins Auge.

Kommentare (0)