Am Mittwoch trafen in der Sparkasse Arena Rumänien und Ungarn aufeinander. © Vanna Antonello/IIHF
Die spezielle Minderheiten-Geschichte dieser Eishockey-WM
Bei der Eishockey-WM in Bozen trafen am Mittwoch Ungarn und Rumänien aufeinander. Nicht nur die Tatsache, dass die Rumänen dabei einen Überraschungssieg gelandet haben, machte dieses Duell speziell.
02. Mai 2024
Von: sn
Eigentlich handelt es sich um 2 ungarische Teams, denn die Spieler der rumänischen Mannschaft sind den Namen nach zu schließen – bis auf wenige Ausnahmen wie Roberto Gliga (in Bukarest geboren), Matias Haaranen (in Finnland geboren) und Albert Maratowitsch Sagidullin und Yevgeni Skachkov (beide sind in Russland auf die Welt gekommen) - Angehörige der ungarischen Minderheit in Rumänien; auch der Head Coach und der Physio sind keine Rumänen.
Die ungarischen Spieler im rumänischen Team stammen wohl alle aus dem Szeklerland, einer Region im Nordosten Siebenbürgens. Das Szeklerland erstreckt sich hauptsächlich über 3 der 42 rumänischen Landkreise; in zweien dieser 3 Kreise leben mehrheitlich Szekler. Das ist ein ungarischer Stamm, der ein älteres Ungarisch spricht. Siebenbürgen gehörte ja wie Südtirol bis 1918 zu Österreich-Ungarn; die Annexion durch Rumänien ist bis heute für die Ungarn ein nationales Trauma.
Der SC Miercurea Ciuc ist in der Stadt Csíkszereda (rumänisch Miercurea Ciuc, deutsch Szeklerburg) zu Hause. Dort findet übrigens in 10 Tagen die Generalversammlung der Midas statt, der Europäischen Vereinigung der Minderheiten-Tageszeitungen. Der Gyergyoi HK hat das Ungarische schon im Namen: Er ist in Gyergyószentmiklós (rumänisch Gheorgeni; deutsch Niklasmarkt) zu Hause.
Dort, wo die Vorfahren von Peter Maffay herkommen
CSM Corona Brasov schließlich spielt in Kronstadt (ungarisch Brassó, rumänisch Brasov), der im 13. Jahrhundert von Deutschordensrittern gegründeten Stadt, die früher ein kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Siebenbürger Sachsen war. Aus Kronstadt stammen übrigen auch die Vorfahren von Peter Maffay, der eigentlich Makkay hieß: Väterlicherseits sind seine Vorfahren ungarisch, die Mutter war Siebenbürger Sächsin.Um die Eishockey-Duelle zwischen Ungarn und Rumänien gibt es einige Geschichten. So gab es 2011 einen riesigen Skandal in Rumänien, als bei einem Match der beiden Nationalmannschaften in Csíkszereda die Spieler der rumänischen Mannschaft bei der rumänischen Hymne schwiegen, dann aber lauthals die ungarische Hymne mitsangen. Ein anderes Mal sangen sie die Szekler-Hymne.
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