Auf Italiens Spuren: Chinas seltsame Eishockey-Geschichte

Dass der Gastgeber, bei dem es einige Parallelen zur Auswahl von Italien gibt, ab 9. Februar erstmals zu olympischen Ehren kommt, dafür sorgen mehrere Doppelstaatsbürger. Einer von ihnen sitzt auf der Trainerbank und hat eine Vergangenheit in Italien Ebenso wie einer seiner Assistenztrainer.

Vor 30 Jahren fanden die Olympischen Spiele in Albertville statt. Das Eishockeyturnier wurde 1992 in Meribel ausgetragen. Im 22-köpfigen Aufgebot von Italien standen damals 16 Doppelstaatsbürger. Chinas Eishockey-Auswahl tritt bei den Spielen im eigenen Land gar mit 17 eingebürgerten Spielern an und gilt dennoch als krasser Außenseiter. Erst im letzten November erhielt der Gastgeber grünes Licht vom Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) am Turnier im Zeichen der 5 Ringe überhaupt teilnehmen zu dürfen. Schließlich hatte es lange Zeit Befürchtungen gegeben, die Nummer 32 der Weltrangliste sei zu schlecht. Zum Vergleich: Italien nimmt derzeit Platz 17 ein. Vor 4 Jahren scheiterte Chinas Versuch, sich für die Spiele in Pyeongchang zu qualifizieren, bereits an der ersten Hürde, nachdem es in einer Qualifikationsgruppe mit Serbien, Spanien und Island nur den letzten Platz belegte. Das letzte Spiel unter olympischer Flagge endete mit einer 3:11-Niederlage gegen Island. Ab 10. Februar misst sich der Eishockey-Exot auf heimischem Eis mit Kanada, den USA und Deutschland.

Chinas Auswahl trainiert bereits im Olympia-Eisstadion in Peking. © ANSA / ROMAN PILIPEY

Um diese Herausforderung zu meistern, arbeitete China mit der russischen KHL zusammen. Kunlun Red Star wurde 2016 gegründet. Derzeit liegt der in Peking beheimatete Klub, der wegen Corona zuletzt seine Heimspiele in Moskau austragen musste, in der KHL mit großem Abstand auf dem letzten Tabellenplatz. Der 25-köpfige Olympiakader setzt sich komplett aus dem Kunlun-Team zusammen. Auch die Trainer sind dieselben. Der Headcoach und einer der beiden Assistenten sind hierzulande keine Unbekannten.

Chef auf der chinesischen Bank wird der Italokanadier Ivano Zanatta sein. Der ehemalige Stürmer von Cortina, Devils Mailand und Varese war in Meribel einer der 16 Doppelstaatsbürger im Team von Italien. Als Trainer hat der heute 61-Jährige in der Serie A, Schweiz, Russland und in Tschechien gearbeitet und im vergangenen Sommer bei Kunlun angeheuert. In der Saison 2014/15 war Zanatta General Manager bei den &bdquo;Azzurri“.

Sein Assistent Clayton Beddoes, der in Sterzing seine Spielerkarriere beendet hatte, war zwischen 2017 und 2019 Headcoach von Italien und gleichzeitig beim HCB Südtirol. Mit Alexei Kowalew sitzt auch ein einstiger russischer NHL-Star und Stanley-Cup-Sieger auf der chinesischen Bank, der 1992 in Meribel die Goldmedaille gewonnen hat. „Wir müssen keine Show veranstalten.“ Nationaltrainer Ivano Zanatta Zu einer Medaille wird es für den Gastgeber dieser Spiele nicht reichen. Für ihn gilt das olympische Motto &bdquo;Dabei sein ist alles“. Das können auch die 16 Spieler nicht ändern, die in Nordamerika geboren worden sind. 13 Cracks stammen aus Kanada, 3 aus den USA. Sie bringen es gemeinsam auf beachtliche 358 NHL-Spiele. Hinzu kommt noch ein Russe. Sie alle haben die chinesische Staatsbürgerschaft angenommen. Die restlichen 9 Akteure sind &bdquo;echte“ Chinesen. Von der letzten Weltmeisterschaft 2019 in der viertklassigen Division II Gruppe A sind gerade einmal 6 Spieler übriggeblieben.

&bdquo;Für die chinesischen Jungs ist es ein Lebenstraum, bei den Olympischen Spielen in Peking zu spielen“, sagte Zanatta vor kurzem. &bdquo;Wir haben den Jungs gesagt, dass wir uns den Respekt der Eishockeywelt verdienen müssen. Wir müssen keine Show veranstalten. Also trainieren wir, um in physischer und taktischer Hinsicht das Beste zu geben.“ Von den 25 Spielern trägt Jake Chelios den prominentesten Namen. Der 30-jährige Verteidiger ist der Sohn von Chris Chelios, der 26 Jahre lang in der NHL gespielt hat. Die meisten NHL-Spiele kann Brandon Yip vorweisen. Der 36-jährige gebürtige Kanadier mit Deutschland-Vergangenheit hat 174 Partien in der besten Liga der Welt bestritten und wird das Heimteam als Kapitän anführen.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Auf Italiens Spuren: Chinas seltsame Eishockey-Geschichte

Zu schlecht für Olympia? Lange Zeit war gar nicht klar, ob die chinesische Eishockey-Nationalmannschaft überhaupt an den Spielen in Peking teilnehmen darf. Jetzt ist die ungewöhnliche Truppe aus dem Gastgeberland aber am Start – und das mit Eishockey-Wissen aus Italien.

Kommentare (0)