Im hohen Norden: Laura Lobis lebt ihren Eishockey-Traum

Clara hütet beim 10-fachen schwedischen Meister Färjestad BK in der Svenska Hockeyligan (SHL) das Tor, Lobis zieht in der Abwehr von Färjestad BK in der Nationella Damhockeyligan (NDHL, das ist die 2. Liga) die Fäden. Und beide sind mit ihren Teams bärenstark in die neue Saison gestartet und grüßen jeweils von der Tabellenspitze.

Clara überzeugte bei seinen 4 Einsätzen mit einem Gegentorschnitt von 1,66 pro Spiel und einer Fangquote von 90,9 Prozent. Lobis steuerte zum Auftakt am vergangenen Samstag ein Tor und ein Assist zum 9:1-Auswärtssieg gegen Mora bei. Beeindruckend war das Torschussverhältnis von 102:5! Am Mittwoch feierte Färjestad bei der Heimpremiere im Derby gegen Örebrö einen glatten 7:1-Erfolg, wobei Lobis ein Tor vorbereitete.

Laura Lobis sorgt für Furore.

Clara war im Sommer 2022 nach Karlstad gekommen. Lobis übersiedelte ein Jahr später in die 70.000-Einwohnerstadt. Und das ganz zufällig. &bdquo;Meine frühere Mitspielerin Nadia Mattivi, die derzeit bei Lulea in der höchsten schwedischen Liga spielt, hat mir nach der WM 2023 erzählt, dass Färjestad Spielerinnen sucht. Der Verein hat mich zudem beobachten lassen, weshalb wir uns schnell über einen Wechsel einig wurden“, erzählt Lobis, die damals noch in der Schweiz beim HC Ambri-Piotta unter Vertrag stand.

In Schweden hat sich die 18-Jährige gut eingelebt und fühlt sich rundum wohl. &bdquo;Ich habe alles, was ich brauche“, schwärmt sie von ihrer neuen Umgebung. Sie wohnt in einer schönen Gegend der Stadt und kann alles mit dem Bus erreichen: &bdquo;Ich bin schnell im Zentrum und in 7 Minuten im Stadion. Zudem gibt es direkt neben meiner Wohnung, die ich mit meiner norwegischen Mitspielerin Gina Brevik Kristiansen teile, ein großes Einkaufszentrum.“

4 Trainingseinheiten und 2 Spiele in der Woche Dort ist sie aber nur zum Einkaufen. Den Großteil ihrer Zeit verbringt die Kaltererin im Stadion oder zu Hause beim Lernen. &bdquo;Wir haben 4 Mal in der Woche jeweils am späten Nachmittag Training mit der gesamten Mannschaft. Am Mittwochvormittag gibt es zudem ein freiwilliges Training. Ich bin zumeist bereits vor 8 Uhr in der Früh im Stadion und trainiere im Fitnessraum. Danach kehre ich in die Wohnung zurück, frühstücke und mache Hausaufgaben oder lerne für die Schule. Nach dem Mittagessen nehme ich dann online über Teams am Unterricht teil, ehe ich ins Stadion zum Training zurückkehre,“ beschreibt Lobis ihren Tagesablauf und fügt hinzu: &bdquo;Zudem haben wir in der Regel 2 Spiele in der Woche.“

Lobis besucht die private Oberschule &bdquo;Walther“ in Bozen, die sie im kommenden Juni mit der Matura abschließen wird. &bdquo;Die Meisterschaft hier in Schweden ist spätestens am 2. März 2025 zu Ende. Ich werde dann umgehend nach Hause zurückkehren und die Schule in Präsenz beenden. Vor dem Schulabschluss hoffe ich noch auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der I. Division Gruppe B Mitte April in Dumfries in Großbritannien“, blickt die 18-Jährige, die Weihnachten in Südtirol verbringen wird, in die Zukunft.

Die Gegenwart heißt für Lobis aber Färjestad BK und Nationella Damhockeyligan (NDHL). Neben Lobis jagen mit Franziska Stocker (Södertälje), Margherita Ostoni und Olivia Cambruzzi (beide Haninge Anchors) spielen 3 weitere &bdquo;Azzurre“ in der NDHL. In dieser Saison nehmen 26 Mannschaften an der NDHL teil. Diese sind in eine von 4 geografischen Divisionen eingeteilt: NDHL Damettan Norra (Norden, 4 Teams), NDHL Damettan Östra (Osten, 7), NDHL Damettan Södra (Süden, 8) und NDHL Damettan Västra (Westen, 7), wo Färjestad mitmischt.

Nach einer einfachen Hin- und Rückrunde qualifizieren sich die jeweils 3 erstplatzierten Mannschaften für die Damhockeyallsvenskan. Der Sieger des Play-offs spielt anschließend gegen den Letztplatzierten der SDHL um den Aufstieg in die höchste Liga.

Alle 14 Spiele gewonnen & ein Torverhältnis von 157:4 Und die SDHL ist das große Ziel von Lobis und ihrem Verein, der den Aufstieg mittlerweile seit 3 Jahren ins Visier nimmt. In der vergangenen Saison lag Färjestad lange Zeit auf Aufstiegskurs. &bdquo;Wir haben die Gruppenphase nach Strich und Faden dominiert, 12 Siege nach regulärer Spielzeit und 2 nach Verlängerung gefeiert. Dabei haben wir 157 Tore erzielt und nur 4 Gegentreffer hinnehmen müssen. Wir haben sogar einen 23:0-Sieg gefeiert. Und trotzdem sind wir im Play-off vorzeitig auf der Strecke geblieben. Wir waren selber schuld“, übt die Verteidigerin, die es in 26 Spielen auf ebenso viele Skorerpunkte gebracht hat, Selbstkritik.

Im Sommer hat sich bei Färjestad einiges getan. Mit Johan Fransson, der während seiner aktiven Zeit unter anderem 6 Jahre lang in der Schweiz gespielt hat, gibt es einen neuen Trainer. Zudem sind einige neue Spielerinnen zum international geprägten Aufstiegsanwärter gekommen. Im 24-köpfigen Kader von Färjestad gibt es 10 Schwedinnen, 5 Norwegerinnen, 4 Kanadierinnen sowie je eine Spielerin aus den USA, Deutschland, Dänemark, Tschechien und Italien.

Sie stammt aus einer sportbegeisterten Familie Lobis wurde das Talent förmlich in die Wiege gelegt. Sie entstammt einer sportbegeisterten Familie. Vater Mathias Lobis spielte als Verteidiger für den SV Kaltern, wo er auch Kapitän und später Präsident war, Ritten Sport und den HC Bozen. Mutter Miriam Strohmaier war eine Leichtathletin und hält nach wie vor den Landesrekord über 300 m Hürden (44,52 Sekunden, aufgestellt am 9. Oktober 1994 in Riccione). Deren Vater Herbert Strohmaier war beim HC Bozen eine Legende und über viele Jahre Kapitän sowie Nationalspieler von Italien. Und auch der um 2 Jahre ältere Bruder Alan Lobis ist auf einem guten Weg, Karriere zu machen.

Laura Lobis und ihr Bruder Alan.

Laura Lobis hat im Alter von 7 Jahren mit dem Eishockey begonnen: &bdquo;Am Anfang habe ich mit meinem Bruder im Hof mit einem Schläger und einem kleinen Ball gespielt, ehe ich die ersten Schritte auf dem Eis machte. In der Saison 2014/15 habe ich bei der Bubenmannschaft des SV Kaltern als Mittelstürmerin begonnen. Weil wir einmal zu wenige Verteidiger hatten, habe ich hinten ausgeholfen. Seither bin ich in der Abwehr geblieben. Im Sommer 2019 bin ich dann zum EVB Eagles Südtirol gewechselt und habe mit den Adlern die IHL Women und die EWHL bestritten. Im Sommer 2022 habe ich mich dazu entschlossen, ins Ausland zu gehen und bin bei den Girls von Ambri gelandet, ehe ich vor einem Jahr nach Schweden gekommen bin.“

Schweden soll aber nur eine Zwischenstation für die Frohnatur sein. &bdquo;Was ich nach der Matura mache, weiß ich noch nicht. Ich würde gerne zumindest noch ein Jahr in Europa bleiben. Es wäre nicht schlecht, hier in Schweden – dann aber in der SDHL, wo man vom Eishockey leben kann – meine Profikarriere zu starten. Im Hinterkopf habe ich aber die PWHL“, sagt Lobis selbstbewusst. Die Professional Women’s Hockey League ist das weibliche Pendant zur NHL.

Olympische Spiele und Nordamerika sind das Ziel Lobis, die auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 in Mailand hofft, hat sich aber auch das Hintertürchen für die amerikanische College-Liga NCAA offengelassen: &bdquo;Um in der NCAA spielen zu können, darf man vorher mit Eishockey kein Geld verdient haben. Deshalb bekomme ich bei Färjestad kein Gehalt. Der Verein stellt mir sehr wohl aber die Wohnung unentgeltlich zur Verfügung und kommt für einige Spesen wie zum Beispiel Flugtickets auf.“

Ein solches könnten Lobis und Clara in naher Zukunft in Richtung Nordamerika benötigen. Vorausgesetzt der Traum von der PWHL bzw. NHL geht in Erfüllung. Vorerst werden sich die beiden Südtiroler Aushängeschilder aber in und außerhalb der &bdquo;Löfbergs Arena“ von Karlstad immer wieder über den Weg laufen.

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