„Wir sind sehr stolz, die Nummer 1 zu sein“

Im nachfolgenden Interview erklärt er die Gründe für den Pusterer Höhenflug, wer ihn bisher besonders überrascht hat, von wem er mehr verlangt, was mit diesem Team heuer möglich ist und was er vom HC Bozen hält.

Gratulation zum fast perfekten Start! Haben Sie mit 6 Siegen aus 7 Spielen gerechnet?

Patrick Bona: Das hätte ich mir ehrlich gesagt nicht erwartet. Wobei ich sagen muss, dass wir schon gehofft hatten, 2 Drittel der ersten 7 Spiele zu gewinnen. Wir genießen den Augenblick, wohlwissend, dass das nur eine Momentaufnahme ist und wir nicht unbedingt in die Top-3 gehören. Wir wissen auch, dass es sehr schnell wieder in die andere Richtung gehen kann. Wir werden aber weiterhin in jedes Spiel gehen, um es zu gewinnen.

Wie groß ist bei Ihnen persönlich die Erleichterung?

Nach dem Traumstart ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen. Schließlich habe ich schon ziemlich großen Druck verspürt. Nachdem wir in den letzten 2 Jahren stets schlecht gestartet sind und der Konkurrenz hinterherlaufen mussten, ist die Erleichterung jetzt umso größer. Für alle Beteiligten ist es ein ganz anderes Befinden. Ich gehe jedenfalls viel lieber zu den Spielen, als noch vor einem Jahr.

Patrick Bona blickt zufrieden auf den Saisonstart. © kp

Sie haben nach der verkorksten letzten Saison bei der Zusammenstellung der Mannschaft großen Wert auf erfahrene Spieler gelegt. War das die richtige Entscheidung?

Auf alle Fälle. Wir wollten unbedingt mehrere erfahrene Spieler unter Vertrag nehmen, nachdem wir letztes Jahr einige junge Cracks verpflichtet hatten, die erstmals nach Europa gekommen waren und über wenig Erfahrung verfügten. Deshalb haben wir heuer vor allem in Deutschland und in Skandinavien gefischt. Bis jetzt ist unsere Strategie voll aufgegangen. Wir haben mehrere Leader im Team, die alle anderen mitreißen. Der Teamgeist passt, alle ziehen an einem Strang – die Mannschaft steht im Mittelpunkt.

Was zeichnete Ihre Mannschaft bisher aus?

Ich denke, dass der große Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft eine wichtige Rolle spielt. Die Arbeitsethik der Spieler ist ausgezeichnet. Niemand ist sich zu schade, die Drecksarbeit zu verrichten und Schüsse zu blocken, wobei auch die Stürmer immer wieder hinten aushelfen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir 6 oder 7 Spieler im Kader haben, die jederzeit Tore schießen können. Zudem waren unsere Special Teams bisher extrem gut.

Die beiden Torhüter Andreas Bernard und Jacob Smith wurden von vielen Seiten als Risikofaktoren abgestempelt, hatten bisher aber großen Anteil am Pusterer Erfolgslauf. Sind Sie überrascht?

Die Torhüterfrage war meine schwierigste Entscheidung. Dass bei der Verpflichtung von Andreas und Jacob ein kleines Risiko besteht, war mir bewusst. Als das Torhüterduo bekannt war, habe ich viel Kritik bekommen. Das habe ich aber auf meine Kappe genommen und konnte die Skepsis der Fans und so mancher Experten auch verstehen. Ich war aber überzeugt, dass Andy es nicht verlernt haben kann und nach wie vor ein guter Torhüter ist. Ich wusste auch, dass ihm unser Spielsystem zugutekommen wird. Auch Jake hat in der vergangenen Saison bei den wenigen Einsätzen gezeigt, dass er auf diesem Niveau mithalten kann und über die nötige Klasse verfügt. Die beiden Goalies pushen und unterstützen sich gegenseitig. Großen Anteil an den starken Leistungen unserer beiden Schlussmänner hat Thomas Tragust. Unser Torhütertrainer leistet ausgezeichnete Arbeit.

Wie groß ist der Anteil von Trainer Tomek Valtonen am Höhenflug Ihres Teams?

Tomek verrichtet ebenfalls einen Top-Job. Er versteht es sehr gut, die Spieler zu führen. Nach dem Motto 'Mit Butterbrot und Peitsche' verlangt er viel von ihnen, gibt ihnen aber auch die nötigen Freiheiten. Er ist ein junger Trainer, der noch die Denkweise der Spieler hat. Er geht auf die Wünsche seiner Cracks ein und diese danken es ihm und stehen hinter ihm.

Welcher Spieler hat Sie bisher am meisten überrascht?

Nahezu alle Spieler haben die Erwartungen erfüllt. Dass David Morely nach 7 Spielen in der Skorerwertung aber vorne mitmischen würde, hätte ich mir nicht erwartet. Ich war mir seiner Qualitäten bewusst, dass er aber so fleißig punktet, kommt schon überraschend. Es mag stimmen, dass er die richtigen Leute neben sich hat. Aber trotzdem: 11 Punkte in 7 Spielen sind herausragend.

Ein großes Lob hat sich Matthias Mantinger verdient. Patrick Bona

Und welcher einheimischer Spieler konnte bisher am meisten überzeugen?

Ein großes Lob hat sich Matthias Mantinger verdient. Nach einer schwierigen Saison blüht er jetzt an der Seite von Zach Sill richtig auf. 'Manta' rackert unermüdlich, arbeitet hart in den Ecken und spielt immer wieder seine Schnelligkeit aus.

Von wem muss in den nächsten Spielen mehr kommen?

Mit der Leistung von Arvin Atwal waren wir bisher nicht zufrieden. Wir haben ihn für bestimmte Aufgaben geholt. Diese konnte er in den ersten Spielen aber nicht zur Zufriedenheit erfüllen. Am Sonntag erhielt er deshalb eine Denkpause und musste das Spiel gegen Laibach von der Tribüne aus verfolgen.

Wer von den 7 bisherigen Gegnern war der stärkste?

Schwache Gegner gibt es in dieser Liga keine. Klagenfurt hat uns am meisten gefordert und uns sehr viel abverlangt. Es ist eine körperlich und offensiv starke Mannschaft, in der sehr viel Potenzial steckt. Dabei war der KAC gegen uns nicht einmal vollzählig. Innsbruck war der erwartet unangenehme Gegner, der sehr torgefährlich und konterstark ist und taktische Undiszipliniertheiten eiskalt bestraft hat.

Der HC Pustertal ist derzeit nicht nur die Nummer 1 in der Liga, sondern auch in Südtirol. Wie groß ist die Genugtuung?

Wir sind sehr stolz, die Nummer 1 im Land zu sein. Ich denke schon, dass das bisher verdient war. Schließlich lügen die Ergebnisse und die Tabelle nicht. Die Genugtuung nach dem Derbysieg am Freitag gegen den HCB Südtirol war sehr groß. Vor allem, weil wir in der vergangenen Saison alle 4 Derbys verloren haben und jetzt einmal ein bisschen Revanche genommen haben.

Der HCB Südtirol ist bisher nicht auf Touren gekommen. Woran liegt das? Bozen hatte eine schwierige Saisonvorbereitung. Wir wissen, wie es ist, wenn es nicht läuft. Das haben wir in den letzten 2 Jahren am Saisonbeginn am eigenen Leib gespürt. Der HCB ist derzeit nicht zu beneiden. Ich bin aber überzeugt, dass er die Kurve kratzen wird. Schließlich steckt sehr viel Potenzial im Bozner Team, das bis zum Schluss bestimmt vorne mitmischen wird.

Wie weit kann es Ihre Mannschaft in dieser Saison bringen? Hat sich an den Saisonzielen etwas geändert?

Unsere Saisonziele bleiben die gleichen wie vor dem Meisterschaftsauftakt: Wir wollen das Play-off erreichen. Egal ob auf direktem Wege mit einem Top-6-Platz oder über das Pre-Play-off. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen und wissen, woran wir arbeiten müssen. Wir nehmen jeden Punkt gerne mit. Nach dem guten Start sind die Erwartungen vielleicht gestiegen. Wir werden aber mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Wir möchten in jedem Fall eine Überraschung sein, wissen aber, dass es stärkere Mannschaften gibt.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. HCB Südtirol	12	46:25	30
2. Graz99ers	12	35:28	25
3. Fehérvár	11	33:16	24
4. EC Salzburg	11	43:33	23
5. Olimpija Ljubljana	12	31:30	21
6. HC Pustertal	14	50:49	21
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„Wir sind sehr stolz, die Nummer 1 zu sein“

7 Spiele, 6 Siege: Der HC Pustertal ist derzeit in der ICE Hockey League das Maß der Dinge. Damit hätten wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet. Selbst Sportdirektor Patrick Bona reibt sich ungläubig die Augen.

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