Korbinian Holzer führt die Graz 99ers als Kapitän ins Spitzenspiel gegen Bozen. © Graz 99ers

Vor Bozen-Kracher: Der Liga-Star brüllt zum Angriff

Korbinian Holzer hat im Eishockey nahezu alles erlebt. Er spielte in den besten Ligen der Welt, lief bei den größten Turnieren auf. Jetzt ist der ehemalige NHL-Star aus Deutschland in Graz gelandet und soll die 99ers zu großen Triumphen führen. Vor seinem erstmaligen Duell mit einem Südtiroler Team bat ihn SportNews ans Telefon.

17. Oktober 2024

Als im Mai die Meldung reinplatzte, die Graz 99ers hätten Korbinian Holzer verpflichtet, rieben sich viele ungläubig die Augen. Der 36-Jährige hat für Toronto, Anaheim und Nashville mehr als 200 NHL-Spiele bestritten, er lief in der KHL und der DEL auf. Für Deutschland nahm Holzer zudem an zwei Olympischen Spielen und sieben Weltmeisterschaften teil.

Mit seiner Verpflichtung und seiner sofortigen Ernennung zum Kapitän hat Graz ein Zeichen gesetzt: Es soll ganz weit nach oben gehen! Dieses Credo wollen die 99ers, die seit dem Saisonstart die Tabelle anführen, am Freitag im Heimspiel gegen Bozen treu bleiben. Vor dem Gipfeltreffen stand uns Holzer Rede und Antwort.


Herr Holzer, es ist nicht alltäglich, dass jemand, der vor drei Jahren noch im WM-Allstar-Team stand, in die ICE wechselt. Wie wurden Sie in Graz empfangen?

Korbinian Holzer: „Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen. Die Menschen sind super nett, sowohl jene im Verein, als auch jene, die ich auf der Straße begegne. Die Steiermark ist eine unheimlich schöne Gegend, Graz eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Ich muss schon sagen: Besser hätte ich mir meine Anfangszeit nicht wünschen können.“


Das trifft auch aufs Sportliche zu, oder?

„Absolut! Wir haben sieben von acht Spiele gewonnen, bis jetzt immer gepunktet. Da gibt es absolut nichts zu meckern. Zumal man bedenken muss, dass bei uns 17 Neue im Team sind. Aber bitte vergessen Sie nicht: Wir stehen erst am Anfang. Es wartet noch viel Arbeit auf uns.“

„Ich wollte unbedingt nochmal eine Auslandserfahrung machen“ Korbinian Holzer

Was hat Sie im Sommer zum Wechsel nach Graz bewogen?

„Nach meinem Abschied in Mannheim wollte ich unbedingt nochmal eine Auslandserfahrung machen – auch wenn ich als Bayer Österreich nicht wirklich als Ausland bezeichnen kann (lacht). Der Kontakt kam über drei Ecken zustande und das bereits sehr früh. Es gab zwar andere Angebote, doch bei Graz hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Die Verantwortlichen haben mir das Projekt sehr schmackhaft gemacht. Hier ist man ambitioniert, hier entsteht etwas – und ich darf als Routinier eine wichtige Rolle spielen.“

Korbinian Holzer spielte in der NHL unter anderem fünf Jahre lang für die Anaheim Ducks. © GETTY/AFP / BRUCE BENNETT

Vor Ihrem Wechsel nach Graz haben Sie in den besten Ligen der Welt gespielt, wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

„Ich habe in Nordamerika, Russland und auch Deutschland viele Höhen und Tiefen miterlebt, das hat mich als Mensch extrem geprägt. Speziell in Kanada und den USA habe ich am eigenen Leib mitbekommen, wie hart, wie brutal dieser Sport sein kann. Als junger Spieler muss man das mental erstmal wegstecken. Es war eine Zeit, die mich geprägt hat, die ich zugleich niemals missen möchte.“

„Bozen bringt einen enormen Speed aufs Eis“ Korbinian Holzer

Wo steht die ICE im Vergleich zu diesen Ligen?

„Die NHL und die KHL sind natürlich eine andere Welt, aber den Vergleich mit Europas Top-Ligen muss die ICE nicht scheuen. Die meisten dieser Meisterschaften sind vielleicht etwas ausgeglichener, doch ich bin mir sicher, dass die Spitzenteams der ICE gegen die DEL-Mannschaften eine gute Figur abgeben würden. Das habe ich vergangene Saison am eigenen Leib erfahren, als wir mit den Adler Mannheim in der Champions Hockey League gegen Bozen viel Mühe hatten.“


Apropos Bozen: Am Freitag steigt das Top-Spiel gegen die Foxes. Was wissen Sie über den Gegner?

„Bozen bringt einen enormen Speed aufs Eis, spielt sehr hart und defensiv äußerst kompakt. Ich kenne Glen Hanlon zwar nicht persönlich, aber ich weiß, wie er die Schweiz und die Slowakei als Nationaltrainer spielen hat lassen. Sein Stil hat sich kaum geändert. In Bozen hat er einen qualitativ unheimlich starken Kader zur Verfügung. Für uns wird das am Freitag ein richtiger Gradmesser.“

Spielten für Deutschland Seite an Seite: NHL-Superstar Moritz Seider (l.), Korbinian Holzer und Langzeitkapitän Moritz Müller (r.). © fop

Freuen Sie sich bereits auf die Gastspiele in Südtirol?

„Im November spielen wir in Bruneck und Bozen, das werden tolle Spiele. Ich freue mich auf die beiden Auswärtsfahrten – auch weil ich Südtirol sehr gut kenne und hoffe, am Rande der Spiele den ein oder anderen Bekannten zu treffen. Ich habe einen guten Freund in Neumarkt, kenne Südtirol von Familienurlauben von früher und natürlich von der Durchreise. Für uns in Oberbayern liegt das ja förmlich um die Ecke.“


Die letzte Frage: Wer wird Meister? Graz, Bozen oder doch ein anderes Team?

„Ich muss leider mit einer alten Floskel antworten: Es ist alles offen. Das meine ich wirklich so. Für mich sind Salzburg, Bozen, Klagenfurt die Favoriten, Fehervar hat in meinen Augen auch Chancen. Und natürlich wollen auch wir in den Kreis der Titelkandidaten vordringen. Entscheidend wird sein, welches dieser vier, fünf Teams im Verlauf der Saison die beste Entwicklung nimmt, am engsten zusammenrückt und dementsprechend im Playoff dann am besten performt.“

Die Spieltermine der Südtiroler ICE-Teams:

Fehervar – Pustertal (Freitag, 19.15 Uhr)
Graz – Bozen (Freitag, 19.30 Uhr)
Wien – Pustertal (Samstag, 19.15 Uhr)
Bozen – Innsbruck (Sonntag, 18 Uhr)