
Pascal Brunner bringt frischen Wind in die Sparkasse Arena. © SN
Pascal Brunner: Er serviert Bozner Playoff-Leckerbissen
Lange Zeit war er beim HC Bozen außen vor, Beachtung fand er kaum. Doch gerade jetzt, in der heißen Phase der Saison, feuert Pascal Brunner das Spiel der Foxes plötzlich so richtig an. Der Freizeit-Kellner weiß, was Eishockeyfans aufgetischt bekommen wollen.
14. März 2025

Von:
Alexander Foppa
Freundlich und doch zurückhaltend, mit einem höflichen Lächeln im Gesicht bedient Pascal Brunner die Gäste in der Saxifraga Stubn. Das historische Gasthaus am Tappeinerweg, hoch über den Dächern von Meran, ist im Besitz der Familie Brunner. Mama Raffaella und Papa Markus, selbst eine unvergessene Eishockeylegende des HC Meran, führen das Restaurant, Sohn Pascal hilft aus. „Letzthin war ich nicht so fleißig, aber im Sommer muss ich wieder antanzen“, schmunzelt Pascal Brunner.
SportNews hat sich am Donnerstag mit dem 22-Jährigen zum Interview getroffen, nicht im elterlichen Gastbetrieb, sondern an seinem Hauptarbeitsplatz, der Bozner Sparkasse Arena. Als wir dort zur Mittagszeit eintreffen, steht Brunner noch auf dem Eis. Alleine mit Kapitän Daniel Frank, alle anderen Cracks sind bereits in der Kabine verschwunden. Es knallt und hallt in der menschenleeren Halle. Die beiden Meraner schieben sich gegenseitig den Puck zu und feuern ihn abwechselnd aufs Tor.
Pascal Brunner und das Toreschießen, da wären wir bereits bei einem unserer Gesprächsthemen. Rund 100 ICE-Spiele hat der Youngster bereits auf dem Buckel, dabei aber nur vier Mal getroffen. „Das muss ich verbessern, wie so vieles“, sagt Brunner beim Verlassen der Eisfläche. Er blickt kurz zur Seite und fügt etwas unerwartet hinzu: „Eigentlich kann ich viel mehr, als ich zurzeit zeige.“
Pascal Brunner kann auch zulangen, das zeigt er im Viertelfinale gegen Villach. © HCB
Dabei ist das, was Brunner zurzeit zeigt doch eigentlich allererster Güte. Mit seinem körperbetonten Spiel, seinem unbekümmerten Auftreten, seinem Elan avanciert er gerade in der entscheidenden Saisonphase vom Bankldrücker zum Fanliebling. Er erhält plötzlich viel Eiszeit, Fans quittierten seine Wechsel immer wieder mit viel Applaus, so wie beim 6:1 am Dienstag in Spiel fünf gegen Villach. „Klar bekommt man das irgendwie mit und das tut richtig gut, alles andere wäre gelogen“, strahlt der Nationalspieler.
Vom Bankdrücker zum Fanliebling
Doch was meint Brunner mit der Aussage, er könne noch viel mehr? „Ich brauche Vertrauen, Einsatzzeit und Willen, um meine Entwicklung voran zu treiben“, erklärt er. Schwingt da ein Ansatz von Trainerkritik oder überzogenem Selbstbewusstsein in seinen Worten mit? „Keinesfalls“, sagt Brunner. Er sei hier, um zu lernen, um sich aufzudrängen. Fakt ist allerdings auch: Unter Trainer Glen Hanlon haben die jungen Spieler keinen einfachen Stand. Fehler verzeiht der Eishockeylehrer aus Kanada nur selten.„Für einen Südtiroler ist es das Größte, beim HC Bozen zu spielen“ Pascal Brunner
Das führte dazu, dass Brunner im Laufe der Saison vermehrt eine Liga tiefer beim HC Meran zum Einsatz kam, dort punktete er in 21 Spielen 16 Mal. „Ich möchte Meran einen großen Dank aussprechen, die Zeit bei den Adlern hat mir gutgetan“, so Brunner. Mit gestärktem Selbstvertrauen kam er zurück in die Landeshauptstadt, fand sich dort aber wieder als allerletztes Glied in der Personalkette wieder. Das brachte ihn ins Zweifeln. „Natürlich macht man sich Gedanken, man überlegt, ob es anderswo besser wäre“, gibt der Offensivspieler zu.
Keine Wechselabsichten
Brunner wurde sechs Jahre lang in der Schweiz ausgebildet, spielte in Davos, Bern und Visp. Er ist in Besitz der Schweizer Lizenz, zählt dort also nicht als Ausländer. Tun sich da Wechseloptionen auf? „Nein! Konkret war das kein Thema. Ich liebe es, im wunderschönen Meran zu wohnen und beim größten Eishockeyverein Italiens zu spielen. Wir haben mit dem HC Pustertal noch einen tollen Klub im Land, ich denke aber, dass es für einen Südtiroler das Größte ist, beim HC Bozen zu spielen. Und ich habe diese Chance, das ist doch toll“, sagt Brunner.Doch genau bei diesem HC Bozen haben es einheimische Cracks so schwer wie nirgendwo sonst. Das weiß auch der Jungspund. „Dennoch oder genau deshalb, will ich es hier schaffen.“ Mit seinen aktuellen Leistungen bewirbt er sich nicht nur für eine Weiterbeschäftigung, sondern auch für eine langfristige Schlüsselrolle bei den Foxes. „Daniel Frank hat uns allen vorgemacht, wie es geht“, sagt er augenzwinkernd.
Pascal Brunner wird für den HCB immer wichtiger. © Vanna Antonello
Frank spielt in Brunners Entwicklung generell eine besondere Rolle. Sie schieben nicht nur gemeinsame Extraschichten auf dem Eis ein, sie bilden eine Meraner Fahrgemeinschaft, sie sehen sich auch in ihrer Freizeit, sie sprechen viel über Eishockey. „Er vermittelt einem, was es heißt Willen zu haben“, so der Stürmer.
Eine weitere Bezugsperson ist sein Vater Markus Brunner, einst Meister mit Bozen und Meran. „Seine Tipps, seine Erfahrung sind für mich sehr wertvoll, besonders jetzt in den Playoffs. Aber glauben Sie mir: Bei uns zuhause dreht sich nicht alles nur um Eishockey“, lacht der Sohnemann. Genau, da wäre ja noch das elterliche Gasthaus. Bevor Pascal Brunner wieder zu Kellnerschürze und Tischgedeck greift, will er aber mit dem HC Bozen in den Playoffs weitere Eishockey-Leckerbissen servieren. So lange muss die Saxifraga Stubn ohne ihn auskommen.
Viertelfinale, Spiel 6 (Freitag, 14. März):
Villacher SV – HC Bozen (19.15 Uhr)Best-of-7-Serie: 2:3
Graz 99ers – Black Wings Linz (19.30 Uhr)
Best-of-7-Serie: 3:2
HC Pustertal – Klagenfurter AC (19.45 Uhr)
Best-of-7-Serie: 2:3
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