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Der neue ICE-Star Nick Bonino war am Sonntag in Bozen. © SN

Nick Boninos Beinahe-Rückkehr: „Ich liebe Südtirol“

Nick Bonino spielte im Februar noch bei den New York Rangers in der NHL, jetzt ist er der große Star der ICE Hockey League. Er stürmt seit kurzem für Olimpija Ljubljana – und das nur, weil ein Sensationstransfer nach Südtirol geplatzt ist. SportNews hat beim zweifachen Stanley-Cup-Champion nachgefragt.

Von:
Alexander Foppa

Es ist früher Sonntagabend, die Sparkasse Arena fast leergefegt, als Nick Bonino gesenkten Hauptes aus den Katakomben der Bozner Eishalle trottet. Sein neuer Arbeitgeber Olimpija Ljubljana wurde kurz zuvor von den Foxes niedergerungen. Es dauert aber nicht lange, da zieht Bonino im Gespräch mit SportNews die Mundwinkel nach oben. Ein Blick zurück ins Jahr 2012 hellt seine Laune merklich auf.


„Es war eine tolle Zeit. Es sind Momente, Erlebnisse und Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe“, so Bonino. Er spricht über den Herbst 2012, als er zur Verwunderung vieler während des NHL-Lockouts beim HC Neumarkt in Italiens zweiter Liga anheuerte. In 19 Einsätzen sammelte er unglaubliche 52 Scorerpunkte. Damals war Bonino 24 Jahre alt, später holte er als Kapitän des US-Nationalteams zwei WM-Medaillen, spielte in der besten Liga der Welt für Anaheim, Vancouver, Pittsburgh, Nashville, Minnesota, San Jose und New York. Der Stürmer wurde zum zweifachen Stanley-Cup-Sieger.

„Ich möchte meinen Kindern neue Länder und Kulturen zeigen.“ Nick Bonino

Doch was bewegte Bonino damals zum Wechsel ins Unterlandler Eishockey-Dörfchen? „Es war eine verrückte Zeit“, erinnert sich Ivo Visintin, ehemaliger Präsident des HC Neumarkt, „Wir hatten die Chance, ihn zu holen. Binnen kurzer Zeit haben wir Sponsorengelder, eine Wohnung und ein Auto organisiert – dann war er plötzlich da. Für mich waren es die aufregendsten Wochen in meiner Eishockeyzeit.“ Eingefädelt hatte den Deal der Unterlandler Eishockey-Tausendsassa Pepi Giovanett, der mit Andrew Cogliano einen weiteren dicken NHL-Fisch an der Angel hatte. Dieser heuerte dann beim KAC an.

In Bozen plauderte Nick Bonino (4.v.l.) mit Neumarkter Eishockeyfreunden um Ivo Visintin (1.v.l.) und Pepi Giovanett (3.v.l.).


In Italien füllte Bonino damals über Wochen hinweg alle Hallen, im Unterland ist er bis heute unvergessen. Er lebte in einer Wohnung in den Neumarkter Lauben, verbrachte viel Zeit mit seinen Mitspielern und bereiste das Land. „Es ist wunderschön hier. Nach der WM 2015 war ich mit meiner Frau zu Besuch in Neumarkt, ich wollte ihr die Gegend unbedingt zeigen. Ich liebe Südtirol“, schwärmt der US-Boy.

Die Cavs waren an Bonino dran

Diese Liebe hätte ihn beinahe ein zweites Mal nach Neumarkt geführt. Bonino stand nämlich vor wenigen Wochen vor einem Engagement bei den Unterland Cavaliers in der Alps Hockey League. Der Hammer-Deal scheiterte Gerüchten zufolge nicht an den Gehaltsvorstellungen des ehemaligen NHL-Stars, vielmehr aber am Umstand, dass er hierzulande keine englischsprachige Schule für seine Kinder fand. „Wir haben drei Kinder, denen ich neue Länder und Kulturen zeigen möchte. Und das an einem Ort, an dem ich gutes Eishockey spielen kann“, verrät Bonino. Diese Möglichkeit hat er nun in Laibach. Das Gesamtpaket passe, so der 36-Jährige.

Mit den Pittsburgh Penguins gewann Nick Bonino 2016 und 2017 den Stanley Cup. © NHLPA


Am Sonntag in Bozen sammelte Bonino zwar seinen dritten Scorerpunkt im erst zweiten ICE-Einsatz, wirkte aber noch weit entfernt von seiner Topform. „Ich habe elf Monate lang kein Spiel bestritten, das merke ich“, so Bonino, der dem HC Bozen zeitgleich Rosen streut: „Das ist ein extrem schwieriger Gegner, der Härte, Disziplin und unheimlich viel Qualität mitbringt.“

Ans Aufhören hat Bonino übrigens nie gedacht – und das, obwohl er nach seinem Aus bei den Rangers monatelang auf Vereinssuche war. „Ich war mit meiner letzte Saison in New York nicht zufrieden. So wollte ich nicht abtreten.“

In Laibach will der Routinier ein junges Team als Leader in die Playoffs führen, denn „die Rolle des Anführers gefällt mir.“ Gleichzeitig möchte er auch die Zeit nutzen, um Europa besser kennenzulernen. „Wenn es sich ausgeht, werde ich die nächsten Monate einige Bekannte in Neumarkt besuchen“, so Bonino. Wer weiß, vielleicht folgt dem Südtirol-Besuch ja doch noch eine Eishockey-Rückkehr im Spätherbst seiner Karriere. Getreu dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

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