Hofer blickt zurück: „Meistertitel war 8 Mal zum Greifen nah“

Wann ist die Entscheidung gereift, die Schlittschuhe an den Nagel zu hängen? &bdquo;Eigentlich war es bereits nach dem Saisonende im heurigen Frühjahr naheliegend, dass ich aufhören werde. Ich wollte nichts überstürzen. Ich hätte gerne noch eine Saison bei Ritten angehängt, am Ende war der Aufwand aber doch zu groß. Auch weil ich im Mai eine neue Arbeitsstelle angetreten habe. Ende Juli habe ich dann die endgültige Entscheidung getroffen, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich habe diesen Schritt gut überlegt. Deshalb schließe ich einen Rücktritt vom Rücktritt kategorisch aus.“

Blicken wir auf Ihre Anfänge zurück. Wem haben Sie am meisten zu verdanken? &bdquo;Ich hatte stets das Glück, Leute um mich zu haben, die verstanden und akzeptiert haben, dass Eishockey das ist, was ich am liebsten mache. Ihnen habe ich am meisten zu verdanken. Angefangen bei meinen Eltern und meiner Frau, mit der ich seit 18 Jahren und damit seit meiner ersten kompletten Saison bei den Großen zusammen bin. Ich möchte aber auch meinen Freunden, meinen Arbeitgebern und Arbeitskollegen &bdquo;Danke“ sagen, dass sie mir das Verständnis entgegengebracht und mir die nötige Flexibilität gegeben haben, damit ich den Sport ausüben konnte.“

Sie haben alle Jugendabteilungen bei Ihrem Heimatverein durchlaufen. Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel bei den &bdquo;Großen“ erinnern? &bdquo;Mein erstes Spiel mit der 1. Mannschaft habe ich in der Lockout-Saison 2004/05 Anfang des Jahres 2005 in Varese bestritten. Ich habe an der Seite des Finnen Jani Virtanen nur 3 Wechsel gemacht. Meine erste Partie als Stammspieler absolvierte ich einige Tage später gegen den mit 3 NHL-Stars gespickten HC Mailand. Wir haben mit 2:6 verloren. Ich konnte mir meine erste Torbeteiligung gutschreiben. Nach einem langen Pass von mir scheiterte Thomas Pichler an Goalie Magnus Eriksson und George Zajankala traf per Nachschuss ins Schwarze.“

<a data-caption="Am 23. Jänner 2011 gewann Armin Hofer (hinten 2. von links) mit dem HC Pustertal den Italienpokal. Er gewann zudem dreimal den Supercup." data-fancybox="inline-169003" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2023/08/am-23-jaenner-2011-gewann-armin-hofer-hinten-2-von-links-mit-dem-hc-pustertal-den-italienpokal-er-gewann-zudem-dreimal-den-supercup.jpg"> Am 23. Jänner 2011 gewann Armin Hofer (hinten 2. von links) mit dem HC Pustertal den Italienpokal. Er gewann zudem dreimal den Supercup.

Was unterscheidet den Armin Hofer von damals vom aktuellen? &bdquo;Ich war zuletzt für meine Fairness und Disziplin bekannt. Das war aber nicht immer so. In jungen Jahren war ich ein Draufgänger, der bei den Gegnern auch angeeckt hat. Damals gab es für mich nur Eishockey. Ich war sehr fanatisch und habe viel trainiert. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es auch andere Dinge neben dem Eishockey gibt.“

Sie haben den Großteil Ihrer Karriere bei Ihrem Heimatverein in Bruneck verbracht. Obwohl Sie mehrmals das Finale erreicht hatten, hat es nie mit einem Meistertitel geklappt. Warum? &bdquo;Diese Frage habe ich mir auch schon mehrmals gestellt. Bisher habe ich noch keine passende Antwort darauf gefunden. Jede Finalniederlage hatte ihre eigene Geschichte, jede Serie hatte ihren eigenen Verlauf. Leider haben wir immer einen Weg gefunden, um eine Serie zu verlieren. Vielleicht war die Angst da, erneut als Verlierer vom Eis zu gehen. Der Meistertitel war 8 Mal zum Greifen nah. Ich stand 7 Mal im Serie-A-Finale, habe aber allesamt verloren. Hinzu kommt noch das AlpsHL-Finale 2019, in dem wir gegen Laibach nach 7 hart umkämpften Spielen den Kürzeren gezogen haben. Es schmerzt schon, dass es nie zum Italienmeistertitel gereicht hat.“

Was war Ihr größter Erfolg bzw. Ihr schönster Moment? &bdquo;Als größten Erfolg würde ich den Umstand nennen, dass ich ziemlich lange auf einem konstant hohen Niveau gespielt habe. Die schönsten Momente gab es für mich abseits des Eises: Ich habe beim Eishockey viele nette Menschen kennen gelernt und Freunde fürs Leben gefunden.“

113 Tore bejubelte Armin Hofer während seiner 18 Saisonen im Trikot des HC Pustertal. © IWAN FOPPA

Sie waren selten verletzt. Woran lag das? &bdquo;Entscheidend dafür war sicherlich mein Spielstil. Ich habe nie hart gespielt und stets versucht, brenzlige Situationen spielerisch zu lösen. Ich habe immer gut trainiert und versucht, fit zu sein. In 30 Jahren habe ich beim Eishockey keinen Zahn verloren und musste auch nie operiert werden. Ich musste einige Male im Gesicht genäht werden und habe mir zweimal eine Innenbandzerrung im Knie zugezogen. Im Finale 2013 gegen den HC Bozen wurde ich von einem Puck getroffen und habe mir den Mittelfuß angeknackst. Ich habe mit Spritzen weitergespielt, ehe beim Trainingslager mit der Nationalmannschaft der Knochen ganz gebrochen ist und ich meine einzige WM zwischen 2008 und 2019 verpasst habe.“

Hatten Sie nie Angebote von anderen Vereinen vorliegen? &bdquo;Interessenten hat es schon gegeben. Ich habe mich aber nie aktiv um Angebote umgeschaut. Wenn ich innerhalb der Serie A gewechselt wäre, wäre es für den anderen Verein ziemlich teuer geworden, da meine Spielerrechte dem HC Pustertal gehörten. Als ich 27 Jahre alt war, hatte ich mit guten Leistungen bei der WM das Interesse von Vereinen in Dänemark, Norwegen und aus der 2. schwedischen Liga geweckt. Ich habe mich in Bruneck aber immer wohl gefühlt, weshalb ich die Angebote abgelehnt habe.“ „Unter vielen meiner Teamkollegen war ich ein Exot, weil ich nebenbei zu 100 Prozent gearbeitet habe.“ Armin Hofer Sie haben nebenbei immer zu 100 Prozent gearbeitet und zudem eine Familie gegründet. Wie schwierig war es, Arbeit, Familie und Sport unter einen Hut zu bringen? &bdquo;Es war nicht immer einfach. Meine Passion für den Sport hat mich immer angetrieben. Ich bin mit wenigen Ausnahmen immer gerne zum Training oder zu den Spielen gegangen. Natürlich musste ich Kompromisse eingehen; es hat auch viel Kraft und Einsatz gekostet. Ich bin immer zweigleisig gefahren und habe mir ein 2. Standbein für die Zeit nach der Eishockey-Karriere aufgebaut. Das war auch der Wunsch meiner Eltern und ist mir gut gelungen. Wenn ich als Vollprofi gespielt hätte, dann wäre ich besser gewesen, hätte jetzt aber wahrscheinlich einen anderen Job. Unter vielen meiner Teamkollegen war ich ein Exot, weil ich nebenbei zu 100 Prozent gearbeitet habe.“

Sie haben an 11 Weltmeisterschaften teilgenommen. Welche Titelkämpfe sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? &bdquo;Ich bin immer gerne den Einberufungen der Nationalmannschaft gefolgt und habe praktisch kein Trainingslager ausgelassen. Ich habe diese immer als willkommene Abwechslung gesehen, mit Spielern von anderen Klubs zu spielen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir meine erste WM-Teilnahme 2008. Damals fanden die Titelkämpfe in Quebec in Kanada, im Mutterland des Eishockeys, statt. Die Top-Nationen waren nahezu alle stark besetzt. Unvergessen sind für mich auch die 4 WM-Turniere, bei denen wir von der I. Division Gruppe A in die Weltgruppe aufgestiegen sind. Im Grunde war jedes WM-Turnier etwas Besonderes.“

Sie haben in Ihrer Karriere mit mehreren Superstars zusammengespielt. Von welchem Spieler konnten Sie sich am meisten abschauen? &bdquo;Als ich jung war, waren Armin Helfer, Alexander Egger und Christian Borgatello meine Vorbilder. Sie waren damals bereits Stammspieler in der Nationalmannschaft und Schlüsselspieler in ihren Vereinen. Von ihnen habe ich viel gelernt. Es hat mich fasziniert, wie sie immer wieder Verantwortung übernommen haben. Menschlich ist für mich Niklas Eriksson unvergessen. Er war trotz seines Olympiasieges stets sehr bodenständig und für mich eine Inspiration. Von den technischen Fähigkeiten her gefiel mir besonders Giulio Scandella, der oft belächelt und als Diva abgestempelt wurde. Eisläuferisch oder abschlusstechnisch war er aber einer der Besten, dem ich je begegnet bin.“

Wer war der beste Stürmer, der Ihnen auf dem Eis gegenübergestanden ist? &bdquo;Dabei fällt mir spontan Linus Klasen ein. Gegen den Schweden habe ich 2014 bei der WM in Weißrussland gespielt. Er war nicht unbedingt ein Weltstar und hatte nur eine Handvoll NHL-Spiele bestritten. Gegen ihn hatte ich aber einen schweren Stand. Schließlich war es für mich unmöglich vorauszusehen, was er als nächstes macht.“

Sie sahen Trainer kommen und gehen. Wer war Ihr bester Lehrmeister? &bdquo;Ich habe einen Trainer stets danach bewertet, wie sehr er eine Mannschaft besser gemacht hat. In der Jugend war der Slowene Frank Zbontar 7 Jahre lang unser Trainer. Er hat uns sehr viel beigebracht: Angefangen bei der Technik über die Disziplin bis hin zur Arbeitseinstellung. Von ihm haben wir sehr viel gelernt. Aber auch Mario Richer habe ich einiges zu verdanken. Er hatte zwar einen untypischen Trainerstil, hat es aber ausgezeichnet verstanden, das Team so zu führen, dass sich jeder Spieler wichtig fühlte. Er hat mich gefordert und mich besser gemacht.“ „Der schlechteste Trainer, den ich je hatte, war Luciano Basile.“ Armin Hofer &bdquo;Gibt es einen Trainer, der Ihnen in negativer Erinnerung geblieben ist?“ &bdquo;Der schlechteste Trainer, den ich je hatte, war Luciano Basile. Er war taktisch, aber auch menschlich eine Katastrophe. Er war ein Egoist und wollte stets im Mittelpunkt sein.“

Werden Sie dem Eishockey in irgendeiner Form erhalten bleiben? &bdquo;Das kann ich mir durchaus vorstellen. Eishockey wird weiterhin meine große Leidenschaft sein. Ich bin zwar nicht auf der Suche nach einem Job, sehr wohl aber bin ich bereit, eine Aufgabe zu übernehmen. Die Voraussetzungen müssen aber stimmen. Es muss etwas sein, das ich nebenher machen kann.“

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. HCB Südtirol	12	46:25	30
2. Graz99ers	12	35:28	25
3. Fehérvár	11	33:16	24
4. EC Salzburg	11	43:33	23
5. Olimpija Ljubljana	12	31:30	21
6. HC Pustertal	14	50:49	21
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Hofer blickt zurück: „Meistertitel war 8 Mal zum Greifen nah“

Armin Hofer hat nahezu seine ganze Eishockey-Karriere bei seinem Heimatverein HC Pustertal verbracht. Seine letzte Saison hat er im abgelaufenen Winter im Trikot der Rittner Buam bestritten, ehe er nun die Schlittschuhe an den berühmten Nagel gehängt hat.

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