
Glen Hanlon steht auch bei brisanten Themen Rede und Antwort. © det
HCB-Trainer Glen Hanlon: „Bitte kein Drama“
Vorhang auf fürs Halbfinale in Bozen! Die Foxes empfangen am Freitag Meister Salzburg. Im Vorfeld haben wir uns mit HCB-Trainer Glen Hanlon unterhalten und ihn gefragt, wie er die Bullen zu Fall bringen will. Im Gespräch ging es aber auch um seine Spielerwahl und seine lange, bislang titellose Trainerkarriere.
20. März 2025

Von:
Alexander Foppa
Der HC Bozen war am Dienstag beim Halbfinalauftakt gegen Salzburg das bessere, aktivere Team, ging aber mit einer 1:3-Niederlage vom Eis. Nun übersiedelt die Serie nach Südtirol, wo die Devise am Freitag im Bozner Hexenkessel (4.500 Tickets wurden bereits verkauft) ganz klar lautet: Ein Sieg muss her, um nicht bedeutend ins Hintertreffen zu geraten!
Wer weiß das besser als Glen Hanlon? Als Torhüter hat er mehr als 500 Spiele in der NHL absolviert, auch als Trainer stand er schon in der besten Liga der Welt an der Bande, er arbeitete unter anderem in der Schweiz, in Finnland und in Deutschland. Der Mann hat Erfahrung. „Die Serie hat gerade erst begonnen. Wir müssen zurückschlagen, wir werden zurückschlagen“, sagt er bestimmt.
Glen Hanlon gibt beim HC Bozen den Takt vor. © HCB/zulustudios.it
SportNews hat den Kanadier gefragt, ob er überrascht, enttäuscht sei vom Umstand, dass seine Foxes im ersten Halbfinalspiel drei Tore binnen vier Minuten kassiert haben. Seine Antwort: „Nein. Die Salzburger waren spielerisch nicht besser, sehr wohl aber mental. Sie machen in den richtigen Momenten, die richtigen Sachen. Da können wir uns noch etwas abschauen, wir sind in einer Lernphase.“ In einer Lernphase mitten in den Playoffs? Hanlon erklärt sich: „Wir müssen lernen, nach Gegentoren hellwach zu sein. Die ersten zwei, drei Wechsel danach müssen klappen, da kann ein Spiel in die eine oder andere Richtung kippen – so wie am Dienstag.“
Aufstellung: Gibt es Änderungen?
In Salzburg stand bei allen drei Gegentoren das Abwehrduo um Cole Hults und Simon Bourque auf dem Eis. Ein Zufall? „Die Tore entstanden nach einem missglückten Linienwechsel, einem verlorenen Bully und einem Konter. Daran sind nicht alleine diese zwei Spieler Schuld.“ Generell verteidigt Hanlon seine Entscheidung, die beiden Offensivverteidiger seit einigen Wochen gemeinsam aufs Eis zu schicken: „Sie geben unserem Spiel unheimlich viele Impulse.“Luxusproblem: Miglioranzi oder Spornberger?
Hanlon sagt zwar, dass er noch „finale Entscheidungen fällen und diese den Spielern mitteilen“ müsse, doch es ist davon auszugehen, dass er am Freitag wieder der selben Linienkonstellation vertraut. Das heißt: Michele Marchetti und Giordano Finoro müssen zuschauen, Enrico Miglioranzi, der im Grunddurchgang noch häufig Zuschauer war, erhält den Vorzug gegenüber Peter Spornberger. „Beide sehe ich auf einem Level, einer ist etwas wendiger, der andere physisch stärker. Ich treffe hier vor jedem Spiel die Wahl zwischen zwei Nationalspielern: Ein Luxusproblem.“Pascal Brunner: Eine Überraschung?
Lobende Worte findet der 68-jährige Eishockeylehrer nicht nur für die beiden Verteidiger, sondern auch für Pascal Brunner. „Ich bin begeistert von ihm. Ich höre immer wieder, die Eiszeit, die er gerade erhält, sei eine Art Belohnung für seine harte Arbeit. Das stimmt aber nicht. Klar, Pasci hat etwas, was heutzutage nur wenige junge Spieler mitbringen: Sehr viel Geduld und totale Hingabe. Doch ich belohne ihn nicht. Er war ein wichtiger Spieler für uns, er ist ein wichtiger Spieler und er wird ein noch wichtigerer Spieler werden“, sagt Hanlon mit ernstem Ton.„Wir sind eine Familie, die zusammenhält“ Glen Hanlon
Der Übungsleiter setzt im Gespräch zu einer kurzen Pausen an. Schiebt dann aber doch rasch hinterher: „Selbst in Zeiten, in denen Pasci wenig gespielt hat, war er einer der ersten, die zum Training erschienen sind. Er ist auch jetzt noch der Letzte, der vom Eis geht. Diese Typen brauchen wir.“
Wirbel abseits des Eises: Ein Störfaktor?
In diesem Interview mit SportNews wirkt Hanlon angespannter als sonst. Ist es die Konzentration auf das womöglich richtungsweisende Spiel 2 oder ist es doch der viele Wirbel, der den HC Bozen bislang abseits des Eises durch diese Playoffs begleitet? Zweites verneint Hanlon klar und deutlich: „Das prallt alles an uns ab. Wir sind der HC Bozen, wir sind eine Familie, die zusammenhält. Die Spieler sind wie Brüder. Anfeindungen von Außen lassen uns kalt. Das haben wir doch gezeigt.“Voller Fokus voraus: Glen Hanlon und seine Jungs schauen aufs nächste Spiel. © HCB
Die Aufmerksamkeit des Kanadiers und jene seiner Schützlinge liegt also voll und ganz auf dem Sportlichen. Immerhin gilt es auf dem Eis eine Mission zu erfüllen: Die längste titellose Zeit der Klubgeschichte beenden. Der HC Bozen rennt dem Meisterpokal seit 2018 hinterher. Das ist jedoch nichts zur persönlichen Durststrecke von Hanlon, der sich in seiner 30-jährigen Trainerkarriere noch nie zum Champion gekürt hat.
Trainer ohne Titel: Bleibt das so?
Hanlon spricht nicht gerne über das leidige Titel-Thema, das ihn seit dem verlorenen Finale vor zwei Jahren gegen Salzburg verfolgt. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sagt der ansonsten so freundliche, zugängliche Coach: „Bitte machen Sie kein Drama aus der ganzen Sache. Ich bin seit 1976 im Geschäft, da kann ich doch nicht andauernd zurückblicken und darüber nachdenken, was gestern war. Ich will den Titel holen, weil wir in diesem Jahr gute Chancen haben. Und das war's. Im Sommer, zuhause in Kanada, kann ich dann über mich und meine Karriere nachdenken. Doch nicht jetzt.“ Jetzt heißt es für Hanlon und den HCB erstmal: Auf ins zweite Halbfinalspiel!ICE-Halbfinale, Spiel 2 (Freitag, 21. März):
Black Wings Linz – Klagenfurter AC (19.30 Uhr)Best-of-7-Serie: 1:0
HCB Südtirol Alperia – Red Bull Salzburg (19.45 Uhr)
Best-of-7-Serie: 0:1
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