Dieter Knoll: „Haben 100.000 Euro mehr ausgegeben“

Der HCB Südtirol Alperia steht in der Tabelle der ICE Hockey League (ICEHL) nach 32 Spieltagen ganz oben. Die &bdquo;Weiß-Roten“ haben bisher erst 67 Gegentore zugelassen und verfügen über die beste Abwehr der Liga. Zudem haben sie 22 und damit die meisten Siege gefeiert. Grund genug, um mit Dieter Knoll, Sportdirektor und Geschäftsführer des HCB, auf den bisherigen Saisonverlauf zurück- und auf die kommenden Spiele vorauszublicken. Was wünschen Sie sich vom Christkind? Dieter Knoll: &bdquo;In erster Linie Gesundheit. Für mich und meine Familie, aber auch für meine Spieler, Trainer und Betreuer.“ Unter dem Weihnachtsbaum liegt jedenfalls die Tabellenführung in der ICE Hockey League. Und das zum 2. Mal nach 2020. Was bedeutet das für Sie? &bdquo;Es bedeutet mir schon etwas, obwohl es nur eine Momentaufnahme ist. Es ist der Beweis, dass wir ein gutes Team zusammengestellt haben und die Trainer gute Arbeit leisten. Die Tabellenführung ist kein Muss. Schließlich ist unser Ziel die direkte Play-off-Teilnahme. Das ist aber kein Selbstläufer, denn in den kommenden sehr intensiven Wochen kann sich das Blatt schnell wenden.“ Obwohl Ihre Mannschaft derzeit die Nummer 1 ist, konnte sie bisher nicht immer überzeugen. Beunruhigt Sie das? &bdquo;Eigentlich nicht. Schließlich bedeutet das, dass sie noch Luft nach oben hat. Ich glaube, dass die Spieler oft überheblich aufs Eis gegangen sind und den Gegner unterschätzt haben. Sie sollten eigentlich schon wissen, dass man gegen jede Mannschaft verlieren kann. Schließlich gibt es in dieser Liga keine einfachen Gegner. Die Einstellung und der Einsatz haben bei unseren Spielern nicht immer zu 100 Prozent gepasst. Das muss sich ändern. Ich bin aber zuversichtlich, da wir neben den einheimischen Spielern durchwegs Nordamerikaner in unserem Kader haben. Und diese legen, wenn es darauf ankommt, noch einmal zu. Spieler, die ihre Leistung jetzt zu 80 Prozent abrufen, werden sie im Play-off auf 100 Prozent steigern. Die Qualität ist jedenfalls vorhanden. Wir haben 2 starke Torhüter, eine solide Abwehr und 4 gute Sturmreihen. Die Mannschaft ist im Rahmen eines bestimmten Budgets stark besetzt und auch konkurrenzfähig.“ Was trauen Sie dieser Bozner Mannschaft im weiteren Saisonverlauf noch zu? &bdquo;Ich denke und hoffe schon, dass einiges möglich ist. Wenn die Mannschaft einige Details und die vorher angesprochenen Dinge verbessern kann, dann könnte das Halbfinale in Reichweite sein. Danach ist sowieso alles möglich. Wenn alle Spieler gesund bleiben, dann kann das Team weit vorne mitmischen. Ich bin nämlich überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind. Das einzige, was uns vielleicht fehlt, ist ein körperlich robuster Verteidiger, der vor dem eigenen Tor aufräumen und auch Impulse geben kann. Was auch besser werden muss, sind die Special Teams: Im Über- und Unterzahlspiel liegen wir ligaweit nur in der unteren Hälfte.“ Ist der 3. Meistertitel nach 2014 und 2018 möglich? &bdquo;Schön wäre es schon. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass dafür alles passen muss. Unser Trainer würde auch gerne Meister werden, da ihm ein großer Titel in seiner langen Karriere noch fehlt. Träumen ist erlaubt. Zuerst wollen wir aber das Pre-Play-off vermeiden. Neben einem Top-6-Platz zielen wir darauf ab, unter die ersten 4 zu kommen, um im 1. Play-off-Spiel Heimvorteil zu haben. Aber die Saison ist noch lang: Wir müssen uns nur auf das Morgen konzentrieren, nie auf das Übermorgen.“ Wer sind die größten Widersacher? &bdquo;In meinen Augen fallen Asiago, Innsbruck und Vorarlberg ein wenig ab. Die restlichen 9 Mannschaften sind dagegen stark einzuschätzen. Die Liga lebt von der Ausgeglichenheit, die sie interessant und attraktiv macht. Topfavorit ist für mich wie in jedem Jahr Salzburg. Dahinter lauern einige Teams auf ihre Chance. Angefangen beim EHC Linz, der über einen guten österreichischen Trainer verfügt, bis hin zu den Graz99ers, die viel Geld ausgegeben haben und gefährlich sind. Aber auch den beiden Kärntner Mannschaften, Klagenfurt und Villach, ist sehr viel zuzutrauen. Das Gleiche gilt für Fehervar. Laibach, Wien und den HC Pustertal darf man aber keinesfalls unterschätzen.“ Sie haben im vergangenen Sommer tief in die Brieftasche gegriffen und mehrere Hochkaräter nach Bozen gelotst. Hat sich dieser Kraftakt bisher ausgezahlt? &bdquo; Es stimmt, dass wir unser Budget erhöht haben. Wir haben es aber nicht übertrieben, sondern &bdquo;nur“ 100.000 Euro mehr für Spielerkäufe ausgegeben. Es stimmt auch, dass ein Adam Helewka oder Matt Bradley mehr kosten als andere Spieler. Sie bringen aber auch mehr und können den Unterschied machen. Wir haben in dieser Saison auch eine längere Bank als sonst. Wir haben versucht, die Qualität zu steigern und die Voraussetzungen für den 3. Meistertitel zu schaffen. Trotzdem hat Salzburg viel mehr Geld und vermutlich auch die besseren Spieler. Wir punkten bei diesen zwar mit unserem schönen Land und der guten Lebensqualität. Wenn aber ein Verein 50.000 Euro mehr bietet, dann liegt es nahe, dass die Spieler diesen bevorzugen.“ Welcher Spieler hat Sie bisher am meisten überrascht und wer hat Sie am meisten enttäuscht? Überrascht oder enttäuscht hat mich eigentlich keiner. Sehr wohl hat mich ein Spieler am meisten überzeugt. Das ist Daniel Mantenuto, von dem sich viele etwas abschauen können. Er ist zwar nicht neu bei uns, hat aber erneut bewiesen, dass er vom Einsatz und vom Kampf her vorbildlich ist. Er und seine beiden Linienpartner Luca Frigo und Daniel Frank haben vielleicht nicht das Talent, das im Paradeblock mit Adam Helewka, Braden Christoffer und Anthony Salinitri steckt, sie machen die spielerischen Defizite aber dank ihrer richtigen Einstellung und ihres großen Kämpferherzens wett. Werden Sie noch einmal auf den Transfermarkt zurückkehren? Wir beobachten rund um die Uhr den Transfermarkt. Dieser gibt derzeit aber nichts Brauchbares her. Die wenigen Spieler, die zu haben sind, machen uns nicht besser. Wir würden – wie bereits gesagt – einen körperlich starken Top-Verteidiger benötigen. Die Agenten und Informanten, mit denen wir eng zusammenarbeiten, wissen Bescheid. Wenn sie etwas Passendes finden, dann werden wir zuschlagen. Wir haben aber noch Zeit. Schließlich ist erst am 17. Februar 2025 Transferschluss. Ich bin zuversichtlich, dass Ende Jänner interessante Spieler auf den Markt kommen werden, und könnte mir auch gut vorstellen, die Saison mit 11 Ausländern zu beenden. Am 8. Dezember hat der HCB beim 4:3 gegen Laibach den 400. Sieg seit dem Liga-Einstieg im Sommer 2013 gefeiert. Wie stolz sind Sie über das bislang Erreichte? Das Wort &bdquo;stolz“ gefällt mir nicht besonders. Ich kann aber sagen, dass es damals der richtige Schritt war, in die EBEL zu wechseln. Spielten wir zuvor vor 300 Zuschauern, so können wir jetzt rund 3000 Fans bei unseren Heimspielen begrüßen. Es war natürlich viel Glück dabei, dass wir gleich in unserem 1. Jahr den Meistertitel nach Bozen geholt haben. Wir hatten aber auch danach immer ein Team, das vorne mitspielte und haben in den vergangenen 11 Jahren nur einmal das Play-off nicht erreicht. Wir sind aber auch in der Organisation gewachsen und haben die Qualität im Verein und in der Mannschaft gesteigert. Das Publikum hat uns in all diesen Jahren immer die Stange gehalten. Es ist aber auch ein verwöhntes Publikum, das immer vorne mitspielen will. Deshalb sind wir irgendwie gezwungen, Jahr für Jahr eine starke Mannschaft ins Rennen zu schicken. Ich selbst bin vom Sternzeichen her Stier und will immer ein Ziel erreichen, gebe niemals auf und gewinne gerne. Um erfolgreich zu sein, muss aber alles passen. Interview: Kurt Platter

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. EC Klagenfurt	44	168:111	88
2. EC Salzburg	42	153:113	83
3. HCB Südtirol	44	137:105	83
4. Fehérvár	44	129:108	82
5. Graz99ers	45	140:114	81
6. Linz	44	142:113	79
alle ansehen

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Dieter Knoll: „Haben 100.000 Euro mehr ausgegeben“

Über die Tabellenführung, teils nicht überzeugende Leistungen, hohe Ausgaben, den möglichen 3. Meistertitel und vieles mehr: Dieter Knoll, Sportdirektor und Geschäftsführer des HCB, blickt im Interview zurück und nach vorne.

Kommentare (0)