Die HCP-Analyse: Alle Erwartungen übertroffen

Am 17. September begann für den HC Pustertal eine neue Ära mit neuer Mannschaft, neuem Stadion und neuem Präsidenten. Der Neuling hatte die Saisonvorbereitung noch im altehrwürdigen Rienzstadion absolviert und war mit einem 3:2-Auswärtssieg gegen die Bratislava Capitals, die sich nach dem Tod von Stürmer Boris Sadecky und Manager Dusan Pasek jr. am 9. November aus der Meisterschaft zurückzogen, in die Saison gestartet.

Nach drei weiteren Auftritten in der Fremde bestritt der HCP am 1. Oktober sein erstes Heimspiel in der nigelnagelneuen, hochmodernen Intercable-Arena. Gegner war das Starensemble von Red Bull Salzburg, das erst in der Verlängerung mit 4:3 die Oberhand behielt. Zwei Tage später feierte das Team um Kapitän Armin Hofer den ersten Sieg in der neuen Umgebung. Es sollte aber auch der vorerst letzte Sieg für längere Zeit bleiben. Schließlich verloren die Pusterer danach zehn Spiele in Folge, wobei sieben Mal nur ein Tor den Ausschlag gab, und rutschten in der Tabelle auf den 14. und letzten Platz. Helminen löst Basile ab Am selben Tag, als Bratislava die Saison vorzeitig abbrach, zog der Pusterer Vorstand um Präsident Erich Falkensteiner und Sportdirektor Patrick Bona die Reißleine und beurlaubte nach 16 Spielen den glücklosen Luciano Basile, der sich bei der Zusammenstellung der Mannschaft aktiv eingebracht und den einen oder anderen Volltreffer (unter anderem Torhüter Tomas Sholl) gelandet hatte.

Der Erfolgsgarant: Raimo Helminen © Iwan Foppa/HC Pustertal

Nach der 10-tägigen Meisterschaftsunterbrechung saß am 16. November mit Raimo Helminen bereits der neue Trainer auf der Tribüne. Der 58-jährige Finne sah, wie seine neue Mannschaft unter seinem Assistenten Matej Hocevar gegen Graz mit 3:2 erfolgreich war. Drei Tage später saß der ehemalige Mittelstürmer, der mit 331 Länderspielen der weltweite Rekordinternationale und neben Teemu Selänne nur einer von zwei Eishockeyspielern überhaupt ist, der sechs Olympia-Teilnahmen zu Buche stehen hat, erstmals auf der Pusterer Bank. Er feierte mit dem glatten 6:2-Derbysieg gegen den HCB Südtirol einen Einstand nach Maß. HCP rüstet nach Es sollte der erste von drei Siegen gegen den &bdquo;großen Bruder“ aus der Landeshauptstadt sein. Es war auch der erste von 22 Siegen in den verbleibenden 32 Spielen des Grunddurchgangs. Maßgeblichen Anteil daran hatten auch zwei neue Spieler aus Nordamerika. Am 4. November präsentierte der HCP den Kanadier Greg Carey und drei Tage später den US-Amerikaner Max Gerlach, die sich noch als Glücksgriffe erweisen sollten. Im Gegenzug wurden Brad Morrison und Tommaso Traversa abgemeldet.

Brad Morrison erwies sich als Fehleinkauf. © Iwan Foppa/HC Pustertal

Morrison war eine gute Woche vor dem ersten Meisterschaftsspiel unter Vertrag genommen worden und der einzige unter den zwölf neuen Transferkartenspielern, der sich im Nachhinein als Fehleinkauf entpuppte. Von den Gastarbeitern hatten zuvor mit Michael Caruso, Anthony Bardaro und Dante Hannoun nur deren drei ICEHL-Luft geschnuppert, während der Rest hierzulande ziemlich unbeschrieben war. Von den 15 einheimischen Spielern, die zu Saisonbeginn im Pusterer Kader standen, konnten mit Daniel Glira und Ivan Deluca gar nur zwei Cracks Erfahrung in dieser Liga vorweisen. Helminen schafft das Unmögliche Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass gerade die einheimischen Akteure in der neuen Umgebung Anlaufschwierigkeiten hatten und erst mit dem höheren Niveau fertig werden mussten. Spätestens seit dem Trainerwechsel waren aber auch sie in der Liga angekommen und trugen maßgeblich zur Aufholjagd bei. Helminen änderte nicht viel und vertraute bei der Linienzusammenstellung seinem Vorgänger Basile. Dem ruhigen Finnen gelang es aber, den Spielern in kürzester Zeit das fehlende Selbstvertrauen zurückzugeben, sodass das Team prompt in die Erfolgsspur zurückkehrte.

Für den Liga-Neuling begann bereits Mitte November das Playoff. Dieses umfasste schlussendlich 32 Spiele, die irgendwie nicht verloren werden durften. Obwohl die Schwarz-Gelben Sieg an Sieg aneinanderreihten, ging es in der Tabelle nur langsam nach oben. Am 4. Jänner feierten die Wölfe einen 5:2-Heimsieg gegen Dornbirn und sprangen in der Rangliste erstmals über den zweiten Strich, der die Teilnahme am Pre-Playoffs bedeutete.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits das Coronavirus in der Pusterer Kabine eingenistet und drei Spieler flachgelegt. Weil danach zehn weitere Cracks positiv getestet wurden, musste der HCP 17 Tage lang pausieren, ehe er am 21. Jänner mit dem zweiten Auftritt in Bozen wieder in den Spielbetrieb zurückkehrte. Mit sieben Siegen in Folge – darunter vier hintereinander in fremden Stadien – setzten die Helminen-Schützlinge im Februar endgültig zum Überholmanöver an und standen am 16. Februar nach dem 6:2-Erfolg in Villach als Fünfte erstmals auf einem direkten Playoff-Platz. Diesen verteidigten sie in den verbleibenden fünf Spielen und beendeten den Grunddurchgang am 28. Februar mit 78 Punkten und einem Torverhältnis von 146:139 auf dem sensationellen fünften Platz. Sholl war entscheidend Hauptverantwortlich für diesen Kraftakt war Torhüter Tomas Sholl, der seine Mannschaft immer wieder fast im Alleingang zu Siegen hexte. Aber auch dessen Vorderleute machten einen guten Job und präsentierten sich stets als eingeschworene Einheit, die von den Gegnern nur schwer auszurechnen war. Schließlich überzeugte der HCP mit einem starken Kollektiv und vier ausgeglichenen Linien. Gleich 15 Spieler brachten es auf zehn und mehr Scorerpunkte. Pustertal konnte mit Ausnahme von Wien (vier Niederlagen) jeden Gegner zumindest einmal schlagen.

Beim Viertelfinal-Pick am 4. März entschied sich Fehervar für den HC Pustertal als Gegner. In der ersten Playoff-Runde war gegen die groß aufspielenden Ungarn kein Kraut gewachsen, weshalb sich Armin Hofer und Co. am 15. März nach der vierten Niederlage in Folge erhobenen Hauptes vorzeitig in den Sommerurlaub verabschiedeten.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. HCB Südtirol	12	46:25	30
2. Graz99ers	12	35:28	25
3. Fehérvár	11	33:16	24
4. EC Salzburg	11	43:33	23
5. Olimpija Ljubljana	12	31:30	21
6. HC Pustertal	14	50:49	21
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Die HCP-Analyse: Alle Erwartungen übertroffen

Am 3. März 2021 wurde der HC Pustertal in die ICE Hockey League (ICEHL) aufgenommen. Am 15. März 2022 ging die Premierensaison in der multinationalen Meisterschaft für die Wölfe im Viertelfinale zu Ende. Ein Rückblick auf eine turbulente und unter dem Strich erfolgreiche Spielzeit.

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